Schrot & Korn 12/96
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Hey Ihr!
Wir kennen das doch alle: Oma, Opa, Tante fragen nach Wünschen zu Weihnachten.
Damit Ihr nicht etwa eine rosa Rüschenbluse oder gar einen gehäkelten
Clopapierrollen-Schonbezug bekommt, haben wir für Euch gelesen. Dieses
Mal findet Ihr hier Buch-Tips aus den Sparten Psychologie, Geschichte, Politik,
Zeitgeschehen, Beziehung, Zukunft. Macht es Euch zu Weihnachten mit einem
fesselnden Buch bequem - damit Ihr zu Silvester fit seid zum Feiern
und gut ins Neue Jahr kommt.
Das wünschen Euch
Julia & Laura
Buchtips von Euch -
Buchgewinn von uns
Die ersten von Euch, die uns die Beschreibung ihres Lieblingsbuches schicken,
können gewinnen.
Wir verlosen dreimal das Buch "Und jeden Tag ein bißchen böser"
sowie dreimal "Das Experiment". Schreibt an verlag gesund essen
- Peppkorn - Am Eichwald 24, 64850 Schaafheim. Legt bitte ein Bild von Euch
bei, damit wir Euren Buchtip dann veröffentlichen können.
Einblick in andere
Gefühlswelten
- Martin, der erfolgreiche Rugbyspieler, ist von seinen eigenen Gefühlen
verwirrt, weil er sich zu Männern hingezogen fühlt. Das Buch beschreibt,
wie er lernt, zu seinen Gefühlen zu stehen. Eine Reihe von Problemen
sind die Folge.
Das Buch ist fesselnd geschrieben und gibt Einblick in andere Gefühlswelten.
Das Thema Homosexualität ist ja immer noch eher ein Tabu. Martins Geschichte
regt dazu an, sich Gedanken zu machen und auch mal mit anderen darüber
zu reden.
- Martins Coming-Out, Timothy Ireland, Arena Life,
175 S., 9,80 DM
Provokativ
- Eine 22jährige, die alles erreicht hat, wovon ihre Mutter immer
geträumt hat und sich jetzt noch den Mann fürs Leben angelt steht
im Mittelpunkt dieses provozierenden Buches.
Eine Welt, die mir Gänsehaut macht - als abschreckendes Beispiel durchaus
geeignet.
- Blöde Kuh, Dagmar Chidolue, Beltz & Gelberg,
342 S., 29,80 DM
Endlich richtig böse
- Wer von Euch mit dem Buch "Gute Mädchen kommen in den Himmel,
böse überallhin" auf den Geschmack gekommen ist, findet hier
praktische Tips für die Umsetzung. "Ich möchte jedes Mädchen
unterstützen, eine konfliktfähige, durchsetzungsstarke und lebenslustige
Frau zu werden. Mehr nicht, aber auch nicht weniger," sagt Ute Ehrhardt.
Dabei geht es ihr nicht um "Kampfhennen-Zucht". Das Buch ist unterteilt
in drei Abschnitte: Mit Power heraus aus den eigenen Blockaden - Die Waffen
der bösen Mädchen - Frech und fröhlich zum Ziel. Außerdem
bietet es Tests für die eigene Einordnung: Schon böse genug? Und
Siegen, Lust oder Frust? Der freche Stil trägt zum Lesegenuß
bei. Die Praxistips klingen erfolgversprechend.
- Und jeden Tag ein bißchen böser, Ute Ehrhardt,
Krüger, 190 S., 24,80 DM
Zaks Reise in die
satanische Nacht
- Eine Liebesgeschichte, die gleichzeitig ein Krimi ist und okkulte
Mächte einbezieht, verspricht eine Überdosis Spannung. Beate gerät
in den Bann von Satanspriester Malte, der sie zu seiner Sklavin machen will.
Zak versucht, sie aus diesen Fesseln zu befreien. Immer mehr Jugendliche
geraten auf der Suche nach Identität an okkulte Gruppen und Sekten.
So unglaublich vieles in diesem Buch klingt, so real ist diese Welt für
manche Jugendliche bereits.
- Die Fliegen des Beelzebub, Ralf Thenior, Ravensburger,
186 S., 9,80 DM
Lese-Tips
für Euren "Wunschzettel"
Späte Genugtuung
für eine Forscherin
- Lise Meitners Tagebuch-Notizen und Briefe ergänzen die Lebensgeschichte
der 1878 in Wien geborenen Physikerin. Die relativ unbekannte Forscherin
war Mitarbeiterin von Otto Hahn, der die Kernspaltung entdeckte und dafür
den Nobelpreis erhielt. Der Anteil der Physikerin an dieser Arbeit ging
- wie so oft bei Frauenarbeit - unter und wird mit diesem Buch aufgearbeitet.
Lise Meitner lebte vor über 100 Jahren bereits für die Gleichberechtigung
und machte eine damals ungewöhnliche Karriere. Da sie Jüdin war,
wurde sie 1938 von den Nationalsozialisten aus Berlin vertrieben und ging
nach Stockholm ins Exil. Das Angebot der Amerikaner, an der Entwicklung
der Atombombe mitzuarbeiten, lehnte sie ab. Sie trat stets für die
friedliche Nutzung der Atomenergie ein.
Die Biographie der Naturwissenschaftlerin ist ein spannendes Dokument der
Zeitgeschichte. Es wirkt besonders eindringlich durch die persönlichen
Notizen, die das ganze lebendig machen. Das Buch wurde mit dem Deutschen
Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
- Lise, Atomphysikerin, Die Lebensgeschichte der Lise
Meitner, Charlotte Kerner, Beltz & Gelberg, 130 S., 16,80 DM
Wenn die Zigeuner kommen
- Vier Generationen einer Sinti-Familie - von der über 80jährigen
bis zum kleinen Urenkel - erzählen aus ihrem Leben. Dabei erfahren
wir LeserInnen auch einiges über "uns Deutsche" und über
deutsche Geschichte dieses Jahrhunderts. Der Blickwinkel "von unten"
und Fotografien machen das Buch wirklich interessant. Verständnis für
die sogenannten Zigeuner, auf die viele noch immer mit Unverständnis
und Angst reagieren, wird geweckt.
- Da wollten wir frei sein, Michail Krausnick, Beltz
& Gelberg, 177 S., 12,80 DM
Von Samenspendern und Eilieferantinnen
- Der Adoptivsohn Karl Meiberg macht sich mit 17 auf die Suche nach
seinen leiblichen Eltern. Die Journalistin Franziska Dehmel hilft ihm dabei.
1999 geboren, muß sich Karl in einer Welt von Samenspendern, Retortenkindern,
Leihmüttern und Eilieferantinnen orientieren. Mit viel Spannung und
Phantasie wird diese vermeintliche Welt des Fortschritts, in der Menschlichkeit
auf der Strecke bleibt, beschrieben. Die Zukunft hat bereits begonnen -
gruselig!
- Geboren 1999, Charlotte Kerner, Beltz & Gelberg,
162 S., 12,90 DM
Mit Behinderten leben
- Die zwölfjährige Anna bekommt einen behinderten Bruder.
Sie liebt ihn, versteht sich mit ihm viel besser als mit ihrer jüngeren
Schwester und bringt Ben einiges bei, zum Beispiel Küsse geben. Selbst
als ihre Klassenkameradinnen sich über Ben lustig machen, hält
sie zu ihm und läßt sich nicht beirren. Sie findet Rückhalt
bei Mrs. Chapman, die einen Zeitschriftenladen hat. Als Ben stirbt, leidet
Anna fürchterlich. Bei Mrs. Chapman lernt sie schließlich ein
vierjähriges behindertes Mädchen mit ihrer Mutter kennen und findet
so eine neue Aufgabe. Sie kümmert sich liebevoll um Jackie, lernt zufällig
und ohne es zu wissen auch Jackies Bruder Tony kennen und verhilft ihm zu
einer besseren Beziehung zu seiner Schwester. Für Anna wird der Wert
eines Menschen nicht über seine körperliche und geistige Unversehrtheit
bestimmt. Das Buch geht unter die Haut und hilft, auf Behinderte unbefangener
zuzugehen.
- Ben lacht, Elizabeth Laird, Oetinger, 177 S., 19,80
DM
Mißbrauch
und die Folgen
- David wird rumgeschubst und abgelehnt, von seiner Mutter benutzt,
wie sie es braucht. Ihr ist nur die Karriere als Pianistin wichtig. Die
Chance, mit dem neuen Freund der Mutter, Tano, ein richtiges Familienleben
zu führen, entpuppt sich als bittere Illusion. Es kommt noch schlimmer.
David beobachtet, wie Tano seine kleine Schwester mißbraucht. Er schafft
es nicht, ihr zu helfen und vertraut sich seinem Tagebuch an.
Bei allem Erschrecken über die Grausamkeit, mit der Erwachsene mit
Kindern umgehen können, fesselt das Buch bis zum Ende. Vielleicht schärft
es den Blick für nur vermeintlich heile Welten - und die Bereitschaft,
für Hilfe zu sorgen.
- Wenn nichts mehr bleibt als Schweigen, Bettina Ansorge,
Arena Life, 172 S., 9,90 DM
Leipzig life
- Hoolligans, S kins, Bombenwerfer vor dem Hintergrund des gewendeten
Leipzig. Mitten drin "Killer" und sein grenzenloser Haß.
Dazu eine Portion Liebe samt des Angebots einer Lösung. Deutsch-deutsche
Realität spielt in vielen Jugendbüchern eine Rolle und bietet
auch denen die Chance zur Auseinandersetzung, die nicht hautnah dabei sind.
Der Autor Gunter Preuß, 1940 in Leipzig geboren, versteht sein Schreiben
als ein Stück Lebenshilfe - und als Therapie, in der er versucht, mit
Wahrheit Wirklichkeit zu heilen.
- Stein in meiner Faust, Gunter Preuß, Ravensburger,
297 S., 11,80 DM
Den eigenen
Weg finden
- Pit und Pauline, die Zwillinge, gehen plötzlich getrennte Wege.
Pit schließt sich rechtsradikalen Freunden an. Pauline entdeckt im
Haus ihrer Großtante den Afrikaner Leon und entschließt sich
ihm zu helfen. Sie tritt damit in die Fußstapfen ihrer Großtante,
die mehr als einmal anderen Menschen das Leben gerettet hat. Am besten gefällt
mir die Nachdenklichkeit des Buches, in dem es darum geht, seinen eigenen
Weg zum Erwachsenwerden zu finden.
- Rosensommer, Martina Dierks, Altberliner, 175 S., 22 DM
Reise in die
Zukunft
- Das Buch entführt in das 21. Jahrhundert, in eine scheinbar perfektionierte
Welt der Technik. Gefühle spielen keine Rolle mehr - wie manchmal bereits
heute in unserer Welt. Der 17jährige Armin lebt im Jahr 2046 und entdeckt
zufällig das Computerprogramm von Rebecca mit den unerlaubten Gedanken
und Gefühlen.
- Eulengesang, Iva Procházková, Beltz & Gelberg, 201
S., 24,80DM
Risiko Cyberworld
- Virtuelle Welten prägen Lauren so stark, daß er sich völlig
verändert. Er ist offenbar das Versuchskaninchen des Wissenschaftlers
Marco, der ihm eine Art High-Tech-Droge an Gedanken einpflanzen will. Die
Begegnung mit Cyberworld ist für viele von uns bereits real - welche
Folgen hat sie wirklich? Das Buch geht weit bei der Suche nach einer Antwort
und regt damit den Risiko-Sinn an.
- Das Experiment, Thea Dubelaar, Arena Life, 183 S., 9,90 DM
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