PC Spiel 05/96 – Spielfeld
Krieg der Käfer
Da freut man sich über einen Koffer voll Geld,
das gerade auf illegale Weise erworben wurde, und schon wird man
in eine Kakerlake verwandelt. Ja, richtig gelesen: Bei Bad Mojo
von Pulse Entertainment schlüpfen Spieler in die Rolle eines
mutierten Bösewichts.
Der schlimmste Alptraum
vieler Hotelbesitzer sind weder nervende Gäste noch
schmutzige Bettlaken. Es sind auch nicht vergilbte Gardinen oder
verstopfte Abflußrohre. Vielmehr sind die
größten Probleme meistens ganz klein und nennen sich
schlicht und einfach Kakerlaken. Diese Übeltäter nehmen
spätestens dann eine ernstzunehmende Position ein, wenn die
Rechnung des Kammerjägers höher als die aktuelle
Telefonrechnung ist.
Wie es wohl wäre, selbst einmal die Welt aus den Augen
des unbeliebten Insekts zu sehen? Bad Mojo erlaubt
tatsächlich den Zutritt in die gefährliche und
ekelhafte Welt der Kakerlaken. Dazu gibt es aber eine
Vorgeschichte:
Roger Samms ahnt nichts Böses, als er sich auf seine
Abreise aus San Francisco vorbereitet. Freudig steht er in einem
schäbigen Hotelzimmer vor einem vollen Koffer mit illegal
erworbenem Geld, da schießt ihm der Gedanke an das
mysteriöse Amulett, ein Geschenk seiner Mutter, durch den
Kopf. Schnell kramt er das wertvolle Schmuckstück aus der
Schublade, aber da passiert es: Wo vor einer Minute noch der
menschliche Körper von Roger Samms seine Schatten auf den
Fußboden des gammeligen Hotelzimmers warf, krabbelt jetzt
plötzlich ein Insekt. Roger wurde von einer geheimnisvollen
Magie aus dem Inneren des Amuletts in eine Kakerlake verwandelt.
Spätestens jetzt wird
dem Spieler klar, auf was er sich mit Bad Mojo einlassen wird. Er
ist es, der im Panzer der gejagten Schabe stecken wird. Es gilt,
Roger zu helfen, seine ursprüngliche Form wiederzuerlangen.
Ein schwieriges Unterfangen, wie sich gleich zu Anfang
herausstellt. Aus der Vogelperspektive sieht man den winzigen
Körper des Hauptakteurs. Sechs Beine, zwei Fühler;
raschelnde Geräusche sind auch zu hören. Das sieht
nicht nur so aus, das ist eine Kakerlake!
Mit den Pfeiltasten läßt sich das Tier unglaublich
elegant steuern. Streift man ein bißchen umher, wird man
auch gleich mit einem Feind konfrontiert. Die Spinne, die sich
gerade auf ihr nächstes Mahl vorbereitet, hat sicher Appetit
auf einen knusprigen Käfer.
Wo normalerweise ein Fußtritt ausreicht, müssen in
dieser Situation andere, ähnlich zweckmäßige
Mittel gefunden werden, um den Gegner auszuschalten. So kommen
Elemente eines Geschicklichkeitsspiels auf den Plan. Eine
glühende Zigarette, die auf dem Boden liegt, kann durch
Berührung so gedreht werden, daß die Spinne bei einem
Angriff einfach verbrennt.
Selbst größere,
ja sogar humanoide Widersacher können mit viel Geschick
ausgeschaltet werden. Einfach mal eben am Tischbein
hinaufgekrabbelt, das am Zielort liegende Pillendöschen
angestubst, und schon rollt eine kleine runde Schlaftablette
über den Tisch. Jetzt muß nur noch die gerade
erworbene "Waffe" von der Tischkante in eine Bierdose
gerollt werden, und ein weiterer Feind namens Homo sapiens
verabschiedet sich nach Genuß des verseuchten Gesöffs.
Die Rätselelemente in diesem Game, einer Mischung aus
Adventure und Geschicklichkeitsspiel, sind wirklich
beeindruckend. Auf über 800 zweidimensionalen, wundervoll
gerenderten, teilweise fotografierten Hintergrundszenen muß
die Kakerlake durch allerlei Gefahren bewegt werden.
Versüßt wird das Geschehen durch eingeblendete
Videosequenzen, die meistens hilfreiche Hinweise enthalten. Etwas
Besonderes hat sich das Team von Pulse Entertainment bei der
Darstellung der Kakerlake einfallen lassen. Sie ist nämlich
nicht ausschließlich zweidimensional von oben zu sehen,
sondern scheint hier und da auch richtig in die Umgebung
eingebettet zu sein. Läuft man mit ihr über eine
Zigarettenschachtel, geht sie wirklich bei jedem Knick auf und
ab. Eine Wanderung über die Kante einer Tischplatte
läßt sie auf der gegenüberliegenden Seite wieder
auftauchen, bereit zu neuen Erkundungen. Dreidimensionales Denken
wird also vorausgesetzt. Pulse Entertainment hat mit Bad Mojo auf
jeden Fall etwas völlig Neues auf die Beine gestellt. Nicht
nur die Grafik lädt zu diesem gelungenen Werk ein.
Thomas Richter
Systemvoraussetzungen: 486/66, 8 MB RAM, SVGA,
Doublespeed-Laufwerk, Windows, ca. 20 MB auf Festplatte
Wertung:
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Grafik:
Sound: 
Komfort: 
+ sehr ausgefallene Idee
+ detaillierte Grafik
+ atmosphärisch dichter Sound
– kein Scrolling
Hersteller: Pulse
Entertainment, Preis: ca. 110 DM
(Review)
... ist wohl den Herstellern dieses Games aufgegangen. Endlich
mal wieder ein ideenreiches und nahezu perfekt inszeniertes
Abenteuer. Schon vor einigen Jahren bewiesen die schlauen
Köpfe von Pulse Entertainment mit ihrem Bestseller Iron
Helix, wozu sie fähig sind. Mit Bad Mojo stellen sie gekonnt
das gefahrvolle Leben eines Käfers dar und überschlagen
sich schier in Sachen Detailreichtum. Ich kann nur noch hoffen
... auf weiteres Material aus diesem Hause in ähnlicher
Qualität.
Thomas
(Review)