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Das geheime Auge Ob auf Hoteltoiletten, am Strand oder in der Umkleidekabine eines Kaufhauses: Nirgendwo ist man mehr vor versteckten Mini-Kameras sicher. Spanner tauschen das Fernglas gegen digitales High-Tech-Equipment und nutzen das internationale Datennetz als Umschlagplatz für die heimlich "geschossenen" Bilder. von Simon Klaiber Voyeure frönen ihrer Leidenschaft klassischerweise eher heimlich, still und leise. Doch mittlerweile hat die "spannende" Zunft das Internet als Medium zum Austausch skandalträchtigen Materials entdeckt. Die neue Generation der Guckfreudigen verfügt über modernstes Equipment, von der Minikamera bis hin zur ausgeklügelten Überwachungstechnik. Vor den geheimen Augen ist keine Umkleidekabine, kein Hotelzimmer und keine Damentoilette mehr sicher. Die Resultate solcher Beobachtungen werden dann immer häufiger anonym ins Internet eingespeist. Manch ein heimlich Fotografierter wird aus allen Wolken fallen, wenn er sich selbst im Clinch mit der Wochenendfreundin auf einem Motelbett erkennt – auf einem Foto, das bei dem peinlichst geheimgehaltenen Stelldichein heimlich durchs Schlüsselloch hindurch angefertigt worden und anschließend beispielsweise in eine Newsgroup gepostet worden ist. In den meisten Fällen werden einzelne Bilder ins Netz gestellt, immer häufiger trifft man allerdings auch schon auf Videomitschnitte, die als AVI- oder MOV-Dateien gespeichert werden. Hauptumschlagplatz für Aufnahmen dieser ganz speziellen Art sind bestimmte Newsgroups: In Gruppen wie alt.binaries.erotica.pictures.voyeurism und alt.binaries.erotica.voyeurism findet man täglich Dutzende von Bildern aus Duschen, Umkleidekabinen oder von FKK-Stränden. Am häufigsten vertreten sind in den Newsgroups augenblicklich die sogenannten "Up Skirt Pics" – Bilder, die scheinbar aus der Perspektive einer Ameise stammen, die sich gerade "zufällig" im Schatten eines weit ausschwingenden Damenrocks ausruht. Im World Wide Web werden Möchtegern-Spanner vorwiegend von Profis bedient: Wer mit Hilfe der bekannten Suchmaschinen nach einschlägigem Material fahndet, stößt auf eine große Zahl kommerzieller Sex-Sites. Einige wenige davon richten sich gezielt an den Möchtegern-Voyeur: Findige Geschäftemacher wie Optimum Images (http://www.optimages.com/) bieten Filme an, die (angeblich) mit versteckter Kamera aufgenommen worden sind. Spanner unter sich Doch die Zunft der neugierigen Augen nutzt das Internet nicht
nur, um ihre Machwerke der Öffentlichkeit zu
präsentieren, sondern auch zum regen Informationsaustausch
untereinander: So läßt sich zum Beispiel der Betreiber
der Site mit dem bezeichnenden Titel 5-Eyes (http://www.iiiii.com/)
keineswegs dazu herab, direktes Anschauungsmaterial zu liefern.
Statt dessen gibt es hier Minikameras zu bestaunen, die aus dem
Entwicklungslabor von James Bond stammen könnten. Schritt
für Schritt erfahren potentielle Spanner, wie sie sich eine
eigene Minikamera zusammenbauen und damit wirklich
"scharfe" Fotos schießen. Als
High-Tech-Höhepunkt wird die drahtlose Übertragung von
Videosignalen einer versteckten Kamera beschrieben.Ähnliche
Sites finden wir bei unserer weiteren Recherchen immer wieder,
als zentrale Anlaufstelle kristallisiert sich dabei Up Yours! (http://www.geocities.com/SunsetStrip/1741/),
eine Link-Sammlung von Web-Sites rund um den Voyeurismus, heraus.
Die nächste Station auf unserer Suche ist Midnight’s
Voyeur’s Anonymous (http://www.eden.com/~midnight/).
Zu den Highlights zählt hier neben der "U.K. Voyeurism
FAQ" das "Peep Hole", ein ständig wechselndes
Angebot von vier bis fünf AVI-Filmchen. Diese sind (offenbar
tatsächlich) mit Hilfe verstecker Kameras entstanden und
zeigen ahnungslose Opfer bei verschiedenen Aktivitäten. Der
Betreiber dieser Site führt angehende Spanner
schließlich noch in die Vor- und Nachteile von
Ferngläsern ein und erklärt dabei die Kunst des
Langstrecken-Spannens mit Hilfe astronomischer (!) Teleskope.
Diese seien allerdings für Objekte, die sich näher als
400 Meter beim Beobachter befinden, ungeeignet, da man auf Grund
der hohen Vergrößerung "nur eine Nahaufnahme des
Nippels und nie ein Bild der ganzen Brust" bekomme ... Augen auf! Unsere Recherche zeigt: Die Sache mit den High-Tech-Voyeuren ist alles andere als ein Gerücht. Die mit Videokameras bewaffneten Spanner sind überall. Das nötige Equipment kann ein fähiger Bastler für einige hundert Mark zusammenstellen, das Einspeisen der Resultate ins Internet ist – einen Scanner oder Frame-Grabber vorausgesetzt – absolut simpel. Wer beim nächsten Schwimmbadbesuch also die Umkleidekabine etwas genauer inspiziert, muß nicht unbedingt unter verschärfter Paranoia leiden ...
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