AKTUELL
Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." - Paragraph 1 des Deutschen Tierschutzgesetzes. Nach den Bildern, die in FRONTAL-Spezial am letzten Dienstag zu sehen waren, möchte man meinen, das ist kein Gesetz sondern ein Gebet. Gezeigt wurden grausamste Aufnahmen eines Rindertransportes aus Deutschland, der via Triest in den Libanon ging. Die Redaktion hatte lange überlegt, ob solche Bilder überhaupt der Öffentlichkeit, also Ihnen, zugemutet werden können. Schließlich waren wir der Meinung: ja, dieser hochsubventionierte Horror muß gezeigt werden. Zu Tausenden werden Tiere in Lkws transportiert, meist unversorgt auf Schiffe geladen und wieder transportiert, um dann mehr tot als lebendig in Nahost oder Nordafrika zur Schlachtbank geschleppt zu werden. Und von der EU gibt's richtig Geld dafür. Die Reaktion nach der Ausstrahlung war überwältigend. Empörte Zuschauer, engagierte Tierschützer, erschütterte Bauern und ein Bundeslandwirtschaftsminister in der Zwickmühle. Harald Lüders - Redakteur der Reportage vom vergangenen Dienstag, versucht, Stimmen und Stimmung eine Woche danach zusammenzufassen.

Ein Bericht von Harald Lüders

Mit diesen Bildern begann vergangenen Dienstag unsere Reportage über internationale Schlachttiertransporte.
Unter Deck eines Transportschiffes im Hafen von Beirut. Tote und verletzte Tiere - keine Einzelfälle - auch die Rinder, die den Transport überleben, sind total entkräftet. Hauptexporteur in den Libanon: Deutschland.
Grausige Bilder aus Beirut, aber der Skandal beginnt zuhause. Die EU subventioniert den Lebendexport kräftig.

Über tausend Anrufe, zahllose Briefe und e-mails gehen bei uns ein, die Zuschauer sind empört über die hochsubventionierte Tierquälerei. Beispiele:

Stimmen aus der Zuschauerredaktion
"Ja also, ich habe gedacht, erstmal, ich bin ein harter Typ, aber ich zittere am ganzen Körper!"
"Ich bin fix und fertig, mir kommen echt bald die Tränen! Das ist furchtbar!"
"Ich schäme mich eigentlich auch!"
"Das geht doch nicht, das sind doch Lebewesen, genau wie Sie und ich!"

Eine der schlimmsten Szenen des Films: mit dem qualvollen Griff ins Auge wird ein entkräftetes Rind auf die Beine gezwungen. Wir entschärften die Aufnahme, um sie Ihnen zumuten zu können. In Wirklichkeit dauert die Tortur über 5 Minuten.

Die Empörung der Zuschauer war so groß, daß auch die Zeitungen begannen, über den Film und viel wichtiger, über die Zustände auf den Transporten zu berichten. Spontan wurden Unterschriften gesammelt und an das ZDF, an die Tierschutzorganisationen und vor allem an das Landwirtschaftsministerium in Bonn geschickt. Auch die EU-Kommission in Brüssel wurde mit Protesten eingedeckt.
Eine große Rolle in unserem Film spielt der Hafen von Triest in Italien. Hierher vor allem werden deutsche Rinder gebracht, die in den Nahen Osten verschifft werden sollen. Nur wenn ein Tier die EU lebend verläßt, werden die Subventionen fällig. Unser Reporter enthüllte mit diesen verdeckt gedrehten Bildern, wie in Triest schwerverletzte Tiere an Bord gebracht werden.

Reaktionen

Ausschnitt aus "heute"
"Die Reportage des ZDF-Magazine FRONTAL über qualvolle Transporte von Schlachtvieh hat jetzt zu ersten politischen Konsequenzen geführt. Niedersachsen verbietet ab sofort den Export von Rindern und Schafen über den italienischen Hafen Triest."

Die Länder Sachsen-Anhalt, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen schlossen sich diesem Schritt an. Richtige Reaktionen - nur Triest ist nicht der einzige Hafen dieser Art. Minister Borchert erklärte, Druck auf die EU machen zu wollen.

Landwirtschaftsminister Borchert: (Fernsehausschnitt)
Morgen wird es darum gehen, nun endlich durchzusetzen, daß bei Tiertransporten so eingegriffen wird, daß Bilder, wie wir sie in dem Bericht gesehen haben, in Zukunft nicht mehr vorkommen.
Frage
Welche Chancen sehen Sie?
Borchert
Gute Chancen, weil wir im Juni dies einheitlich verabschiedet haben. Ich werde Kassetten von dem Film mitnehmen, meinen Kollegen geben!"

Der Minister hielt Wort, verteilte tatsächlich die Kassetten an seine Kollegen und übte Kritik an der EU.

Ausschnitt aus "heute"
"Dabei warf Bundeslandwirtschaftsminister Borchert der EU-Kommission vor, wichtige Verordnungen zu verzögern, sonst wären Bilder, wie jüngst in einem Fernsehbericht, nicht mehr möglich!"

Ob und wie die EU reagieren wird ist zur Stunde noch unklar. Schöne Worte und Absichtserklärungen zum Tierschutz gab es aus Brüssel in den letzten Jahren zur Genüge. Wir jedenfalls werden weiter berichten.

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