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Wir bleiben beim Sport, doch es ist wohl mehr ein Wirtschaftsthema. Das Fernsehmonopol des Formel-Eins-Bosses Bernie Ecclestone gerät ins Wanken. Der gelernte Chemiker und gescheiterte Rennfahrer hat es verstanden, in 16 Jahren zum Familienoberhaupt des gesamten Motorsports zu werden, mit Milliarden-Einnahmen. Doch er und der Internationale Automobilverband FIA mußten am vergangenen Mittwoch eine schwere juristische Niederlage einstecken. Das Landgericht Frankfurt am Main entschied, daß die zentrale Vermarktung von Fernsehrechten an den Rennen der Truck-Europameisterschaft gegen europäisches Kartellrecht verstößt.
Die Kammer begründete die einstweilige Verfügung mit dem übergeordneten Interesse am freien Wettbewerb zwischen den einzelnen Veranstaltern und den Übertragungsgesellschaften. Die endgültige Entscheidung wird vermutlich erst 1998 im Hauptverfahren fallen. Dies könnte für Ecclestone unangenehme finanzielle Folgen haben.
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Ein Bericht von Francis Best
Schön warÆs, als 1995 noch über 100 000 Zuschauer in Hockenheim ihre Helden der deutschen Tourenwagenmeisterschaft siegen und verlieren sahen. Am Ring und zuhause vor den Bildschirmen erreichte die DTM ein Millionenpublikum.
Industrie und Medien arbeiteten gemeinsam an dem Erfolg. Drei Autohersteller finanzierten die Fernsehaufnahmen dafür rasten gut eine Stunde lang PS-starke Werbeflächen über die Bildschirme. Weltweit wurde man auf den Erfolg dieser Rennserie aufmerksam. Immer mehr TV Stationen berichteten von der DTM- dadurch kamen immer mehr Sponsoren an Bord. Aus der DTM wurde 1996 die ITC û ein internationales Rennen. Automatisch gingen nun alle Rechte û auch Fernsehrechte an die FIA, den internationalen Automobilverband.TV-Stationen mußten von nun an Geld für Übertragungsrechte zahlen. Kaum jemand wollte das û der Erfolg blieb aus.General Motors reagierte sauer û schrieb bereits im Juni 96 an die FIA. Erst 5 Wochen später kam eine Antwort. Opel wurde vertröstet û man solle Geduld haben. Der Erfolg aber blieb aus û die ITC wurde eingestellt.Verantwortlich für das Debakel zeichnet ein Mann: Bernie Ecclestone. Brite. 66 Jahre alt û geschätztes Jahreseinkommen 120 Millionen DM. Der Godfather der Formel I hat die FIA zu einem gewaltigen Imperium aufgebaut. Nebenbei gehören ihm noch zahlreiche andere Firmen. Eine davon ist die ISC. Ausschließlich diese Firma ist autorisiert und kassiert, wenn es um Fernsehrechte geht. Eine Rennserie nach der anderen wurde von Ecclestone eingeschläfert- weil niemand mehr bezahlen und somit berichten wollte.
Christian Danner, Rennfahrer
Es es natürlich im Sinne der Fahrer und der Teams, daß so viel wie möglich über den Motorsport berichtet wird. Nur in der letzten Zeit hat sich halt die Gesamtberichterstattung über Sportereignisse dramatisch geändert, das heißt, jeder verlangt einen Haufen Geld dafür und da kommt man natürlich oft einmal in eine Sackgasse, so daß also am Schluß zwar das Geld immer verlangt wird, aber am Schluß nicht so wahnsinnig viel zu sehen ist.
Um etwas sehen zu können, muß erst einmal gefilmt werden. Da aber gibt es Hürden. Nur wer alle pingeligen Formalitäten erfüllt und sich den rigiden Gesetzen des Herrn Ecclestone unterwirft darf ein Rennen der FIA aufnehmen, darüber berichten - oder auch nicht.
Markus Österreich, Rennfahrer
Früher, als der Herr Ecclestone noch da geblieben ist, wo er gewesen ist, konnte man vernünftig arbeiten. Da war man auch sehr dankbar für kleine Agenturen, für kleine Zeitungsberichte, als die DTM noch, sage ich jetzt mal, professionell von der ITR gemanagt wurde. Und in dem Augenblick, wo man diese kleinen Leute rausgeschmissen hat, war alles am Ende.
Das ist ja eine FIA-Veranstaltung - das war doch früher völlig unkompliziert, da hat man an einer Stelle angerufen - und jetzt wird es kompliziert ....
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Das gleiche Schicksal drohte nun auch dem Truck Grand Prix. Über Jahre hinweg haben Industrie und Medien diesen Rennsport populär gemacht. Je mehr das Fernsehen über die rasenden Brummis berichtete, um so mehr Zuschauer kamen zu den Veranstaltungen, um so mehr Sponsoren gaben Geld. Seit diesem Jahr gelten auch hier neue, von der FIA selbstherrlich erlassene Gesetze. Bernie Ecclestone zwingt Veranstalter und Fernsehproduzenten, die für ihn wichtigen Reglements einzuhalten. Die Rennsaison hat bereits begonnen. Wir zeigen Aufnahmen aus dem letzten Jahr. Die Angst geht um im Fahrerlager.
Gerd Körber, Rennfahrer
Man muß ja nur in die Vergangenheit schauen, um zu sehen, wieviel die FIA schon zerstört hat und ich fände es schade, wenn die FIA auch hier diese Art des Motorsports kaputt macht. Vielleicht solte man da mal irgendwie einschreiten.
Helmut Rademacher, Marketingmanager
Ich hoffe und wünsche eigentlich, daß mal irgendjemand gegen den Bernie Ecclestone ankommt.
Einer wagte jetzt den Schritt .Am Frankfurter Landgericht wurde eine Einstweilige Verfügung beantragt. Der bisherige TV Produzent des Truck Grand Prix, Wolfgang Eisele, und seine Anwälte wollen das Monopol der FIA brechen. Am vergangenen Mittwoch, im Namen des Volkes, der Beschluß. Die FIA verstößt gegen das europäische Wettbewerbsgestz, das Monopol ist aufgebrochen. Freude bei den Rennveranstaltern, die nun wieder frei über Fernsehverträge verhandeln können. Wolfgang Eisele wartete das Urteil in einem Hotel ab.
Erleichterung auch bei den Veranstaltern.
Helmut Rademacher, Marketingmanager
Die Planungssicherheit haben wir natürlich jetzt, weil es auch von der rechtlichen Seite her geklärt worden ist und auch klar ist, daß auch die Medien wieder berichten können. Auf der anderen Seite ist es, denke ich, natürlich ein weitreichendes Urteil, das insgesamt die Sportberichterstattung, ich denke mal durchaus revolutionieren wird. Und ich denke, man muß einfach Herrn Eisele dafür danken, daß er dieses Urteil initiiert hat und sich da auch nicht hat unterkriegen lassen. Ja!
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![Trucks](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/brummis.jpg)
![Kameramann](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/kamera~1.jpg)
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![Rechtsanwalt](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/rechts~1.jpg)
![Videoausgang](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/output.jpg)
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Die Entscheidung des Gerichts könnte andere Motorsportveranstalter ermutigen ebenfalls zu klagen.
Wolfgang Deselaers, Rechtsanwalt
Auch außerhalt des Tragbereichs wird dieses Urteil ganz enorme Bedeutung haben. Die einzige Begründung für dieses Urteil kann sein, daß die zentrale Vermarktung aller Automobil-Rennsport-Serien durch die FIA gegen europäisches Kartellrecht verstößt, das Gericht ist unserer Auffassung in allen Punkten gefolgt, das heißt nicht nur im Tragbereich, sondern auch in den anderen Rennserien, das sind etwa 22, 23 FIA-Serien. Es wird faktisch in Zukunft, wenn dieses Urteil Bestand haben wird, wovon ich ausgehe, keine zentrale Vermarktung durch die FIA mehr geben.
Die Formel 1, noch fährt sie Millionengewinne ein. Fernsehanstalten stehen Schlange, um die Übertragungsrechte zu erwerben.Geschickt hat es Bernie Ecclestone verstanden, die Formel 1 zur einzig wahren Motorsportveranstaltung zu krönen.Für die Fernsehrechte kann er mittlerweile jeden Preis verlangen.
Wolfgang Eisele, TV Produzent
Man muß sich eines vergägenwärtigen. Die wahre Formel 1 ist nun mal die Nummer 1-Ware, die Herr Ecclestone vermarktet. Diejenigen, die die Ware momentan haben, werden sicherlich nicht gegen Ecclestone arbeiten, sondern letztendlich für das System arbeiten. Diejenigen, die die Ware nicht haben, leben natürlich in der Hypothese, daß sie morgen die Ware bekommen könnten, also in der Hoffnung, und von daher würde man sichÆs wahrscheinlich mit dem sogenannten Verkäufer nicht unbedingt versauern wollen.
Ecclestone will aus der Formel 1 eine Aktiengesellschaft machen. Geschätzter Börsenwert: 5,2 Milliarden Mark. Potentielle Aktionäre sollen mit dem Hauptkapital, den Fernsehrechten geködert werden.
Wolfgang Deselaers, Rechtsanwalt
Würden Sie Aktien eines Unternehmens kaufen, das im wesentlichen vom Verkauf von Rechten lebt, die es nicht hat, oder möglicherweise nicht hat?
Eine Konsequenz hat Bernie Ecclestone noch vergessen. Die zweitklassigen Rennserien, die er heute vernachlässigt, haben einmal Fahrer zu dem gemacht was sie heute sind. Superstars. Jeder hat einmal klein angefangen.
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