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Hauser Das Wochenblatt von Nordheide titelte "Justiz im Zwielicht: Nebenberuf Richter, Hauptjob Spekulant. Millionengeschäfte eines Amtsrichters". Und in der Tat geht es um einen Amtsrichter aus Bendestorf bei Hamburg, der offenbar eine umfangreiche Nebentätigkeit ausübte, ohne daß eine Genehmigung vom Justizministerium vorlag. Was war geschehen? Ende der 70er Jahre erbte ein ehemaliger Bundesbahnobersekretär von seiner Tante zahlreiche Grundstücke. Nun ist alles verkauft, doch der glückliche Erbe wurde dadurch nicht reicher sondern bettelarm. Ein Amtsrichter und ein wohlhabender aber hilfloser Erbe. Irgendetwas stimmte an diesem Verhältnis nicht.

Hintersetzer Ein Bericht von Barbara Völkel

Nobelwohnort Bendestorf bei Hamburg - man sagt der Ort mit der höchsten Millionärsdichte Deutschlands. Hier wohnt Wolfgang Renck mit seiner Familie. Der 70ig-jährige trat vor knapp 20 Jahren eine Millionenerbschaft seiner Tante an.
Ein Glückspilz, so die Bendestorfer damals, doch nichts ist von dem Millionenerbe übriggeblieben.

Werner Renck gab über sein Vermögen einem Menschen, dem er vertraute, Generalvollmacht und zwar Amtsrichter Wolfgang Schlechtriem.

Werner Renck, Pensionär
Wie ich hier gebaut hatte, ich habe dann ja auch Ländereien verkauft, um mein Haus bauen zu können, ist Herr Schelchtriem gekommen und hat gefragt, ob er auch von mir Bauplätze kaufen könnte. Er würde die vermarkten und so bin ich zu Herrn Schlechtriem gekommen. Ich habe ihm von Anfang an vertraut
Warum haben Sie ihm vertraut?
Weil er Richter war - beim Amtsgericht in Poststed.

Von da an verkleinerte sich Rencks Vermögen zusehends. In kurzen Zeitabständen taucht er häufig zusammen mit Schlechtriem bei diversen Notaren auf und unterschreibt Kaufverträge, Urkunden, und einen Vergleich. Doch Renck und seiner Tochter kommen Zweifel. Wird Ihr Vermögen auch wirklich zu Ihren Gunsten verwaltet ? Schließlich kommen sie zu dem Entschluß Strafanzeige zu erstatten gegen Amtsrichter Wolfgang Schlechtriem.

Wolfgang Hake, Staatsanwaltschaft Stade
Wir ermitteln gegen Herrn Schlechtriem seit September 1996 wegen des Verdachts des Betruges, zum Nachteil von Herrn Renck aus Bendestorf.
Was wird Herrn Schlechtriem vorgeworfen?
Es wird ihm vorgeworfen, daß er den Zeugen Renck - ich nenne ihn jetzt mal als Zeugen hier - durch Manipulation, oder durch falsche Versprechungen, oder irreführende Darstellungen von Sachzusammenhängen dazu veranlaßt hat, Vermögensverfügungen zu seinen Gunsten, zu Gunsten von Herrn Schlechtriem, zu veranlassen.

Voller Elan, ausgestattet mit Vollmachten widmete sich der Generalbevollmächtigte Richter Wolfgang Schlechtriem seinen neuen Aufgaben. Ein Beispiel: Ende 1979 kauft Schlechtriem von Renck ein 32.000 m▓ großes Grundstück. Wert nach Meinung des Richters, 1 Million Mark. Renck bekommt 500.000 Mark für das Grundstück sofort, die andere Hälfte zahlbar zum 1. März 1984. Schlechtriem belastete das Grundstück mit einer Hypothek von 800.000 Mark. 1980 wird dieser Vertrag abgeändert. Jetzt tauchen weitere Belastungen in Höhe von 1,5 Millionen Mark auf das Grundstück auf, wobei das Grundstück doch nur eine Million Mark wert sei - nach Meinung des Richters Schlechtriem.
Renck unterschreibt diesen Vertrag, ohne zu wissen, wie er sagt, daß das Grundstück 1982 an die Immobilienfirma Terra Sol weiter verkauft wird - für den stolzen Betrag von 2,75 Millionen. Amtsrichter Wolfgang Schlechtriem persönlich ist zu diesem Zeitpunkt der einzige Gesellschafter der Immobilienfirma Terra Sol.

Renck wartet noch auf seine außenstehenden 500.000 Mark für dieses Grundstück. Schlechtriem bezahlt ihm schließlich noch 200.000, auf die restlichen 300.000 Mark verzichtet Renck in einem Vergleich 1986. Schlechtriem behauptete, die Grundstücke seien nicht schnell bebaubar gewesen. Da heißt es im Vergleich:
"daß ihm, Schlechtriem, infolge der mangelnden Nutzungsmöglichkeit æein hoher Schaden (laufende hohe Zinslasten, sinkende Veräußerungspreise bzw. Unmöglichkeit der Veräußerung) entstanden ist.Æ"
Immer wieder werden Werner Rencks Grundstücke hoch belastet, bis sie zwangsversteigert werden müssen. Renck sieht so gut wie kein Geld. aus den Verkäufen seiner Grundstücke.

Werner Renck, Pensionär
Bei dem ersten Grundstück, ja da habe ich die 500.000 Mark bekommen. Und dann ist da ja auch teilweise wieder eine Zwangsversteigerung. Das nächste Grundstück, was ich ihm verkauft habe, da habe ich nichts gesehen, das ist dann ja auch wieder in eine Zwangsversteigerung. Da ist ja kein Geld rausgekommen.

Herr Renk
Versuch einer Kontaktaufnahme












Wir wollen eine Stellungnahme von Wolfgang Schlechtriem zu diesen Vorfällen, doch Schlechtriem weigert sich, vor laufender Kamera Stellung zu nehmen. Ebensowenig will Schlechtriems Anwalt aus Hamburg, Johann Schwenn, wie er sagt, aus mandantenschutzrechtlichen Gründen ein Interview geben. Das Gleiche bei Notar Peter Sieveking.
Gerne hätten wir den Notar zum Beispiel gefragt, warum Verträge zwischen Schlechtriem und Renck geschlossen worden sind, in denen schlechte bzw. gar keine Sicherheiten für Werner Renck eingeräumt wurden.
Rencks Anwalt meint in den Notarverträgen Fehler entdeckt zu haben.

Frank Parbst, Rechtsanwalt
Ich gehe davon aus, daß ein Notar dann, wenn an ihn das Ansehen herangetragen wird, ein so weitreichendes Rechtsgeschäft zu beurkunden, ganz erhebliche Belehrungs und Beratungspflichten insbesondere für denjenigen Teil hat, der als Vollmachtsgeber auftreten soll.

Schließlich belastete Schlechtriem auch das Eigentum von Renck, sein Privathaus. Schlechtriems Immobilienfirma Terra Sol ersteigerte das Haus bei der Zwangsversteigerung. Noch während unserer Dreharbeiten kamen Makler und Interessenten, um das Haus von Werner Renck zu besichtigen. Denn in Kürze muß er mit seiner Familie ausziehen. Wo das ganze Geld aus den Verkäufen geblieben ist, bleibt uns weiterhin unklar. Schlechtriem behauptete sogar vor dem ermittelnden Staatsanwalt, daß Rencks verstorbene Ehefrau Frieda verschwenderisch gelebt und die Million durchgebracht habe. Er, Schlechtriem, habe keine Million. Rencks Tochter Birgit ist empört , ihre Sicht der Dinge.

Birgit Dehati, Tochter von Werner Renck
Das ist eine ganz infame Lüge! Eine Boshaftigkeit, die nicht mehr zu überbieten ist von Herrn Schlechtriem. Dieser Mann hat meinen Vater ausgesaugt wie ein Blutegel, wie ein Vampir. Das ist eine Frechheit hoch drei. Dieser Amtsrichter, der hat sich alles unter den Nagel gerissen und behauptet sowas. Also ich meine, wenn dem Herrn nichts besseres einfällt, dann tut es mir leid, dann hat er also wirklich sein Amt verfehlt. Das ist also das absolut Letzte, was dieser Mann sich erlaubt hat.

Werner Renck
Ich habe das Vertrauen zu ihm gehabt. Und hab das ja jahrelang und hab ja nun gesehen, was geworden ist. Das ist ja das Schlimmste. Für mich und meine Familie.

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