AKTUELL
Kein Verbrechen hat Europa so erschüttert, wie die der belgischen Kinderschänder. Abscheu und Ablehnung sind bei diesem Fall klar. Komplizierter wird es bei einem Thema, das ich Ihnen jetzt zumuten möchte. Es geht um Mißbrauch mit dem Mißbrauch. Der Vorwurf sexueller Übergriffe wird in den letzten Jahren in Scheidungsfällen häufig gegen Väter eingesetzt. Nicht immer zu Recht. Jede dritte Beschuldigung ist falsch - sagen Fachleute. Von 2000 Fällen, die jährlich vor Gericht kommen, werden nur 5 Prozent verurteilt. Bleibt eine große Dunkelziffer. Ein heikles Thema, das mein Kollege Alois Theisen in den letzten Wochen recherchiert hat. Ein hochemotionales noch dazu. Aber: ist es nicht möglich, das Thema differenziert zu sehen? Nicht jeder Vater ist ein potentieller Vergewaltiger und nicht jedes Jugendamt eine Kinderklaubehörde.

Ein Bericht von Alois Theisen
Bernd Herbort, zu Unrecht des Mißbrauchs beschuldigter Vater
Also ganz bestimmt sehe ich mich nicht als das alleinige Opfer, mindestens ebenso betroffen ist meine Tochter und ich denke darüber nach, wenn also ein Kind mit einer solchen Sache konfrontiert wird und quasi gezwungen wird, eine Aussage gegen den Vater zu machen, die de facto nicht stimmt, dann ist also meine Tochter mindestens ebenso ein Opfer wie ich auch.

David Albrecht, zu Unrecht des Mißbrauchs beschuldigter Vater
Ich habe nachts Alpträume gehabt, ich konnte nicht mehr schlafen, ich dachte, jeder müßte mir das auf der Straße ansehen, daß dieser Verdacht an mir klebt und war, wie die meisten Väter in der Situation, nur darauf bedacht, jetzt bloß nur jeden Beweis anzutreten, daß an diesem Vorwurf nichts dran ist. Also praktisch die Beweislast wird umgekehrt, sonst ist es beim Strafverfahren der Staatsanwalt, der einem beweisen muß, daß man schuld ist. Aber hier muß man seine Unschuld beweisen plötzlich. Bloß weil eine Frau mit dem Finger auf einen gezeigt hat und hat gesagt Mißbrauch.

Zwei kleine Mädchen, zwei Väter, zwei gescheiterte Ehen - ein Stoff wie aus einen Rührfilm. Doch dann gibt es Krach um das Besuchsrecht. Die Mütter beschuldigen die Männer, ihre Kinder sexuell mißbraucht zu haben. Durch die falschen Anschuldigungen werden nicht nur die Väter, sondern auch die Kinder zu Opfern.
So sieht es jedenfalls eine bundesweite Vereinigung zum Schutz des Kindes in seiner Familie vor sexuellen Mißbrauchverdächtigungen - kurz: SKIFAS. SKIFAS fordert auf zum Widerstand, spricht von Skandal.

Horst Schmeil, SKIFAS e.V.
"Auf jeden Fall darf man sich nicht verkriechen, denn diese Fälle werden alle immer noch als Einzelfälle betrachtet, obwohl ca. 10 bis 15.000 Falschbeschuldigungen pro Jahr gemacht werden."

Die Zahl ist eine hochgerechnete Dunkelziffer. Doch feststeht, der Verdacht des sexuellen Mißbrauchs am eigenen Kind - er wird seit Jahren eingesetzt im schmutzigen Scheidungskrieg. In 40% aller strittigen Entscheidungen um Sorge- und Unterhaltsrecht wird dieser Verdacht geäußert, fast immer zu Unrecht, wie der Präsident des Deutschen Familiengerichtstages meint. Immerhin 2.000 Väter werden so jedes Jahr ohne Schuld als Täter verdächtigt.
Hilfestellung leisten dabei oft sogenannte Kinderschutzvereine. Im Fall von Bernd Herbort war es der Verein Alraune in Detmold.

Bernd Herbort, zu Unrecht des Mißbrauchs beschuldigter Vater
Nachdem meine Exfrau den Frauen von Alraune erzählt hat, was sie an dem Kind beobachtet habe, war es also für Allraune eben sehr schnell klar, daß also ein sexueller Mißbrauch stattgefunden haben solllte. Man hat also dann vonseiten dieser Einrichtung Alraune meiner Exfrau geraten, eine Anzeige gegen mich zu machen. Und wie gesagt, der Grund war, daß meine Tochter apathisch war und daß also meine Exfrau beobachtet hat, daß ab und zu der Dackel, ein dreijähriger Dackelrüde, von hinten auf sie drauf gesprungen ist, sie den Eindruck hatte, daß also diese Dackelsprünge von meiner Tochter provoziert wurden.

So absurd der Anlaß für den falschen Verdacht war. Am Schluß war Bernd Herbort verurteilt: Anderthalb Jahre Haft auf Bewährung wegen sexuellen Mißbrauchs seiner kleinen Tochter. Tatort: das Badezimmer.

Zitat aus dem Gerichtsurteil:
"Daraufhin näherte sich der sexuell erregte Angeklagte mit entblößtem Unterkörper dem Kind von hinten und rieb mit seinem eregierten Glied mehrmals über den Rücken des Kindes. Dabei kam es zumindest bei einer Gelegenheit bei dem Angeklagten zum Samenerguß auf dem Rücken des Kindes."

Vereine wie Alraune, vor allem aber Wildwasser, sind für die SKIFAS-Mitglieder inzwischen zum Feindbild geworden. Ihr Vorwurf: mit völlig überhöhten Zahlen über sexuellen Mitbrauch förderten diese Vereine falsche Verdächtigungen gegen Männer, ganz nach dem Motto: Jeder Mann - ein Täter.

Horst Schmeil, SKIFAS e.V.
Es ist natürlich problematisch, hier gegen eine solche, ich würde schon sagen Mafia vorzugehen. Aber es zeigt sich immer deutlicher, daß der ursprüngliche Sinn, nämlich Mädchen, die sexuell mißbraucht worden sind, zu schützen, dahingehend verkehrt wird, daß sie ganz bewußt, um ihre Stellen zu erhalten, Beschuldigungen auftauchen lassen und stärken, die dann von den Jugendämtern und Gerichten weitergeführt werden, und dann zu einer Apartheidspolitik führen, bei der die Männer, die Väter, ausgegrenzt werden sollen.

David Albrecht, zu Unrecht des Mißbrauchs beschuldigter Vater
Jeder Klempner, jeder Installateur, der einen Wasserhahn reparieren will, braucht mindestens drei Jahre Lehrzeit und er muß unter Aufsicht eines Meisters arbeiten, der eine Prüfung abgelegt hat, der einen langjährigen Kurs besucht hat. Aber um Kinder zu schützen braucht man nichts. Jeder kann jederzeit ein Kinderschutzbüro aufmachen und kann sagen, so, ich schütze anderer Leute Kinder.

Eine Schließung sämtlicher Beratungsstellen von Wildwasser und anderen feministisch-parteilichen Kinderschutzvereinen fordern Betroffenenorganisationen wie SKIFAS. Ein umfangreiches positives Gutachten über den Wert der Wildwasserarbeit, dargestellt am Beispiel der Beratungsstelle in Berlin, sei wertlos. Tatsächlich gehört zu den Autoren der Studie die Sozialwissenschaftlerin Barbara Kavemann, eine der Chefideologinnen von Wildwasser.

Die SKIFAS-Mitgieder fordern allerdings nicht weniger, sondern mehr und andere Kinderschutz-Beratungsstellen.

Horst Schmeil, SKIFAS e.V.
Die Beratungsstellen müssen ausgebaut werden in der Richtung, daß fundierte Kenntnisse erstmal geschaffen werden, die gibt es ja in der Bundesrepublik überhaupt nicht, woran ein sexueller Mißbrauch tatsächlich erkennbar ist. Es gibt allemöglichen Signale, die Kinder zeigen, die mit allen möglichen anderen Erklärungen weitaus glaubwürdiger sind, während Wildwasser und ähnliche Gruppierungen nur auf den sexuellen Mißbrauch abstellen.

Die falschen Verdächtigungen haben Herbort den Beruf gekostet, fast ins soziale Abseits geführt. Seine Erfahrungen hat er in einem Buch verarbeitet. Acht Jahre hat Herbort gebraucht und 12 Prozesse, bis er vor kurzem freigesprochen wurde. Seine Tochter sieht er bis heute nicht.

Bernd Herbort, zu Unrecht des Mißbrauchs beschuldigter Vater
Ich würde mir wünschen, daß irgendwann diese Einsicht bei meiner Tochter kommt, daß da wirklich ganz ganz viel vonder Mutter auch falsch gemacht wurde und daß sie den Weg einfach wieder zu mir zurückfindet. Das würde ich mir sehr wünschen.

Seine Tochter darf auch David Albrecht nicht sehen, obwohl seine Unschuld inzwischen erwiesen ist. Durch das Verständnis der Schulbehörde hat er wenigstens seinen Beruf behalten.

David Albrecht, zu Unrecht des Mißbrauchs beschuldigter Vater
"Andere Väter verlieren ihre Arbeit, andere Väter ertränken ihren Kummer in Alkohol, andere Väter hängen sich gar auf in einer solchen Situation und ich bin sehr froh, daß das alles an mir vorbei gegangen ist.

Doch die Schatten des falschen Verdachts sie bleiben - den Kindern und den Vätern.

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