Laßt die cookies leben !
In letzter Zeit wird in der Fachpresse immer wieder über die sogenannten
cookies berichtet. Es wird davon gesprochen, daß damit unsere
Internet-Gewohnheiten ausgespäht werden oder gar Systeminformationen
von unserem Computer abgerufen werden. Als Rat wird gegeben, die
entsprechende Datei beim Systemstart automatisch zu löschen oder
mit einem Schreibschutz zu versehen.
Worum geht es dabei eigentlich ?
Geht von den cookies wirklich eine Gefahr aus ?
Es folgen hier zunächst eher trockene
technische
Erläuterungen. Wer sich das lieber ersparen möchte, springe
gleich zum Resümee.
Es folgt eine Beschreibung des Dateiformats.
Netscape 3.0 und MS InternetExplorer 3.0
bieten eine neue
Option, um das Verhalten des Browsers
zu steuern, wenn er den Auftrag zum Anlegen eines cookies bekommt.
Abschließend finden Sie weiterführende Links.
Technik
Cookies (fragt mich nicht, warum sie cookies
heißen - in den
entsprechenden Quellen steht hierzu "for no special reason")
sind kleine Stückchen Information, die der von uns
verwendete Web-Browser im Auftrag des Web-Servers zunächst im Speicher
unseres Rechners festhält und unter Umständen bei Verlassen des
Browsers in eine Datei schreibt (natürlich kann der Server
nicht, wie es teilweise ungenau formuliert wird, selber auf unsere Platte
schreiben). Da dieses Schreiben also vom Web-Server initiiert wird, kann
er auch nur schreiben (lassen), was er sowieso schon weiß.
Bei jedem (jedem ist nicht ganz exakt; wer es ganz genau wissen will,
lese in den unten angegebenen Verweisen nach) neuen Verbindungsaufbau mit
diesem Web-Server sendet unser Browser die gespeicherte Information an den
Server zurück.
Wozu nun dieses ganze Treiben ? - Anders als bei den uns sonst bekannten
lokal laufenden Programmen besteht zwischen unserem Browser und dem Server
keine permanente Verbindung. Jedesmal, wenn wir eine neue Seite aufrufen
oder ein ausgefülltes Formular abschicken, wird eine neue Verbindung
zum Server aufgebaut, die Daten werden ausgetauscht, die Verbindung wird
beendet und ein eventuell auf dem Server gestartetes Programm, das Daten
geschickt oder empfangen hat, wird ebenfalls beendet. Und genau dort liegt
das Problem: Wenn wir durch einen komplexen Dialog geführt werden,
wie soll das beim Ausfüllen des zweiten Formulars auf dem Server
gestartete Programm wissen, was wir im ersten Formular eingetragen haben ?
Solche Informationen kann sich sinnvollerweise unser eigener Rechner als
cookie merken.
Für den hier geschilderten Fall würde es natürlich auch
reichen, daß unser Rechner die Information im Hauptspeicher hält;
es gibt keinen zwingenden Grund, die Information in eine Datei (bei z.B.
Netscape cookie.txt, beim Internet Explorer in das Verzeichnis
\Windows\Cookies) zu schreiben. Hierbei liegt die Idee darin,
bei einem späteren Kontakt zum Server wieder auf alte Daten zugreifen
zu können: vielleicht haben wir schon einmal von einem Online-Versand
eine Kundennummer vergeben bekommen oder wir haben bei einer Beteiligung an
einem Diskussionsforum schon einmal unsere email-Adresse eingegeben.
Dadurch daß der Server bei uns Daten speichern kann, besteht
natürlich auch die Möglichkeit, zum Beispiel Buch darüber
zu führen, wie oft und wann wir das letzte Mal einen Server besucht
haben. Auch können unsere persönlichen Vorlieben - z.B. ob wir
in einer Online-Buchhandlung eher nach Fachbüchern zum Thema Computer
oder nach Büchern mit hübschen Farbfotos suchen - erfaßt
und ausgewertet werden. Dann werden wir vielleicht beim nächsten Besuch
des Servers auf Neuerscheinungen in dem von uns präferierten Bereich
hingewiesen.
Ein wichtiger Aspekt, der noch erwähnt werden soll, ist das
möglicherweise anfallende Datenvolumen: Ein einzelner Server darf auf
unserem Rechner maximal 20 cookie-Einträge speichern; jeder
Eintrag darf eine maximale Größe von 4KB haben. Wenn wir nun
annehmen, daß wir von einem Anbieter, der diese Limits voll
ausschöpft, eine Seite anfordern, in der z.B. 5 Bilder enthalten
sind, so bedeutet das, daß dazu 6 Verbindungen aufgebaut werden
müssen;
bei jeder Verbindung werden alle cookies an den Server gesendet.
Das macht insgesamt also 480 KB... denken wir lieber nicht an so was;
solch extremen Werte habe ich noch nie erlebt.
Die Gesamtzahl der bei uns gespeicherten cookies darf 300 nicht
überschreiten.
Das ist jetzt doch ganz schön lang geworden. Danke, daß
Sie bis
hierher durchgehalten haben.
![cookie](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/brinkman/thecooki.gif)
(ausgeliehen bei Andy, URL siehe unten)
Resümee
Fakten
Gefahren
- Es kann Statistik über unsere Besuche geführt werden.
- Es können unsere persönlichen Vorlieben, die wir auf dem
besuchten Server an den Tag legen,
gespeichert werden.
- Bei einer Ausnutzung der zulässigen Grenzen für Anzahl und
Größe der cookies können erhebliche Netzbelastungen
und damit Wartezeiten entstehen.
Nutzen
- Bei wiederholtem Dialog mit den gleichen Anbietern müssen wir nicht
immer wieder die gleichen Angaben eintippen - das kann Online-Zeit sparen.
Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung !
Meine Meinung ist:
Für mich stellen die cookies einen Komfort dar, auf den
ich nicht verzichten möchte. Eine echte Gefahr im
Sinne eines Sicherheitsrisikos geht von ihnen sicher nicht
aus. Im schlimmsten Fall werden wir vielleicht auf einzelnen
Servern mit Werbeinformationen bombardiert. Wenn dieser Fall
eintreten sollte, werde ich aber deswegen nicht meine
cookies wegschmeißen, sondern als konsequenz diesen
Server nicht mehr besuchen.
Sinnvoll kann es sicherlich sein, sich von Zeit zu Zeit einmal
die Datei mit einem normalen Editor anzuschauen :
- wer hat hier Informationen abgelegt ?
- welche Informationen ? Sind sie als Klartext lesbar oder
aber verschlüsselt ?
- hält sich die Größe der abgelegten Informationen in einem
vernünftigen Rahmen ?
Unliebsame Einträge können dann gezielt gelöscht werden.
Um die Datei bearbeiten zu können, müssen wir natürlich die
Bedeutung der einzelnen Felder verstehen.
Bedeutung der Einträge in cookies.txt
Das angegebene Beispiel wurde von Netscape 2.0 erzeugt :
.netscape.com TRUE / FALSE 946688399 NETSCAPE_ID 1000e020,10073a5f
.infoseek.com TRUE / FALSE 872348237 InfoseekUserId B41680577507860A7D1E7D6721C9A0B0
www.bingo.baynet.de FALSE /cgi-bin/ub FALSE 873421199 NAME Uwe%20Brinkmann
www.bingo.baynet.de FALSE /cgi-bin/ub FALSE 873421199 EMAIL ub304@bingo.baynet.de
www.foo.bar FALSE /home/uwe FALSE 946688399 TEST das-ist-ein-test
1. Domain
Name des Rechners oder der Domain, an den die Information weitergegeben wird.
In der ersten Zeile z.B. ist ".netscape.com", also der Name einer
Domain angegeben. Das bedeutet, daß z.B. sowohl der Rechner
"www.netscape.com" als auch "cgi.netscape.com" die Information erhalten.
Ab dem dritten Eintrag sind jeweils komplette Rechnernamen angegeben; damit
erhält nur genau dieser Rechner die Information zurück.
2. ??
??
3. Pfad
Mit der Pfadangabe kann auf dem jeweiligen Rechner, auf dem der cookie-
Eintrag gilt, noch weiter eingeschränkt werden, ob die Information
übertragen wird.
In den meisten Fällen steht hier ein einfaches "/", das ist
unter Unix das oberste Verzeichnis. Damit wird die Information
grundsätzlich gesendet.
In dem letzten Eintrag hingegen steht als Pfad "/home/uwe". Dieser
Eintrag bewirkt, daß der cookie nur dann zurückgegeben wird,
wenn die rufende Seite in dem Verzeichnis "/home/uwe" oder in einem
Unterverzeichnis davon liegt.
4. Secure
Wenn hier "TRUE" (wahr) steht, dann wird die Information nur
übertragen, wenn eine sichere Verbindung zwischen Client
und Server vorliegt; d.h. wenn HTTPS (HTTP over SSL)
verwendet wird.
5. Verfallsdatum
Datum, bis zu dem der Eintrag gilt (in codierter Form). Nach dem Verfallsdatum
wird die Information nicht mehr gesendet.
6. Name
Name des Eintrags.
7. Wert
Wert des Eintrags.
Z.B. der vierte Eintrag in dem angegebenen Beispiel hat also den Namen "EMAIL",
der zugehörige Wert ist "ub304@bingo.baynet.de". Im dritten
Eintrag steht als Wert "Uwe%20Brinkmann". Das "%20" ist
dabei eine ASCII-Codierung für ein Leerzeichen.
neue Option in
Netscape 3.0 und MS InternetExplorer 3.0
In den beiden Browsern gibt es jetzt eine Option, die eine Warnmeldung
bewirkt, wenn ein cookie angelegt werden soll. Der Benutzer hat dann
jeweils die Möglichkeit, zuzustimmen oder abzulehnen.
Bei Netscape 3.0 finden Sie diesen Schalter unter Optionen / Netzwerk-Einstellungen :
![](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/brinkman/coo_nets.gif)
Bei MS InternetExplorer 3.0 steht der Schalter unter Ansicht / Optionen :
![](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/brinkman/coo_msie.gif)
Weiterführende Links :
oder aber auch :
Ein Beispiel, wie Sie cookies mit JavaScript setzen und lesen
können, finden Sie auf
Seite 16 meiner Einführung
JavaScript für Alle!.
Erstellt von © Uwe Brinkmann -
bingo e.V. - Stand
05.04.97