LINDENSTRASSE PRIVAT
G.U.: Sybille, heute wollen wir mal ein bißchen über das Sex- und Gefühlsleben von "Tanja" reden. Die Männer mit denen es "Tanja" hat, die verbindet so gar nichts, außer, daß die meisten reich sind. Also die gehen von sportlich bis behindert. Ist "Tanja" denn ein berechnendes Biest?
S.W.: Für mich nicht. Das ist ja das absurde, alle unterstellen ihr immer Boshaftigkeit, dabei hat sie immer ganz offen gesagt, was sie will und deswegen fand ich das immer sehr unboshaft.
G.U.: Ja, aber was man so liest, das ist immer: "Schlampe", "Luder", "eiskalt", "berechnend", "Lolita"...
S.W.: Ich finde sie einen netten Menschen, einen netten, ehrlichen, offenen Menschen, der irgendwie alle ins Messer rennen läßt, aber immer offen sagt: "Kuck mal hier!".
G.U.: Ist es Zufall, daß die Männer immer so viel Geld haben?
S.W.: Frag die Autoren, das weiß ich nicht. Diesen Hang zum Luxus hatte sie ja schon immer, von Anfang an. Das ging ja direkt los mit der ganzen Tenniskarriere. Das hatte ja nichts damit zu tun, daß sie unbedingt so gerne Sport machen wollte, sondern es ging immer nur um Kohle und um gesellschaftliches Ansehen.
G.U.: Wie ist das denn bei dir privat? Du verdienst ja gut Geld...
S.W.: Ich verdiene das eigentlich lieber selber, als daß ich reiche Männer habe.
G.U.: Hast du denn jetzt einen Mann, hast du einen "Kerl"?
S.W.: Nein, im Moment habe ich keinen "Kerl".
G.U.: Gut, dann wirst du jetzt vielleicht waschkörbeweise Post bekommen von irgendwelchen Männern. Ich habe immer so ein bißchen das Gefühl, daß "Tanja" auch als so eine Art erotisches Element eingesetzt worden ist. Ich will dir das auch kurz erklären, es gibt diese Aussage, - vielleicht ist es auch nur ein Gerücht - daß die Schauspieler der Lindenstraße alle möglichst normal aussehen sollen, - das macht sicherlich auch den Erfolg aus - und auf keinen Fall besser aussehen sollen, als der Produzent. Und du fällst ja aus diesem Raster völlig heraus.
S.W.: Bei "Tanja" war das immer klar, alle anderen sind möglichst normal geschminkt und dürfen auch vielleicht mal Lockenwickler anhaben, "Tanja" nie. "Tanja" steht morgens auf und sieht aus wie das blühende Leben. Ich glaube, kaum jemand taucht so oft in irgendwelchen Negligés auf. Ganz oft immer diese Abteilung: "zieht sich an, zieht sich aus, zieht sich gerade wieder an, kommt gerade aus der Dusche, zieht sich gerade aus", also das ist schon sehr eindeutig.
G.U.: Ist dir das (am Anfang) mit fünfzehn schwergefallen?
S.W.: Ja, absolut. Ich war da jenseits von gut und böse, gerade bei dieser Sache mit "Stefan Nossek", da hatte ich von Tuten und Blasen im wahrsten Sinne des Wortes keine Ahnung.
G.U.: Mußtest du denn Nacktszenen spielen?
S.W.: Nein, oben ohne war immer so das einzige. Wenn man in der Badewanne spielt, hat man dann ja auch immer noch etwas an. Glücklicherweise war dann zufällig immer eine Regisseurin am Werke. Deswegen war das dann nicht so schlimm, die hatte ein anderes Verständnis dafür.
G.U.: Du bist sehr oft auf Titelbildern gewesen. Man hat immer das Gefühl, du setzt auch schon immer Männerphantasien in Gang durch deine Rolle. Du hast auch mal ein Angebot vom "Playboy" bekommen dich auszuziehen. Das wolltest du aber nicht?
S.W.: Ich war ziemlich erstaunt, daß die so wenig, also relativ wenig Geld bieten. - Da sind wir wieder bei der "Geldarie" und der "Luxusnummer". Klar, da habe ich erst einmal gepokert und wollte wissen, warum machen Leute das und wieviel ist da überhaupt drin. Und da rufen komischerweise auch immer Frauen an.
G.U.: "Frauen" ist auch ein gutes Stichwort. Nun ist "Tanja" mit einer Frau zusammen. Hast du denn schon mal mit einer Frau geschlafen?
S.W.: Sehr offenen Frage. Nein.
G.U.: Da habe ich dir ja schon etwas voraus. Also du bist "stramm hetero", aber du spielst diese Geschichte gerne?
S.W.: Ich spiele diese Geschichte unheimlich gerne.
G.U.: Wie reagieren lesbische Zuschauerinnen auf deine Rolle?
S.W.: Sehr gut. Dadurch, daß das jetzt natürlich nicht unbedingt die positiv besetzten Lesben sind, ist es manchmal ein bißchen schwierig, aber (es heißt) schon eher: "Endlich, wird ja auch Zeit!". Denn die Schwulenszene war durch dich (Georg Uecker als "Carsten Flöter") schon immer besetzt, aber Lesben gibt es im deutschen Fernsehen sehr wenig und ich finde es auch sehr gut, daß das eindeutig erotisch ist.
G.U.: Sybille, ich danke dir für heute, wir reden das nächste Mal weiter.
Fortsetzung