09/96 - Spielfeld
Hind
Hier fliegt die Kuh
Das Leben eines Hubschrauberpiloten besteht nicht nur aus
dem Zerstören feindlicher Ziele, was die neue Flugsimulation
von Digital Integration eindrucksvoll beweist.
Die Hind (sprich Heind) - was auf gut deutsch
"Hirschkuh" heißt - ist das Schlachtschiff der
ehemaligen sowjetischen Hubschrauberflotte. In allen
größeren Kriegen, die die ehemalige Großmacht
geführt hat, spielte dieser Kampfhubschrauber eine
kriegsentscheidende Rolle, und über 20 Nationen haben ihn
mittlerweile in Dienst gestellt. Der Helikopter kann nicht nur
für Kampfeinsätze genutzt werden, sondern eignet sich
auch hervorragend zum Truppen- und Materialtransport.
Während der AH64 der amerikanischen Luftwaffe an
Geschwindigkeit und Wendigkeit überlegen ist, erledigt die
Hind ihre Aufgaben durch brutale Gewalt.
In etlichen Missionen muß der Spieler seine
Flugfertigkeit beweisen und nicht nur feindliche Ziele
vernichten, sondern auch Soldaten zum Einsatzort bringen oder
Material für Bodentruppen absetzten. Flugtechnisch ist die
Hind eine wesentlich größere Herausforderung als die
vergleichbaren Modelle der amerikanischen Luftwaffe. Da dieser
Helikopter nicht über ein selbststabilisierendes
Rotorensystem verfügt, muß man beim Lenken des
Fluggeräts immer mit Heck- und Hauptrotor spielen, um nicht
vom Kurs abzukommen.
Um aber auch Anfängern einen
leichten Einstieg in die Simulation zu ermöglichen,
verfügt das Programm über drei verschiedene
Steuerarten. Im Arcademodus ist die Beherrschung des
Hubschraubers denkbar einfach. Der Pilot muß sich nicht mit
komplizierten Steuerungstechniken herumschlagen, kann einfach
drauflosfliegen und die Aufgaben erfüllen, die gestellt
werden.
Das vereinfachte Flugmodell umfaßt schon die
wesentlichen aerodynamischen Merkmale des Hubschrauberflugs,
erspart Spielern jedoch ständige Kurskorrekturen: Die
Lenkung des Helikopters wird vom Programm stabilisiert.
Im realistischen Flugmodell werden dagegen alle Kontrollen auf
maximalen Realismusgrad gestellt, und das Fliegen der Maschine
wird zur richtigen Herausforderung.
Das Programm konzentriert sich im wesentlichen auf drei
verschieden Kampfgebiete: In Afghanistan muß sich der
Hubschrauberkommandant mit Mudschahedin anlegen, aber auch die
pakistanische Armee mischt im Guerillakrieg mit gut
ausgestatteten F-16s mit.
In Korea ist die Hauptaufgabe der
Luftflotte, die Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen,
was eine sehr ungewöhnliche Zielsetzung für
Flugsimulationen ist. Hier bekommt man es auch mit den
gefürchteten Apaches zu tun, die alles tun, um den Einsatz
der Hinds möglichst schnell zu beenden. In Kasachstan
dagegen ist Kampf gegen Rebellen angesagt. Diese sind mit
ex-sowjetischem Militärmaterial bestens gerüstet, so
daß es sogar zu heißen Gefechten zwischen Hinds auf
beiden Seiten kommen kann.
Für den schnellen Einstieg in die Flugsimulation steht -
wie schon erwähnt - ein Arcademodus zur Verfügung: Auf
Wunsch kann der Hubschrauber in diesem Modus auch
unzerstörbar sein, was sich besonders für die ersten
Runden mit dem Heli empfiehlt.
Hat man sich genug ausgetobt, kann man sich an etlichen Single
Missions versuchen. Hier zählt nur die einzelne Leistung,
die der Pilot beim Absolvieren der verschiedenen Missionen an den
Tag legt. Im Campaign-Modus dagegen hat jeder Flug Auswirkungen
auf die gesamte Kriegssituation. Verpatzt man zu viele Missionen,
wird man vom Generalstab seiner Aufgabe enthoben und darf wieder
nach Hause fliegen.
Besonders interessant ist die Netzwerkspiel-Option. Hier
können bis zu 16 Spieler per Modem oder Netz mit- oder
gegeneinander spielen. Auch ein Link mit dem etwas älteren Apache
von DI ist vorgesehen und ermöglicht erstmals realistische
Luftkämpfe zwischen zwei unterschiedlichen Helikoptertypen.
Obwohl der technisch modernere Apache
scheinbar die Nase vorn hat, läßt sich auch der Hind
im Luftkampf nicht lumpen und kann durch die hohe
Waffenkapazität und Robustheit die Wendigkeit des
amerikanischen Kampfsystems gut ausgleichen. Dadurch werden
wesentlich effektivere Einsätze möglich, denn der Pilot
kann sich schon auf neue Ziele konzentrieren, wenn der
Bordschütze noch die zuvor erfaßten feindlichen
Einheiten beharkt.
Aber nicht nur Kämpfe untereinander sind ausführbar,
sondern die Spieler können sich die Rollen von Pilot und
Schütze teilen. Dafür stehen auch spezielle
Zweispieler-Missionen zur Verfügung.
Insgesamt kann Hind durchaus überzeugen, auch wenn es im
Vergleich zum AH64D Longbow von EA grafisch nicht ganz so
gut wegkommt. Die vielfältigen Missionstypen, die
realistische Steuerung und die Netzwerkspiel-Option lassen
fehlendes Texturemapping schnell vergessen.
Arndt Grass
Hind ist nicht einfach nur ein Update des älteren Apache
mit einem neuen Flugzeugtyp, sondern bietet viele Neuerungen, die
dem Programm einen frischen Touch verleihen. Vielfältige
Missionen mit unterschiedlichsten Zielsetzungen sorgen für
Abwechslung während der Missionen. Realistische Fights
zwischen den unterschiedlichen Hubschraubertypen geben den
nötigen Pep. Hind bietet viel Spielspaß für alle
Fans der Schraubenhuber und sollte jedem Simulationsfan eine
Proberunde wert sein.
Arndt
Hind
Systemvoraussetzungen: 486/66, 8 MB RAM, VLB-
oder PCI-SVGA-Karte
Was uns auffiel:
+ viele Missionstypen
+ Netzwerkoption für bis zu 16 Spieler
+ Gunner kann vom zweiten Player gespielt werden
- kein Texturemapping
Hersteller: Digital Integration, Preis: 100 DM