|
Redaktion In'side MULTIMEDIA
Wir über mich ... oder wie man Millionär wird(Mich interessiert das Geschwafel nicht, ich möchte die Kurzform lesen) Schon früh sann ich darüber nach, wie man mit möglichst wenig Einsatz möglichst viel Geld bekommt und Millionär wird. Lange Zeit fiel mir jedoch zu diesem Thema überhaupt nichts ein, denn ich konnte mir unter einem richtigen Millionär nichts vorstellen. Irgendwann kam ich dann auf die Idee, daß ein Millionär zunächst einmal etwas besitzen müsse, bevor er Millionär werden kann. "Ein langer Weg beginnt stets mit dem ersten Schritt", so lautet eine alte Weisheit, also machte ich mich auf den Weg, mein Ziel 'Millionär' zu werden, auf möglichst angenehme Art zu erreichen. Mein erster Schritt war der Erwerb eines eigenen Mofas, denn - so glaubte ich damals 14jährig - dann brauchte ich meinen Weg zum Millionär nicht mehr zu gehen, sondern konnte ihn fahren. Dieses Mofa finanzierte ich mir, indem ich des Morgens in aller Frühe mein Himmelbett verließ und unbeirrt, der Unbill des Wetters (= Sonnenschein, Regen und Schnee) trotzend, den lieben und netten Menschen meines Heimatortes die morgendliche Frühstückslektüre in Form einer Tageszeitung vor die Türe legte. Diese zwar äußerst gesundheitsfördernde (immer frische Luft, gelegentliche Sprints, um großen Doggen und kleinen Dackeln zu entkommen), aber nicht übermäßig entlohnte (ca. 15 Pf. pro Zeitung bei einem Tragebezirk von ca. 10 km) Tätigkeit reichte noch nicht ganz, mein Ziel zu erreichen. Also machte ich mit einem befreundeten Gastwirt in unserer Nach(t)barschaft einen Deal, der es mir gestattete, des abends in seiner Gastwirtschaft - gegen Einbehaltung des Trinkgeldes, eines meinem Alter angepaßten Salärs und der Zusage, weder dem Ordnungs- noch dem Jugendamt über meine Aktivitäten Meldung zu machen - die Dienste eines Kellners zu verrichten. Daß ich dann vormittags in der Schule manchmal ein kleines Nickerchen machte, störte weder den Gastwirt noch den Vertriebsleiter des Zeitungsverlags - und mich schon gar nicht. Schließlich war das Leben schon Schule genug, und dann kommt der Lehrer noch daher und will mir seine Weisheiten beibringen? Die Arbeit als Kellner gab mir übrigens auch die Möglichkeit, mich schon in zartem Bubenalter einer gewählten Ausdrucksweise zu befleißigen. Sätze wie "Eyh, Norbert, schieb ma noch ne Runde rüber" oder "Hasse eigentlich wat am Appel, ich wollte doch die Fritten ohne Mayo habm" formten mein Sprachverständnis außerordentlich und sorgten dafür, daß ich ständig über die aktuellen Feinheiten der deutschen Sprache auf dem laufenden war. Mein durch schulische Meditation ständig steigender Bildungsstand half mir dabei, schon bald meine Servier-Aktivitäten auch auf den Sonntagnachmittag auszudehnen. So konnte ich dann der Herren-Prominenz des lokalen Fußballvereins beim Anzünden der Zigarren auch gleich einen neuen Haarschnitt verpassen (leider nicht immer zur Zufriedenheit der Gäste, denn mit Streichholz oder Feuerzeug läßt sich nun mal nicht besonders gut "schneiden"), oder ich sorgte bei den Damen für eine regelmäßigen Reinigung ihrer Sonntagsgarderobe (um dies sicherzustellen goß ich ab und an etwas Kaffee darüber). Mit dem Mofa kamen dann die jungen Damen (ich war der erste in unserer Klasse, der ein solch gefährliches Gefährt sein eigen nennen konnte), und der Plan mit den Millionen wurde verschoben. Meine allabendliche Kellnertätigkeit fiel den zahlreichen Verabredungen zu Opfer, das angesparte Kapital zerrann an Kinokassen, in Eisdielen oder wurde für mehr oder weniger große Präsente eingesetzt. BerufungGott sei Dank besann ich mich dann irgendwann. Nach einem kleinen Abstecher in die Christliche Seefahrt - ich hatte die Idee, als Moses auf einem Küsten-Dampfer könnte man vielleicht Millionär werden - begann ich mich aufs Leben vorzubereiten. Meine Ausbildung startete ich bei der Deutschen Bundesbahn. Ich hatte schließlich meinen Plan, möglichst viel Geld mit möglichst wenig Aufwand zu bekommen, noch lange nicht aufgegeben. Und als Beamter in der Verwaltung ...! Die geistigen Anforderungen, denen ich mich während meiner Ausbildung stellen mußte, brachten mich allerdings sehr schnell wieder dazu, nach einem Ausgleich zu suchen. Ich mußte mich selbst davor schützen, daß meine grauen Zellen wegen Überlastung zu schrumpfen begannen. Der Job als Kellner war bereits vergeben, das Interesse an kostspieligen Rendevous mangels Kohle sehr begrenzt, und auch sonst brauchte ich mal wieder etwas Neues. So lernte ich dann die Elektronik kennen. In unzähligen Stunden saß ich in meinem 2-qm-Luxusappartment am Schreibtisch und schraubte und lötete an alten und neuen Radios, Fernsehgeräten, Kaffeemaschinen und ähnlich wichtigen Geräten herum, bis ich so ungefähr verstanden hatte, um was es geht. Als dann das Vaterland und das Kreiswehrersatzamt meinen Namen riefen, kam mir die Idee mit dem Millionär wieder in den Sinn. Die Bundeswehr wollte nämlich auf meine neu erworbenen Fähigkeiten nicht verzichten, und so sah ich mich auch schon als Verteidigungsminister die Geschicke unserer Soldaten in die richtige Richtung lenken. Dank der Hilfe meiner Vorgesetzten und dem unermüdlichen Drang, möglichst nichts zu tun, was meinem Motto ("Mit möglichst wenig ...") widersprach, wurde ich Berufssoldat und machte Karriere in der Wartung von Groß-Computern, die so wichtige Sachen berechnen müssen wie die Anzahl der Soldaten anderer Armeen, wie lange wir nach einem Atomschlag noch zu leben haben oder wie die Flugzeuge zu fliegen haben, damit sie sich nicht selbst vom Himmel schießen. Hierbei muß ich wohl so gut gewesen sein ("Wer nichts macht, macht auch keine Fehler"), daß man der Meinung war, ich solle mein Können auch anderen Soldaten mitteilen. So wurde ich Dozent für Computertechnik und durfte meinen Kameraden die Sinnhaftigkeit der modernen Technik beibringen. Wäre nicht unsere segensreiche Politik auf die Idee gekommen, Einigkeit und Recht und Freiheit wieder herzustellen, wäre ich vielleicht jetzt noch ein braver Soldat, der davon träumt, einmal Millionär zu werden. BroterwerbDie Rückbesinnung der militärischen Führung auf soldatische Tugenden (Strammstehen, kurze Haare, saubere Schuhe und stets ein zackiges Lied auf den Lippen) kam mir recht ungelegen. Außerdem war ich meinem Ziel, Millionär zu werden, noch keinen wesentlichen Schritt näher gekommen. Mein bis dato erwirtschaftetes Kapital wurde von der Familie - ich war zum damaligen Zeitpunkt bereits mit meiner lieben Frau verheiratet und Vater zweier goldiger Kinder - jeden Monat aufs neue aufgezehrt. Also beschloß ich kurzerhand, mein "Beamtendasein" aufzugeben und mich kopfüber in das Verlagsgeschäft zu stürzen. Nach einem raketenhaften Start - in sechs Monaten vom technikbegeisterten Laien zum Chefredakteur einer Computerzeitschrift - kam dann ein ebensolcher Absturz in die soziale Hängematte. Ich hatte mein Lebensmotto ("Mit möglichst ...") zum ersten Mal außer acht gelassen und gearbeitet - dies ist mir wahrlich schlecht bekommen. Nach kurzer Besinnung und einigem Nachdenken ging es dann aber schnell weiter. Ich begann als freier Autor für diverse Zeitschriften und Verlage zu arbeiten und verschaffte mir einige Anerkennung als Dozent an der lokalen Volkshochschule. Im Laufe der Zeit erweiterte ich meine Aktivitäten um Service-Dienstleistungen wie EDV-Beratung und Handel mit Computern und sonstigem "Kram", schließlich wollte ja jeder einen Computer, und warum sollte ich das Geschäft nur den "Großen" überlassen? Mittlerweile war auch der TRONIC-Verlag auf mich aufmerksam geworden und machte mich zum Redakteur der In'side MULTIMEDIA. Als solcher schreibe ich nun über Hard- und Software und alles das, was den geneigten Leser einer Computerzeitschrift so interessieren mag. Millionär bin ich dadurch allerdings noch nicht geworden - aber ich arbeite daran. Zu meinen schon erwähnten Aktivitäten, die ich selbstverständlich alle weiterhin betreibe, ist nämlich vor kurzem noch eine sehr interessante Tätigkeit im Network-Marketing hinzugekommen. Damit ist mein Ziel erreichbar geworden; es ist nur noch eine Frage der Zeit (wer mehr darüber wissen will, darf gerne nachfragen: redaktion.imm@tronic.de). Hotlinks
| |||||||||||||||||||||||||||||||||
|
© 1996 TRONIC Verlag GmbH
& Co. KG, Alle
Rechte vorbehalten.
|