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Es mag am Wahlkampf liegen, aber auch an der Mentalität der Amerikaner, Probleme radikal anzugehen. Jedenfalls hat Präsident Clinton Tabak in der vergangenen Woche zu einer abhängig machenden Droge erklärt und der Zigarrettenindustrie scharfe Auflagen gemacht - vor allem um Jugendliche vor Nikotin und Teer zu schützen. So dürfen Zigaretten nicht mehr an Jugendliche unter 18 Jahren verkauft werden und die Werbung wird stark eingeschränkt.
Doch den Bürgern von Flemington, einem kleinen Kaff, zwei Autostunden von New York entfernt, sind die Auflagen für die Tabakmultis noch nicht scharf genug. Sie greifen zur Selbsthilfe. Hier werden jugendliche Raucher von der Polizei verfolgt.

Ein Bericht von Udo van Kampen
Flemington, New Jersey. 4000 Einwohner, ein Coffeeshop, eine Polizeistation, ein Gerichtsgebäude. Hier wurde einst dem Lindbergh-Entführer der Prozeß gemacht. Das einzig aufregende, was in dem verschlafenen Nest je passiert ist.
Jetzt sorgt Flemington wieder für Schlagzeilen. Dr. Austin Kutscher ist Arzt und Bürgermeister des Kaffs. Als Herzspezialist ist er ein fanatischer Anti-Raucher. Er hat verordnet: Für Jugendliche unter 18 Jahren gilt in Flemington absolutes Rauchverbot. Wer erwischt wird, muß in Sachen Rauchen zum Aufklärungsunterricht und muß Sozialdienst leisten.

Dr. Austin Kutscher, Cardiologe und Bürgermeister:
Wir wollen Kindern klarmachen, daß Rauchen nicht o.k. ist. Rauchen ist gesundheitsschädlich und wir werden sicherstellen, daß unsere Kids nicht an Zigaretten rankommen.

"Wanted." Damit sind in Flemington noch keine Raucher gemeint. Doch Polizei Officer Christopher Foley setzt die Anti-Rauch-Verordnung in Flemington gnadenlos durch.

Eindrücke bei einer Patrouillie am frühen Nachmittag:
Gähnende Langeweile auf der Main Street. Teenies halten sich am Glimmstengel fest. Katz- und Mausspiel zwischen Officer und Sündern. Eine Verhaftung für die Fernsehkamera.

Officer Foley:
Ist das etwa eine Zigarette. Hab ich Dich nicht schon einmal erwischt. Mach die sofort aus!

Das ertappte "Girl" fleht:
Bitte sagen Sie nichts meiner Mutter!

Officer Foley:
Ich kann es nicht ändern. Du mußt mit aufs Revier. Jetzt droht Dir Sozialdienst und Aufklärung über die Folgen des Rauchens.

Über dreißig Teenage-Raucher hat Officer Foley schon ertappt und mit aufs Revier geschleppt. Da helfen auch keine Tränen. Der Cop bleibt hart.

Officer Foley:
Rauchen ist gesundheitsschädlich. Wir wollen nur das Beste für die Kids. Und wenn sieÆs nicht kapieren wollen, müssen wir es ihnen eben beibringen, wie man das Rauchen aufgibt. Wer nicht hören will muß eben fühlen.

Täglich greifen in den USA mehr als 3000 Jugendliche neu zum Glimmstengel. Seit 1993 nahm die Zahl der jungen Raucher um über ein Drittel zu. Clintons scharfe Auflagen für die Zigarettenindustrie wie Werbeverbote, Ausweiskontrolle beim Kauf und Abschaffung von Zigaretten-Automaten sind den Bürgern von Flemington nicht genug. Doch die Kids in dem Städtchen sind über die neue Verordnung stinksauer.

Ein Jugendlicher:
Das Gesetz in Flemington sollte abgeschafft werden. Kids werden weiter rauchen - egal ob Strafen drohen oder nicht.

Ein Mädchen pflichtet ihm bei
Die Kids werden jetzt erst recht auf der Straße rauchen - schon deshalb um erwischt zu werden. Sie wollen zeigen, wie unsinnig das Gesetz ist.

Auch ein anderer Junge meint
Meiner Meinung nach wird das noch mehr Kids zum Rauchen bringen, denn sie wollen rebellieren. Egal was andere sagen, die Polizei sollte sich da raushalten. Es ist meine Entscheidung, ob ich rauche oder nicht.

In Flemington versucht Officer Foley mit der Macht des Gesetzes, den Kids das Rauchen zu verleiden. Die Tabakindustrie applaudiert und lacht sich ins Fäustchen. Denn nicht mehr die Zigarettenhersteller sondern die Raucher sind in Flemington die Gejagten.

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