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Über 11 Milliarden will Minister Horst Seehofer in diesem Jahr im Gesundheitswesen einsparen. Mit solchen Sparvorschlägen kann man sich wohl kaum Freunde machen, denn im bundesdeutschen Gesundsheitswesen herrschen feste Normen. Was, wann, wo, wieviel kosten darf - alles ist in Gebührenordnungen und Vorschriften festgehalten. Im wesentlichen gibt es dabei zwei Töpfe: einer regelt das Honorar, das der Arzt abrechnen darf, der andere Topf gibt vor, wieviel Geld für Medikamente und Krankenhausaufenthalte ausgegeben werden darf. Beide Töpfe sind strikt voneinander zu trennen. Genau dieses wurde einem Arzt in Schleswig-Holstein jetzt zum Verhängnis. Dem Mediziner wurde die kassenärztliche Zulassung entzogen, obwohl er ingesamt eine Viertelmillion in zehn Jahren eingespart hatte. An sich müßte er Seehofers Liebling sein.
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Ein Bericht von Timm Ellwart Jürgen Molck, Arzt
- ... werde ich treffen zum Nutzen der Leidenden, nach meinem Vermögen und Urteil, Schädigung und Unrecht aber von ihnen fern halten.
- Wenn ich also diesen, meinen Eid erfülle und ihn nicht zunichte mache, so möge mir Erfolg im Leben und in der Kunst beschieden sein, gerühmt bei allen Menschen bis in ewige Zeiten
- Wenn ich ihn aber übertrete, und meineidig werde, das Gegenteil von alledem...
Asmus Henningsen, Krebspatient Ich hoffe ja, daß ich noch einige Zeit leben kann, und will hoffen, daß Herr Dr. Molck seine Zulassung bald wieder kriegt, sonst wäre ich aufgeschmissen.
Peter und Jerry, die beiden Wellensittiche sollten nach den Prognosen der Schulmedizin ihr Herrchen längst überlebt haben: Asmus Henningsen, Diagnose Krebs, fortgeschrittenes Stadium. Doch ein Mann konnte ihm dennoch helfen: Jürgen Molck, Allgemeinmediziner. Der Medicus aus Ascheberg setzt dabei weniger auf teure Medikamente als vielmehr auf persönliche Beratung und ganzheitliche Behandlung. Asmus Henningsen konnte er so zwar nicht heilen aber helfen. Nicht mit harter Chemotherapie, sondern mit Spritzen, die den Organismus insgesamt stärken.
Asmus Henningsen, Krebspatient
Doch, seine Medizin hat mir geholfen, daß ich noch lebe, man hat mir bloß noch vier bis fünf Monate gegeben, vor zwei Jahren.
Medikamente nur, wenn es wirklich unumgänglich ist. Viele Wehwehchen sind auch so im einfachen Gespräch zu behandeln. Das spart Kosten für teure Medikamente - aber der Arzt läßt sich die ausführlichen Gespräche bezahlen. Obwohl so insgesamt erheblich mehr gespart wird, halten die Kassen die Honorare für überhöht. Dem Doc wurde jetzt die Zulassung entzogen - wegen Unwirtschaftlichkeit.
Klaus-Henning Sterzig, Kassenärztliche Vereinigung
Gegen dieses Wirtschaftlichkeitsgebot hat der betreffende Arzt über den wir hier reden seit Anfang 1984 unausgesetzt und fortgesetzt verstoßen, so daß es letztendlich nach einer Vielzahl von Gesprächen, Ermahnungen, Prüfmaßnahmen und Disziplinarmaßnahmen, die ihn nicht zur Veränderung seines Verhaltens bewegen konnten, zur Zulassungsentziehung gekommen ist.
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Seehofer läßt grüßen. Er, der als Bundesminister im Gesundheitswesen den Takt angibt, gilt bei Kassen, Ärzten und Patienten als Herr der Geldtöpfe. Eigentlich müßte der Minister aus Bayern für den Mediziner aus Schleswig-Holstein größte Sympathie empfinden, denn dieser hilft ihm beim großen Sparziel.
Die Kassen aber wollen den Alternativ-Sparkurs - weniger Geld für Medikamente, mehr Geld für Gespräche - schlichtweg nicht anerkennen. Selbst wenn dadurch insgesamt unterm Strich weniger Kosten enstehen!
Jürgen Molck, Arzt
Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wenn ein Arzt, der also ganz eindeutig zeigt, daß er auf der einen Seite die Zusammenarbeit mit der Kasse wünscht und auf der anderen Seite auch nachweist, daß ganz erhebliche Einsparungen da sind, die wesentlich höher sind als das, was er im Honorarbereich mehr fordert. Daß das ihm den Vorwurf einbringt, er sei unbelehrbar und unwirtschaftlich.
Klaus-Henning Sterzig, Kassenärztliche Vereinigung
Dazu muß man sagen, daß es grundsätzlich kein Bonus-Malus-System gibt, das heißt alles was - wenn es denn tatsächlich so gewesen ist - an Einsparungen vorhanden gewesen ist, wird von Kassenseite nicht gutgeschrieben oder darf nicht gutgeschrieben werden.
FRONTAL hat nachgerechnet: Rat statt Rezept, Akupunktur statt Chemie, Sprechen statt Spritzen, das brachte unterm Strich in den vergangenen 10 Jahren 700.890 Mark mehr in die Honorarkasse des Arztes. Dafür aber wurde kräftig gespart: 445.890 Mark allein bei den Medikamenten und: Mehr als 1/2 Million bei den Krankenhausaufenthalten. Macht unterm Strich Einsparungen von mehr als eine Viertelmillion. Bedankt hat sich bislang niemand dafür, auch der Bundesgesundheitsminister nicht.
Jürgen Molck, Arzt
Ob ich nun Seehofers Liebling bin, weiß ich nicht. Aber ich gehe mit Herrn Seehofer konform, daß die Gesamtwirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen gewahrt werden muß und ich sehe in meiner Therapieform, in der Ganzheitsmedizin, einen Beitrag, diese Wirtschaftlichkeit auch herzustellen.
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![Einsparungen](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/mark.jpg) |
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![Dr.Molck](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/molck.jpg) |
40 Mark verdient der Arzt pro Stunde, dafür ist der Mediziner aber auch rund um die Uhr für die Patienten da. Genau dies wollen die Kassen aber nicht.
Klaus-Henning Sterzig,Kassenärztliche Vereinigung
Bei Kassenärzten haben die Patienten weiterhin Anspruch nur auf die im Einzelfall notwendige Behandlung.
Und worauf nicht?
Nicht auf eine opitmale oder über das Maß des Notwendigen hinausgehende Behandlung.
Keine optimale, nur eine notwendige Behandlung, das treibt die Patienten auf die Straße. Sie machen Druck, wollen den Bundesgesundheitsminister persönlich von der Wirtschaftlichkeit ihres Arztes überzeugen. Der praktiziert jetzt am Rande des Existenzminimums, behandelt seine Patienten wenn es - wie beim krebskranken Asmus Henningsen sein muß - weiter - und zwar kostenlos. Unterstützung erhofft sich der Arzt nun von höchster Richterstelle.
Jürgen Molck, Arzt
Ich hoffe, daß es in absehbarer Zeit vor dem Bundessozialgericht zu einem Verfahren kommt und daß die Bundesrichter die Ganzheitsmedizin und speziell meine Therapieform so sehen wie ich, das heißt, daß eindeutige Einsparungen erzielt wurden.
Und die Quintessenz der Geschichte: Gesamtwirtschaftlich vernünftig und dennoch falsch.
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