Das Rätsel-Adventure Myst avancierte seit dem Erscheinen der Ur-Version auf dem Macintosh (1993) zum meistverkauften Computerspiel aller Zeiten und fand Millionen Käufer in aller Welt. Neben Versionen für Mac, PC, 3DO, PlayStation und Saturn erschien nun, pünktlich zum letztjährigen Weihnachtsgeschäft, auch eine Amiga-Version. Der kana- dische Vorzeigeentwickler "clickBOOM" (Capital Punish- ment, Quark Amiga) zeichnet für die Umsetzung des Cyan-Hits, der gerade mit "Riven" (PC/Mac) einen würdigen Nachfolger fand, verantwortlich. Übrigens liegt nach den Worten des Distributors "Sunsoft" eine Amiga-Konvertierung von "Riven:The Sequel to Myst" durchaus im Bereich des Möglichen, sollte sich Myst entsprechend gut verkaufen. Über ein mysteriöses Buch namens "Myst" landet Ihr zu Beginn des Spiels auf gleichnamiger Insel. Während der ersten ein, zwei Stunden seid Ihr erstmal damit beschäftigt, die Insel zu erkunden und ersten Hinweisen nachzugehen. Ihr erfahrt, daß auf "Myst" gewöhnlich der Zeitreisende Atrus wohnt, zusammen mit seiner Frau Katharina und den beiden Söhnen Sirrus und Achenar. Die jahrelangen Aufzeichnungen von Atrus wurden vor kurzem bis auf vier Bücher vollständig zerstört, und Atrus hat einen seiner Söhne in Verdacht. Die beiden sind ihrerseits in zwei geheimnisvollen Büchern gefangen und nur Ihr könnt sie befreien... Die Umgebung von Myst wird auf mehr als 6000(!) gerenderten Standbildern und vielen Animationen dargestellt. Per Mausklick lauft Ihr in die gewünschte Himmelsrichtung oder dreht Euch um die eigene Achse. An vielen Stellen in Myst stoßt Ihr auf Puzzle und Rätsel. Nur die wenigsten davon müssen durch simples Ausprobieren gelöst werden. Meist geht es darum, an einer Stelle Informationen zu sammeln, die an anderer Stelle verwendet werden können. Ihr solltet also immer Papier und Bleistift parat halten. Im Zeitalter des Multitaskings tut es natürlich auch ein elektronisches Notizbuch oder ein Texteditor. Musik gibt es in Myst nur vereinzelt zu hören. Meistens werdet Ihr von atmosphärischen Soundeffekten wie Windge- räuschen, Wasserplätschern und Vogelgezwitscher begleitet. Für die Soundausgabe wird das AHI-Soundsystem verwendet, daß neben den Original-Soundchips des Amigas auch alle gängigen Soundkarten unterstützt. Myst war 1993 eines der ersten "CD-only"-Spiele und wird natürlich auch in der Amiga-Version auf einer prall gefüllten CD-ROM geliefert. Beim Kauf habt Ihr die Wahl zwischen einer englischen und einer deutschen Version. Da die Übersetzung von Myst gut gelungen ist, könnt Ihr Euch getrost für letztere entscheiden. Dabei wurden nicht nur Handbuch, Bildschirmtexte und Sprachausgabe übersetzt, sondern auch alle Grafiken, auf denen etwas geschrieben steht. Als Hardware-Minimum gibt der Hersteller einen Amiga mit 68020-Prozessor, 8 MB Fast RAM, CD-ROM-Laufwerk und Fest- platte an. Der AGA-Chipsatz bzw. eine CyberGraphX(CGX)- kompatible Grafikkarte werden ebenfalls vorausgesetzt. Für einen reibungslosen Spielablauf solltet Ihr aber mind. eine 68030-CPU unter der Haube haben. Ein schnelles CD-ROM- Laufwerk (8x+) kann ebenfalls nicht schaden. Zum einen wer- den dadurch die Animationen flüssiger abgespielt und zum anderen müßt Ihr dann nicht unbedingt die empfohlenen 270 MB an Daten auf der Festplatte installieren. Die Minimalinstallation mit 5 MB, bei der neben dem Hauptprogramm nur noch das AHI-Soundsystem auf Platte kopiert wird, tut es in diesem Fall auch. Auf AGA-Amigas werden alle Bilder und Animationen in 256 Farben dargestellt. Grafikkarten-Besitzer dürfen Myst in 24-Bit, also mit 16,7 Mio. Farben genießen. Allerdings befindet sich vorerst nur das AGA-Hauptprogramm auf der Myst-CD, den CyberGraphX-Patch muß man sich direkt von der clickBOOM-Homepage (http://clickboom.com) besorgen. Wer keinen Internet-Zugang und auch sonst keinen Zugriff auf das WWW hat, der sollte beim Kauf darauf bestehen, daß eine Disk mit dem Patch mitgeliefert wir. Das sollte für den Händler eigentlich kein Problem darstellen. Falls doch - Händler wechseln! :) Als kleines Extra befindet sich ein 14-minütiges deutsch- sprachiges "Making of" als Quicktime-Film auf der Myst-CD. Darin erfahrt Ihr einige interessante Details über den Entwickler "Cyan" sowie die Entstehung von Myst. PERSÖNLICHE MEINUNG: Nach langer Zeit mal wieder eine Umsetzung eines PC-Bestsellers. Und die nächste, eine aufgebohrte Konvertierung eines indizierten 3D-Shooters, wurde bereits für Februar ´98 angekündigt. So kann es gerne weiter gehen, auch wenn Myst bei mir doch einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterläßt. Einerseits fesselt mich die einzigartige Atmosphäre, die besonders durch die herrlich gestaltete grafische Umgebung hervorgerufen wird. Die Steuerung geht sofort in Fleisch und Blut über und die Story um das geheimnisvolle Familien- schicksal sorgt für motivierende Spannung. Andererseits läuft man aber doch oft genug nur umher, ohne genau zu wissen was man eigentlich tun soll. Viele Rätsel sind ganz schön knifflig, ungeduldige Spielernaturen sollten sich nur mit Komplettlösung an Myst heranwagen, ansonsten kommt schnell Frust auf. Wer sich von dem hohen Scbwierigkeitsgrad nicht abschrecken läßt, den erwartet anspruchsvolle Adventure-Kost jenseits gängiger Fast-food-Action. Logisches Denkvermögen und eine gehörige Portion Vorstellungskraft sind hier wichtiger als schnelle Reaktionen oder ein durchtrainierter Daumen. Entwickler: clickBOOM (http://clickboom.com) Vertrieb: PXLcomputers (http://pxlcomputers.com) Testmuster: Verkaufsversion 1.0 (Ossowskis Schatztruhe) Genre: Rätsel-Adventure erhältlich ab: bereits erschienen Preis: ca. DM 100,- Minimalkonfig.: 68020, 8MB FastRAM, 2xCDROM, AGA oder CGX empf. Konfig.: 68040, 16MB FastRAM, 12xCDROM, AGA oder CGX Präsentation: 70% Grafik: 86% Soundeffekte: 82% Musik: 74% Schwierigkeit: schwer SPIELSPASS: 78% DAS WERTUNGSSYSTEM: Ein Spiel mit 50% Spielspaß ist absoluter Durchschnitt; nichts besonderes aber auch nicht grottenschlecht. Ab 70% ist ein Spiel für Fans des jeweiligen Genres bedingt empfehlenswert. Bei einer Wertung von 80% und höher sollten Genre-Liebhaber unbedingt zugreifen, alle anderen machen beim Kauf aber auch nichts falsch. Und ab 90% wird´s zum Mußkauf für alle Spielefans. Thomas Szedlak (The Kalauerman) E-Mail: TSzedlak@gmx.de