LINDENSTRASSE PRIVAT

GEORG UECKER (G.U.) IM GESPRÄCH MIT KNUT HINZ (K.H.)

FOLGE 10





Wichtige Anmerkung: Die Interview-Teile stammen aus den Originalfolgen von "LindenstraßePRIVAT". Die Texte wurden wegen der besseren Lesbarkeit an manchen Stellen geringfügig verändert - ohne den Inhalt zu verfälschen. Außerdem haben wir versucht, den Live-Interview-Charakter auch sprachlich zu erhalten. übrigens: Alle Interview-Teile, die sich nur auf vorhergehende oder nachfolgende Einspielfilme beziehen, wurden weggelassen

G.U.: Wenn man so die Zeitung liest und die Rolle "Hajo" wird beschrieben, da steht dann immer "Kauz", "Eigenbrötler" und all so Merkwürdigkeiten. Eine Sache, die "Hajo" betreibt, das Basteln, das er über alles stellt und jetzt zu seinem Beruf gemacht hat, was "Berta" gehörig auf die Nerven geht, ist sein Hobby. Hast du auch so einen Tick in der Art?

K.H.: Also das ist, glaube ich, eine Ebene auf der ich am weitesten von "Hajo" entfernt bin, dieses Basteln. Weil ich zwei linke Hände habe. Ich habe mehrere Räder und wenn ich da mal irgendwas fummeln muß am Rad, das ist dann immer höchst heikel.

G.U.: Wenn das am weitesten weg ist von "Hajo", wo sind denn die nähesten Berührungspunkte zwischen dir und der Rolle?

K.H.: Ich glaube, ich bin auch ein ziemlich eigenbrötlerischer Mensch, also eher ein einsamer, ein Einzelgängertyp als ein Gruppenmensch. Und das ist bei "Hajo" und mir ziemlich deckungsgleich.

G.U.: :Du hast mal sehr offen in einem Interview von deiner Phase der Lebens- und Existenzängste gesprochen, hast du die immer noch?

K.H.: Das kommt und geht wellenförmig, es gibt Zeiten, in denen man sich stabiler fühlt, in denen einem alles mehr Spaß macht, und dann wieder Situationen, wo man sich fragt, ob alles richtig ist und sinnvoll ist und so. Aber mit kleinen Kindern hat man da immer eine große Hilfe, finde ich, weil die da sind und die brauchen ihren Rhythmus und ihre Zuwendung und das ist auch eine große Kraftquelle.

G.U.: Aber wenn du diese Ängste hast, was ist das? Nagt da ein Zweifel an dir, ist es keine Lust zu Leben oder ist es mehr eine berufliche Geschichte, daß man glaubt man ist nicht gut genug?

K.H.: Ja, das Gefühl, daß das jetzt so gut war, daß man beruhigt sein kann, das Gefühl hätte ich vielleicht lieber öfter. Ich denke oft, man kann alles noch besser machen und manchmal tritt es auf der Stelle, wird es sozusagen ein Selbstgänger.

G.U.: Was war für dich das Argument die Rolle anzunehmen?

K.H.: Der Klaus Peter Witt (einer der Lindenstraßen-Regisseure) hat damals gesagt: "Vor Ostern macht der das Maul nicht auf." und das war zwei Monate nach Drehbeginn. Dann habe ich gedacht: Na, dann habe ich ja lange genug Zeit mich einzugewöhnen. Ich weiß gar nicht, ob das so lange war, aber die erste Zeit war wirklich (nur) observieren und so.

G.U.: Kommen wir zu der etwas schrilleren Seite von "Hajo": Er erzählt gerne Witze. Die Witze kommen nicht immer so gut an. Man muß dazu sagen, du beglückst auch immer Team und Ensemble der Lindenstraße in längeren Drehpausen mit sehr schrillen Witzen. Jetzt hast du die Chance, einen davon loszuwerden.

K.H.: Ein Mann geht durch den Wald und hinter einem Baum springt plötzlich ein anderer Mann hervor und schreit: "Gib mir dein Geld!. Und dann sagt der: "Ich hab kein Geld. " - "Dann...gib mir deine Uhr!" - "Ich hab keine Uhr." - "Dann...dann gib mir deine Papiere!" - "Ich habe nichts mit!". Dann sagt der andere. "Ach... dann trag mich ein Stück!".

G.U.: Ich würde gerne wissen, was dich wirklich an dieser Rolle gereizt hat, du hast vorhin ein sehr witzige Antwort gegeben, aber vielleicht gibt es da auch noch eine andere Geschichte. Darüber reden wir das nächste Mal. Fortsetzung





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