ENEMY - Tempest of Violence Enemy ist in einer Entwicklungszeit von mehreren Jahren entstanden und daher nicht unbedingt für moderne Amigas gedacht. Die Anleitung gibt den Rat, Hardware-Erweiterungen oder schnelle Prozessoren nach Möglichkeit zu deaktivieren, falls das Spiel seinen Dienst verweigert. Auch die Installation des Spiels sieht etwas altmodisch aus: Da kein Installationsprogramm auf den Disketten ist, muß man das Spiel von Diskette laden und den dortigen Installations-Modus anwählen. Hier bekommt man nun einen Hinweis, eine Kopie der Disketten zu machen, da das Spiel erst dann installiert werden kann. Tatsächlich braucht das Spiel Kopien, die beschrieben werden können. Nach der Installation werden laut Anleitung die Disketten benötigt, um das Spiel zu spielen. Ist das Spiel einmal auf Festplatte installiert, läßt es sich mit der Diskette nur noch von Festplatte spielen (dafür hat man ja auch die Kopie gemacht). Allerdings funktioniert es auch ohne Diskette - einfach mit Doppelklick aufs Piktogramm (vorher nur noch im Bootmenü auf "ECS" schalten). Wie auch das Spiel, ist das Handbuch komplett in deutsch gehalten. Die Story zur Einleitung ist mit einem Umfang von 5 Seiten recht umfangreich. Kurz zusammengefaßt: Weltraumforscher entdecken in der Umlaufbahn des Planeten Mars drei außerirdische Raumschiffe. Ein Team bestehend aus 300 Personen soll eine Untersuchung auf den Raumschiffen durchführen und stößt wenig später auf feindlich gesinnte Ausserirdische... Sobald der etwas langatmige Vorspann abgelaufen ist und das Spiel beginnt, landet man auf einem der Raumschiffe. Gegner sind bisher keine zufinden. Das einzige, was der Spieler besitzt, ist eine Karte, mit der man am unteren Bildschirm die aktuelle Position der Spielfigur sehen kann. Ohne Munition bleibt einem nichts übrig, als den Ausgang zu suchen. Nach den ersten paar Schritten fällt einem auf, daß die Entwickler anscheinend von "Prince Of Persia" inspiriert waren. Das gesamte Raumschiff ist ähnlich aufgebaut wie die Verliese des Klassikers. Zur Verteidigung dienen diverse Schußwaffen. In jedem Bild (Enemy hat kein Scrolling) sieht man abwechslungsreiche Hintergrundgrafiken (teilweise sogar animiert!). Die Steuerung ist ähnlich kompliziert wie bei Prince Of Persia. Sobald man sich mit der Steuerung angefreundet hat (was einige Zeit dauern kann: z.B. muß man zum ducken mehrmals den Joystick nach unten bewegen, was oft nicht schnell genug geht) und den ersten Level erfolgreich beendet hat, geht es mit der eigentlichen Mission los: Die Forscher müssen gerettet und das Raumschiff verlassen werden. Unterwegs muß man noch weitere Missionen erfüllen: Zivilisten mit Medikamenten versorgen, Generatoren zerstören oder Aliens und Alien-Eier eliminieren. Da es drei Raumschiffe gibt, steuert man je nach Level verschiedene Personen. Besonders gut umgesetzt ist auch der 2-Spieler-Modus. Man kann gleichzeitig zu zweit spielen. Findet man einen der Forscher, schließt sich die Person dem Spieler an und folgt ihm bis zum Ausgang. Nur benehmen sie sich teilweise so "intelligent" wie Lemminge und laufen in Fallen. Schafft man es nicht, alle Personen lebendig zum Ausgang zu führen, kann man von vorne anfangen. Auch freundliche Außerirdische gibt es, die dem Spieler mit massenhaft Feuerkraft ihre Artgenossen vom Leibe halten. Der Schwierigkeitsgrad ist relativ hoch. Trotz Übersichtskarte bleibt einem manchmal nichts anderes übrig, als ungewiss in den Abgrund zu springen - oft ein tödlicher Entschluß. Für jeden Level bekommt man eine Zeit von ca. 500-1000 Sekunden zur Verfügung. Wenn diese Zeit vor beenden des Levels abgelaufen ist, stirbt man entweder sofort, oder wird von Laser-Schranken eingesperrt. Diese Zeit ist in fast jedem Level viel zu kurz. Zum Erkunden bleibt keine Zeit. Springt man in eine Sackgasse bleibt einem nur, von vorne zu beginnen, da man kostbare Zeit verloren hat. Meistens ist es auch nötig, den Levelaufbau auswendig zu lernen. Für die Profis ist das Spiel also eine echte Herausforderung, für alle anderen ein guter Einstieg, denn trotz des hohen Schwierigkeitsgrads kann man Enemy nicht als unfair bezeichnen. Zum Glück bekommt man für jeden Level ein Passwort, damit man nicht immer von vorne Anfangen muß. Allerdings sind Waffenreserven in jedem Level neu bestimmt. Die Passwörter sind übrigens gut zu merken und damit auch ziemlich leicht herauszufinden. Man kann einfach raten und Zusammenhänge z.B. mit den Passwörtern "Feind" oder "Kampf" erraten. So gelangt man geschummelt in höhere Level und kann zudem jeden vorherigen Level anwählen. Man muß also nur das letzte Passwort erraten (was garnicht so schwer ist) und kann so jeden Level spielen. Fazit: Enemy sieht wie ein typisches Amiga 500-Spiel aus. Laut Verpackung ist es das "Action-Adventure des Jahres". Bisher wurde es dazu zwar nicht gewählt, aber trotz der etwas farblosen nicht-AGA-Grafik verdient Enemy den Titel, da es 1997 tatsächlich kein besseres Spiel dieses Genres gab. Abwechslungsreiche Levels, massenhaft Action und der 2-Spieler-Modus machen den Kauf des Spiels empfehlenswert. Bleibt zu hoffen, daß Enemy 2 für den Amiga erscheint und Anachronia nicht zu den Firmen gehört, die nur noch "Abschiedsgeschenke" für den Amiga präsentieren. Grafik: 50% Animation: 80% Musik: 80% Soundeffekte:70% Handhabung: 50% Spielspaß: 95% Enemy: 85 % ==== Bezug: Fachhandel oder direkt bei: Anachronia Software André Wüthrich Schlosserstr. 2 CH-9000 St. Gallen Schweiz Tel. und Fax: 0041/71 277 11 75 Frank Otto