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Hauser Gestern hat der Genfer Soziologe und sozial-demokratische Abgeordnete, Jean Ziegler, gesagt, die Schweiz sei unfähig, sich mit ihrer Vergangen-heit im Zweiten Weltkrieg auseinanderzusetzen. Hintergrund dieser Äußerung ist, daß die Schweiz wohl die größte Geld- und Goldwaschanlage Europas war und damit den Krieg von NAZI-Deutschland mitfinanzierte. Das belegen Unterlagen, Akten und Dokumente, die zur Zeit von US-Behörden gesichtet und bearbeitet werden. Ein Report des US-Statedepartments, der in Kürze erscheint, wird die Rolle der Schweiz, ihrer Banken und ihrer Wirtschaftsunternehmen zur NAZI-Zeit dokumentieren. Der Hauptvorwurf, die jüdischen Privatvermögen, unter dem Druck der NAZI-Verfolger auf die vermeintlich sicheren Konten der Schweizer Banken gebracht, sind nach wie vor sicher, aber diesmal vor dem Zugriff der Konto-inhaber. Denn die wenigsten Vermögen wurden an die Überlebenden oder ihre Kinder ausgezahlt. Die zynische Abweisung am Bankschalter lautete oft: Bringen Sie einen Nachweis, einen Totenschein.
Für die meisten Hinterbliebenen unmöglich, denn die KZ-Mörder haben keine Totenscheine ausgestellt. Um so wichtiger sind die Unterlagen und Akten, die die Banken in dieser Zeit selbst geführt haben.

Hintersetzer Ein Bericht von Udo Frank

8. Januar 1997. Bei seinem nächtlichen Rundgang in der Schweizer Bank macht der 28Jährige Wachmann Christoph Meili einen Aktenfund, der sein Leben verändern sollte und für die Schweizer Bankgesellschaft zur größten Blamage aller Zeiten wurde.

Christoph Meili beschreibt uns mit einem exakten Lageplan die Räumlichkeiten in den Bankkellern und zeigt, wo er die Container mit den Bankakten fand . Am nächsten Morgen sollte alles geschreddert werden, Beweise über jüdisches Privatvermögen - für immer vernichtet werden.

Christoph Meili
Ich spürte, daß es heiße Unterlagen sein könnten. Ich wußte, daß im Moment vieles läuft in der Schweiz, gerade im Zusammenhang mit den jüdischen Vermögenswerten. Ich wußte, daß Kommissionen gegründet wurden, die das Ganze untersuchen sollten. Also ich hatte schon eine kleine Ahnung davon, was das Ganze sein könnte.

Herrn Meilis Gespür für die Wahrheit beweist: eine der mächtigsten Banken der Schweiz hat Akten zur Aufklärung über jüdische Vermögen einfach vernichtet. Und das Banken - Imperium schlug zurück. Heute ist Meili, Vater zweier Kinder, arbeitslos und der Staatsanwalt ermittelt wegen Verletzung des Bankgeheimnisses.

Marçel Bosonnet, Rechtsanwalt
Das ist eine absolute Arroganz der Macht. Man will Meili fertig machen, den kleinen Wachmann. Man will ihn nun als Hauptschuldigen darstellen, anstatt einzugestehen, daß man ganz schwere Fehler begangen hat: von einem Vizedirektor der Bank, der ja diese Aktenvernichtung befohlen hat. Man versucht nun den Spieß umzudrehen.

Die Bank und ihr Direktor, der - so wie es aussieht - mit der Aktenvernichtung Schweizer Recht gebrochen hat. Beide wissen genau, warum so hart gegen Meili vorgegangen wird.

Bei der Zürcher Bezirksanwaltschaft sind die Akten gelagert. Ein Blick in die von Meili geretteten Unterlagen zeigt: der Zufallsfund des Wachmanns enthält Sprengstoff. Neben wichtigen Protokollen des Bankdirektoriums finden sich Hinweise über Liegenschaften in Berlin. Der Staatsanwalt ermittelt inzwischen auch bei der Bank.

Peter Cosandey, Bezirksanwalt Zürich
Ich habe mit der Polizei das ganze Archiv mal durchgesehen, nachdem es inventarisiert wurde. Wir haben auch versucht noch weitere Akten zu finden. Es hat auch noch sehr viele Akten dort. Und aus sehr vielen Akten sieht man auch die Geschichte dieser Liegenschaften.

An den Akten klebt Blut.

Denn diese Liegenschaften wurden von den Nazis zwangsversteigert. Sie warfen den Eigentümern vor, ihre Steuern nicht zu bezahlen. Das aber konnten sie nicht. Sie waren in Konzentrationslagern. Die wenigsten überlebten. Die Schweizer Banken nutzten die sogenannte Zwangsverwertung und betätigten sich als Hehler. Gegen harte Währung kauften sie die von den Nazis geraubten Immobilien in besten Berliner Lagen.
Die Schweizer Nationalbank war während des zweiten Weltkrieges nicht wählerisch, machte mit den Nazis beste Geschäfte und kaufte ihnen alles ab, was diese ihnen anboten. Über die Herkunft machten sich die Banker keine Gedanken.

Noch heute ruhen unter dem Berner Marktplatz zwischen Nationalbank und Bundesrat Tonnen Gold, gestohlen aus den Banksafes der Zentralbanken der eroberten europäischen Länder.
Darunter auch das Blutgold jüdischer KZ-Opfer und große Mengen jüdischer Privatvermögen.

Prof. Jean Ziegler SPS, Nationalrat und Publizist
Es war die Profitsucht, unbändige Raffgier, die die Bankiers antrieb, mit Hitler ins Geschäft einzusteigen. Der letzte Goldtransport, Raubgoldtransport aus Berlin kam am sechsten April in Bern an, drei Wochen vor dem Selbstmord Hitlers. Also bis zur Götterdämmerung haben die Schweizerischen Bankiers dem Hitler, dem Verbrechersyndikat in Berlin, die Treue gehalten.

Geschäftsprinzip der Schweizer Banken: alles behalten, nichts herausgeben.
Auch wenn der Profit durch Geschäfte mit Nazi Deutschland gemacht wurde.

Bei den Verhandlungen mit den USA nach Kriegsende stand deshalb für die Schweizer viel auf dem Spiel. Geld, Gold und Schuld. Das Saubermann-Image behielten sie mit Hilfe einer Legende: dem Märchen von der politischen Neutralität.
Geld und Gold behielten sie auch. Verhandlungsführer Walter Stucki drückte die Rückzahlung auf 250 Millionen Franken. Bei geschätzten 7 Milliarden Franken in Gold ein glänzendes Geschäft mit extrem guter Rendite.

Auch die Schweizer Wirtschaft machte sich zum Komplizen. Der deutsche Chemie Konzern æI.G.FarbenÆ hatte eine starke Tochtergesellschaft, die æI.G.Farben, BaselÆ. Nach Kriegsende sollten deutsche Auslandsvermögen zum Wiederaufbau eingesetzt werden. Und wieder funktionierte das System Schweiz.
Im Schweizer National Archiv befinden sich Akten, die belegen, wie aus dem braunen deutschen Unternehmen eine blütenweiße Schweizer Firma wurde. Aus æI.G.Farben, BaselÆ wird kurz vor Kriegsende die Firma æInterhandelÆ und die geht an die Schweizer Bankengesellschaft.
Den Beweis der realen Besitzverhältnisse darf man nur von außen filmen. Öffentlich ist er nicht. Die Geldmaschine Schweiz hat bis heute viel zu verbergen.

Ziegler














Familie








Fagan

Doch die Tatsachen, die Aktenbeweise aus dieser Zeit, lassen sich nicht länger unter Verschluß halten. Und Zensur durch den Schweizer Bundesrat hilft da nicht. Das Ansehen ist ramponiert. Am meisten fühlt man sich moralisch bedrängt von den Menschen, deren Vermögen seit über 50 Jahren auf den schweizer Bankkonten liegt und die es heute zurück haben wollen.

Christoph Blocher SVP, Nationalrat
Von wem wird denn das Ganze eigentlich hier geschürt? Sie müssen sehen, nüchtern betrachtet geht es um diese jüdischen Organisationen in New York, mächtige Organisationen, die von uns Geld wollen. Es liegen Geldforderungen auf dem Tisch und sie sagenÆs auch: Wenn ihr nicht bezahlt, dann werden wir die Schweiz attackieren. Sie sagen, wir werden boykottieren, also Schweizer Banken meiden. Sie sagen dem schweizer Volk, wenn ihr nicht bezahlt, dann werden wir für ein schlechtes Ansehen sorgen auf der Welt. Das sind, für mich sind das Erpressungen von Geld.

Ortswechsel - New York. Hier wohnen viele der jüdischen Holocaust Überlebenden, die von Schweizer Politikern heute noch als Erpresser diffamiert werden.

Hier treffen wir die Frau, die die finanziellen Ansprüche jüdischer Mitbürger an die Banken sammelt und bearbeitet. Gisela Weisshaus, 66 Jahre alt, einzige Überlebende, ihre siebenköpfigen Familie kam in Auschwitz um.
Ihr Vater wickelte als Devisenhändler alle seine Geschäfte über Schweizer Banken ab und hatte dort ein beträchtliches Privatkonto. Seit den 50er Jahren versucht Frau Weisshaus ihr Geld von den Banken zu bekommen. Vergeblich!
Doch jetzt führt sie ihren Kampf nicht mehr allein. Über 300 Briefe mit Hinweisen und Belegen bekommt sie täglich. Inzwischen sind es über 14000 Zuschriften.In einer Sammelklage will man einen zweistelligen Milliardenbetrag gerichtlich einfordern.
Nicht ohne Stolz zeigt sie uns die Dokumentation Schweizer Bankenmanipulation. Jede Akte ein Familienschicksal. Jede Akte ein Beleg für die Habgier der eidgenössischen Banken.

Edward Fagan, Rechtsanwalt
Es handelt sich um eine Privatklage von Privatleuten gegen die Banken. Und wissen sie, wenn die Schweizer Banken am Ende zusammenbrechen wegen der Verpflichtungen, die sie gegenüber all den Leuten haben, dann sollen sie zusammenbrechen. Zur Hölle mit ihnen. Das Geld gehört ihnen nicht.
Was wir jetzt sehen ist: sie stahlen das Geld der Menschen und dann haben sie es mit Hilfe des Bankgeheimnisses 50 Jahre lang versteckt. Und das war nicht ein æUuups, wir haben es verloren!Æ. Sie haben es weggenommen. Sie haben es genommen und zwar mit System.

Auch mit System arbeitet jetzt das æOffice of Special InvestigationÆ, eine besondere Abteilung des US-Justizministeriums. Hier wird die Rolle der Schweiz und ihrer Banken exakt dokumentiert.
Diese Abteilung kann vor allem auf Geheimdienstberichte zurückgreifen. Der Report der US Behörde, so Insider, wird die Schweiz und ihre Banken der Nazi- Kollaboration endgültig überführen.

Prof. Jean Ziegler SPS, Nationalrat und Publizist
Die Schweiz war Hitlers Kassenschrank. Das ist heute bewiesen durch die amerikanischen Dokumente. Hitler war ja ein Räuber, der bankrott war, als er den Krieg begann. Dann hat er in ganz Europa Gold, Schmuckstücke u.s.w. zusammengestohlen. Die brauchte er, um strategische Rohstoffe zu kaufen auf der ganzen Welt. Um seine Kriegsmaschine zu alimentieren brauchte er aber einen Bankier, der dieses Raubgold wusch, in Devisen umwandelte. Und das waren die Schweizer Bankiers. Die Schweiz hat geholfen, den zweiten Weltkrieg zu verlängern.

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