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![Hauser](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/hauser.jpg) |
1996 waren es genau 116.367 und in den Jahren davor jeweils 127.000 Asylbewerber, die nach Deutschland gekommen sind. Die ohnehin leeren Staatskassen werden dadurch jährlich mit fast 2 Milliarden Mark belastet. Längst haben sich überall in der Welt kriminelle Organisationen gebildet, die Menschen von überall her professionell nach Deutschland schleppen - ihr Geschäft mit den Asylanten und dem deutschen Asylrecht machen. Unser Reporter, Winfried Schnurbus, hat jetzt einen Fall aufgegriffen, den die einen als Einzelfall abtun werden und die anderen als beispielhaft für alle Asylbewerber. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte. Denn daß es unter den Asylbewerbern zahlreiche Scheinasylanten gibt, ist unbestritten. Hier die Einzelheiten.
P.S. Damit kein falscher Eindruck entsteht. Sicher ist Togo von den europäischen Maßstäben noch weit entfernt, so weit es die Menschenrechte betrifft. Doch kann das nicht als Rechtfertigung dafür dienen, die legale Abschiebung eines Scheinasylanten zu verurteilen. Das sollten sich besonders die merken, die mit öffentlichen Kampagnen und Kirchenasyl versuchen, legale Abschiebungen zu verhindern.
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Ein Bericht von Winfried Schnurbus Paradies und Hölle liegen in Afrika dicht beieinander. In diesem Gebäude regiert die berüchtigte Geheimpolizei, in den Kellern haben jahrzehntelang Menschen unter Folter und brutalem Verhör gelitten. In diesen düsteren Räumen aber liegt auch der Schlüssel zum Paradies. Hier werden Reisepässe ausgestellt, Eintrittskarten nach Europa und Deutschland.
Wir sind in Togo, Westafrika, genauer gesagt in Sokodé. Hier ist die Armut zuhause. Die Arbeitslosenquote beträgt 60 Prozent. Alle träumen von Deutschland. Tausende waren als Asylbewerber schon da, behaupteten, politisch verfolgt zu sein. Jeder einzelne kassierte monatlich 450 Mark Taschengeld - ein Vermögen für togoische Verhältnisse. Dort arbeitet man dafür ein ganzes Jahr - wenn man denn Arbeit hat. Den deutschen Steuerzahler kosten Asylbewerber 15.000 Mark pro Kopf und Jahr.
Auch er gehört dazu: Bilakinam Saguintaah, 29 Jahre, Staatsbürger Togos und aus Deutschland abgeschoben. Wir haben uns jetzt seine Geschichte von ihm selbst erzählen lassen.
Seine gewaltsame Abschiebung hatte damals für Schlagzeilen gesorgt, eine Welle der Empörung ausgelöst.
Rückblende: 16. August 1994 - Bilakinam Saguintaah bittet in Deutschland um Asyl, landet wie alle anderen Togoer in einem Asylantenheim. Bei den Behörden gibt er zu Protokoll:
"... mein Vater wurde von den Schergen des Diktators Eyadema verschleppt, gefoltert und ermordet. Auch meine Mutter wurde getötet, unser Haus zerstört."
Er habe keine Verwandten mehr, in Togo erwarte ihn das Schlimmste. Die deutschen Behörden glauben Bilakinam nicht, fordern ihn anderthalb Jahre später auf, Deutschland zu verlassen.
Der Togoer denkt gar nicht daran, taucht im Kirchenasyl in Wunsiedel unter. Ein halbes Jahr geht das gut, dann im September æ96 verhaftet die Polizei Bilakinam in seinem Versteck, schiebt ihn nach zwei Jahren und drei Monaten ab - Gesamtkosten rund 75 000 Mark.
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Das ist die Geschichte des Bilakinam Saguintaah, eine beinahe alltägliche Asylantengeschichte von Folter, Mord und Verfolgung. Sie hat nur einen Fehler.
Bilakinam Saguintaah, abgeschobener Asylbewerber
Meine Angaben waren falsch. Nichts, was ich in Deutschland gesagt habe, ist wahr gewesen. Alles war falsch.
Hier ist Bilakinam Saguintaah zuhause. Keine Spur von Zerstörung, für togoische Verhältnisse ist das eine Villa. Bereitwillig zeigt uns der abgeschobene Asylbewerber das Haus.
Das Zimmer seiner Schwester. Für Afrika herrscht hier Wohlstand, importiert aus Deutschland. Allein das Grundstück dürfte rund 9.000 DM kosten - im Straßenbau muß man in Togo dafür 20 Jahre arbeiten. Der Asylant bekam diese Summe in nur 20 Monaten in Deutschland - als Taschengeld.
Es ist nicht das einzige Haus der Familie: unweit vom Stadtzentrum Lomé finden wir ein weiteres Heim. Hier lebt eine zweite Frau des Vaters.
Und direkt gegenüber ein drittes Haus. Vater Saguintaah kann sich einiges leisten, so stellen wir fest: drei Häuser in der Hauptstadt, vier Frauen, 32 Kinder und zahlreiche Enkelkinder.
Der Vater habe ihm die Reise nach Deutschland sogar mit 3.000 Mark finanziert, erzählt uns Bilakinam bei mehreren Begegnungen offen und frei, obwohl Togo noch weit von echter Demokratie entfernt ist.
Wir sehen Erinnerungsfotos, nach der Rückkehr vor einem halben Jahr aufgenommen im Palast von Präsident Eyadema. Neben Bilakinam sitzt sein Vater, von dem er erzählt hatte, daß er ermordet wurde. Auf einem anderen Foto ist auch der deutsche Botschafter zu sehen, als Zeuge dieser Begegnung.
Der deutsche Botschafter bestätigt uns später alles: dem Asylbewerber drohe keine Gefahr und der Wohlstand der Saguintaahs sei auch echt. Warum dann dieses Märchen?
Bilakinam Saguintaah
Warum? aus Angst. Als wir in Deutschland ankamen, sagten mir togoische Freunde, daß ich nur Asyl bekomme, wenn ich eine solche Geschichte erfinde. Sonst würde ich abgeschoben und noch am Flughafen in Togo verhaftet und direkt ins Gefängnis gesteckt.
Haben Sie jetzt Angst, sind Sie in Gefahr?
Nein, ich bin in Sicherheit, ich habe keine Angst.
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![Asylbewerber](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/basimk~1.jpg) |
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![Menschenrechtler](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/assouna.jpg) |
Besuch bei der nationalen Menschenrechtskommission Togos. Bilakinam Saguintaah hat keinen Grund Angst zu haben, sagt der Präsident, der frühere Generalstaatsanwalt und Justizminister Assouma. Zwar gebe es noch Übergriffe bei der Polizei, aber.
Abdou Assouma, Menschenrechtskommission Togo
Seit der Einführung des Mehrparteiensystems gibt es in Togo keine politische Verfolgung mehr. Jetzt, in diesem Moment, sitzen keine politischen Gefangenen in den Gefängnissen.
SagtÆs und weiß, daß es nicht stimmt. Bilakinam Saguintaah ist kein Einzelfall. In Lomé besuchen wir Rechtsanwalt Dr. Riad Kassah. Er arbeitet für eine Organisation, die sich um Unterdrückte, Folteropfer und zurückgeschickte Asylanten in Togo kümmert, unterstützt von der UNO.
Dr. Riad Kassah, Hilfsorganisation für Verfolgte
Die Kategorie der wirklichen Flüchtlinge, die nach internationalem Recht als politisch verfolgt gelten, ist sehr, sehr unbedeutend. Weniger als 2-3 Prozent.
98,99 Prozent Scheinasylanten also. Rechtsanwalt Kassah schildert, wie einfach man als Asylant nach Deutschland kommt. Er hat sich selbst einschleusen lassen.
Dr. Riad Kassah, Hilfsorganisation für Verfolgte
Im Paßamt gibt es genügend korrupte Beamte. Für ein paar Francs bekommt man sofort einen falschen Paß. Die finanziellen und technischen Mittel für eine wirksame Identitätskontrolle fehlen. Da ist man über Nacht tatsächlich jemand, der früher wirklich verfolgt oder gar ermordet wurde, ohne eine Legende erfinden zu müssen. Andere lassen in einer Privatzeitung gegen Bezahlung eine erfundene Geschichte über sich selbst drucken und legen den Artikel dann als Beweis vor.
Fakten, die von der Regierung Togos als wichtiger Wirtschaftsfaktor akzeptiert werden.
Solifoki Esso, Informationsminister
Kurz gesagt: die Flüchtlinge, die nach Deutschland gehen, wollen Geschäfte machen, sind Händler, Wirtschaftsflüchtlinge. Denn sie kaufen Autos, Fotokopierer oder Faxgeräte und schicken sie nach Togo. Ihren Eltern und Verwandten schicken sie Geld , um Reisen nach Mekka zu finanzieren. Denn die meisten kommen aus Hochburgen der Moslems.
Paradies Deutschland - kein Wunder, daß Bilakinam Saguintaah längst wieder einen Weg dorthin zurück sucht - als Asylbewerber.
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