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Video-Tipp: "23 - Nichts ist so wie es scheint"

von Nico Barbat

23 (Logo)Mit seinem neuen Film "23" betrat Hans-Christian Schmid, Regisseur von "Nach 5 im Urwald", ein neues Terrain in der deutschen Filmgeschichte und landete damit einen unerwarteten Erfolg mit einem ungewöhnlichen Thema: dem ersten deutschen Computer-Thriller! Wer den Film im Kino verpasst hat, kann sich nun auf die Video-Premiere freuen ...

Als der 14jährige Karl Koch von seinem Vater das Buch "Illuminatus!" geschenkt bekommt, beginnt das kriminelle, tatsächlich gelebte (!) Leben des bis dahin ganz gewöhnlichen Gymnasiasten.

In Robert Wilsons weltbekannten Roman "Illuminatus!" symbolisiert die Zahl 23 eine gewaltige Weltverschwörung. Karl Koch hegte einen für ihn verhängnisvollen Verdacht: die gesamte Menschheit werde von den Illuminaten, im Untergrund agierenden Verschwörern beherrscht, die die Regierungen und Unternehmen mittels modernsten Computernetzwerken untergrüben. Die Zahl 23 wurde für Karl Koch zur Schicksalszahl und zum Verhängnis.

23 (Cut)Sein einziges Ziel war die Aufdeckung der weltweiten Verschwörung. Zu diesem Zweck mußte sich Karl in das weltweite Netzwerk einklinken und besorgte sich daher - nein, keinen Amiga, sondern - einen Commodore 64. Dies war der Beginn einer aufkommenden Hacker-Generation und der zunehmenden Vereinsamung des Karl Koch. Während sich seine Kollegen im Chaos Computer Club mit der Veränderung ihrer Noten im Zentralrechner ihrer Schule begnügten, machte sich Karl unter dem Decknamen Hagbard, dem Namen der unerschütterlichen Hauptfigur aus "Illuminatus!", mit seinem Brotkasten auf die Suche nach den Verschwörern und knackte dabei die geheimsten Datenbanken von Regierungen, Universitäten, Finanzdienstleistern und Armeestützpunkten. Karl und seine Kumpanen steigerten sich so in ihren Wahn hinein, daß sie die Nächte vor dem Computer nur noch mit Hilfe von Kokain und anderen Drogen überstanden. So brauchte sich das geerbte Geld des verstorbenen Vaters schnell auf. 1986 begingen die Hacker den größten Fehler ihres Lebens. Auf der Computermesse CeBIT begegneten sie dem ominösen Geschäftsmann Peter Carl, der sie als Spionage-Hacker für den russischen Geheimdienst anheuerte. In seiner miesen finanziellen Lage stieg Karl Koch in das Geschäft ein und lieferte dem KGB geheime Informationen unter anderem aus der Optimis-Datenbank im Pentagon und der Norad-Datenbank im US-Kontrollzentrum für strategische Luftabwehr. Karl gab sein Wissen weiter und wurde dafür mit mageren 30.000 DM entlohnt - ein Indiz dafür, daß die Informationen doch nicht so geheim waren, für die sie zunächst gehalten wurden. Karl - oder Hagbard - glaubte dennoch beharrlich an die Weltverschwörung und leidete zunehmend unter Verfolgungsängsten und Wahnvorstellungen.

Wegen läppischen 75 Cent rollten schließlich einige Köpfe. Karl hatte sich wie schon oft zuvor in den Zentralcomputer von Berkeley eingeklinkt und eine Benutzergebühr offen stehen lassen. Mittels Fangschaltung wurden die Hacker auffindig gemacht. Ein kurzzeitig festgenommene Freund Karls wurde in Hannover hochgenommen, kam aber wegen einem bürokratischen Fehler - die Post hatte für die Fangschaltung keine Erlaubnis von der Staatsanwaltschaft erhalten - schnell wieder auf freien Fuß. Karl wurde die Situation zu brenzlig. Er erstattete Strafanzeige gegen sich selbst. Nur so ersparte er sich mehrere Jahre Gefängnis oder zumindest eine empfindliche Geldstrafe, denen seine Freunde und der schlüpfrige Informationsvermittler Peter Carl nicht entgehen konnten.

Hagbard-Karl wurde nun zwangsverpflichtet. Gegen Zusicherung von Straffreiheit, einem Job und einer Drogentherapie lehrte er die Beamten des Verfassungsschutzes und des BKA in der Kunst des Hackens. Sein Verhängnis wurde das Angebot zweier dubioser Fernseh-Reporter: für 10.000 DM demonstrierte Karl vor laufender Kamera einen Hacker-Einbruch in ein Netzwerk. Diese Übertragung kostete ihn den Job, die Drogentherapie, die Bewahrung vor der BKA und letztlich auch sein Leben.

Seine Ankündigung, sich mittels einer Atombombe im World Trade Center in New York das Leben zu nehmen, endete in der Realität in einem Waldstück bei Gifhorn und einem Benzinkanister. Karl Koch starb am 23.05.89. Mit 23 Jahren ...

Aufstieg und Fall des Hackers Karl "Hagbard" Koch - unbedingt sehenswert.

Genre: Thriller
Dauer: 99 Min.
FSK-Freigabe: 12
Kinostart: 14.01.99
Regisseur: Hans-Christian Schmid
Darsteller: August Diehl, Fabian Busch,
Dieter Landuris, Jan-Gregor Kemp

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