TATORT PRAG : VOM SCHICKSAL EINES KULTURREISENDEN
Eigentlich hätte es eine ganz normale Drehreise werden sollen. Karl-Heinz Meier
machte sich nebst Kameracrew auf den Weg nach Prag. Seine Mission:
Ein aspekte-Beitrag über æLIDICEÆ:
Am 10.06. jährt es sich zum 52. Male, daß die Nazis in der Tschechoslowakei ein Dorf namens æLidiceÆ dem Erdboden gleichmachten, die Einwohner ermordeten, ins KZ abtransportierten oder zur æEindeutschungÆ nach Germania verschleppten.
1967 hatte der Galerist Rene Block die Idee, prominente deutsche Künstler zu bitten, mit einem Werk an dieses Datum zu erinnern. Darunter waren Joseph Beuys, Gerhard Richter und Sigmar Polke. Ihre Werke sollten als Geschenk in der damaligen CSSR bleiben. Und tatsächlich: Im æPrager FrühlingÆ, 1968, wurden sie gezeigt.
Doch mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes verschwand auch die Kunst, bis letztes Jahr galten alle Arbeiten von damals als verschollen.
Vor einigen Wochen nun wurden sie erstmals wieder in Prag gezeigt. Und Initiator Rene Block hatte mal wieder eine Idee: Er suchte (und fand) junge deutsche Künstler, die zusätzliche neue Arbeiten schufen, darunter Rosemarie Trockel, Jochen Gertz und Imi Knöbel. Insgesamt kamen, passend zum Jahrestag, 52 Bilder zusammen.
AllÆ diese Arbeiten gelten nach wie vor als Geschenk an die Tschechen. Aber: Wohin damit ?
Ein Museum sollte gebaut werden in Lidice, und das schon im Jahre 1988 - doch ein tschechischer æSchneiderÆ war am Werk - was blieb: eine Bauruine!
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Hier sein abschlie▀ender Kommentar:
"Wer glaubt, daß Reisen bildet, der liegt damit nicht falsch".
Nun zu den dramatischen Geschehnissen um unser Team vor Ort:
Einige Tage ist es nun her, daß in großer Hektik ein gewisser Redakteur K.-H. M. durch die Gänge der Redaktion stob. Unrasiert war er und, zuerst im Flur, später dann in Einzelsitzungen, erfuhren wir, was sich zugetragen hatte:
Kurz nach Ende der Dreharbeiten rund um die Prager Ausstellung begaben sich Karl-Heinz Meier, sowie unser Kameramann und der Kamera-Assistent æon the roadÆ to Lidice, 60 Kilometer vor den Toren Prags. An der dortigen Gedenkstätte stellten sie den Teamwagen ab, mit abgestellt waren somit auch das private Hab und Gut des Trios und die Kameraausrüstung.
Nur eine halbe Stunde dauerte der Besuch der Gedenkstätte - doch das genügte vollauf für eine Überraschung:
Die Scheiben des Autos waren eingeschlagen und eigentlich, tja eigentlich war "nix als schmutzige Wäsche" gestohlen - und die können sie gerne haben" wie Redakteur Meier -zwar verwundert ob dieser Wahl der Diebe- aber trotzdem, wie immer sachlich, zu Protokoll gab.
Höchst ärgerlich blieb allein:
Karl-Heinz Meier fehlten über Wäsche, Rasierer und Zahnbürste hinaus sämtliche schriftliche Unterlagen, Facts, Telefonnummmern - kurz die gesamte software æseinesÆ Projekts. Nun mußte diese Recherche nach der Rückkehr nach Mainz noch einmal aufs neue angegangen werden. ThatÆs no good news.
Immerhin: Das bereits gedrehte Filmmaterial hatte Meier - pflichtbewußt, wie er nun einmal ist - im Kofferraum verstaut und konnte somit gerettet werden. So kam er denn zwar einigermaßen aufgelöst zurück - aber der Film ist gerettet.
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