Den Attergau, das ist das weite, schalenförmige Becken, in dessen Mitte der Markt St. Georgen liegt, sollte man auf der Straße oder mit der Bahn von Norden, von Frankenmarkt oder Vöcklamarkt her betreten: Von dem Höhenrücken zwischen Schmiedham und Walsberg aus hat man den schönsten Blick in die flache, grüne Mulde, über welche sich in gehörigem Abstand links der bewaldete Buchberg, rechts der besiedelte Kronberg und das alles überragend, in der Mitte eine Mauer aus hellem Kalkgestein, das HöIlengebirge, erheben.
Geologisch liegt der Attergau in der Flyschzone. Das ist ein weiches Sandstein, das in gerundeten Formen verwittert und nur in eingekerbten Tälern zutage tritt, sonst ist es völlig vom Pflanzenwuchs zugedeckt. In dieses Sandsteingebirge, das hier bis gegen 1000 Meter Seehöhe ansteigt, habendie eiszeitlichen Gletscher der Alpen breite, tiefe Täler eingeschürft.
Die Naturlandschaft des Attergaus zeigte vermutlich einen parkähnlichen Charakter: keine dichten Nadel-, sondern vorwiegend Laubwälder, vielleicht mit natürlichen Grünflächen. Sie bot daher dem Menschen der Frühzeit, dem Jäger, Jagdwild und allerlei Wildfrüchte, dem seßhaft werdenden aber auch offenes Land für den Feldbau.
An den Seen blühte schon etwa viertausend Jahre vor uns die Pfahlbaukultur, aber auch auf den Höhen lebten Menschen oder kamen jedenfalls auch dorthin, wie jungsteinzeitliche Funde im Ringwall auf dem Buchberg zeigen. Doch neben solch allen Resten enthält dort der Boden auch Überbleibsel aus allen folgenden Epochen bis herauf ins Frühmittelalter. In der Flur St. Georgens wurde ein Bronzering aus der Hallstattzeit (800-400 v. Chr.) gefunden.
Das späterhin ohne Zweifel von Kelten bewohnte Land wurde um Christi Geburt von den Römern zuerst besetzt (15 v. Chr.), dann ihrem Reiche einverleibt. Diese über vierhundert Jahre währende Epoche hat reichliche Spuren im Attergau hinterlassen: Namen von Orten (Seewalchen, Ainwalchen, Walchen, Gampern, Kematen), Funde von Bauten am Attersee (in Weyregg vor allem) eine Reichsstraße von Wels nach Salzburg, die im großen und ganzen denselben Verlauf hatte wie die heutige B1.
Die Römer haben jedoch in St. Georgen ein Denkmal ihrer Anwesenheit ganz besonderer Art hinterlassen: Der Flur- und Siedlungsplan des Ortes geht auf sie zurück, ja die Wissenschaft sieht in der St. Georgener Quadraflur das besterhaltene Beispiel in Oberösterreich und Salzburg. Ohne auf das Gefüge der Flur im einzelnen einzugehen, sei doch so viel gesagt: Die Grundlinie der Vermessung durch die römischen Geometer ist die Hauptstraße des Marktes, die genau in der Richtung einer zu vermutenden Straße von Attersee, St. Georgen, Kogl, Pössing liegt
In den Schrecken der großen Völkerwanderung brach der römische Staat zusammen, seine Provinzen wurden von den verschiedenen Völkern durchzogen, erobert, besetzt. Die schließlichen Herren und Besitzer Norikums und damit des Attergaues wurden die Bayern. Sie waren wie alle Germanenstämme ein Bauernvolk, das in Dörfern und Einzelgehöften lebte. Hier im Attergau fanden sie bewohntes und bebautes Land, hier war Waldrodung vorerst nicht nötig. Den Orten, die sie in jener ersten Zeit besiedelten, gaben sie Namen auf -ing, etwas später auf -ham, -dorf, und davon gibt es im Attergau eine erhebliche Zahl: Pössing, Hipping, Wötzing, Rixing, Engeljähring, Pabing; Talham, Bergham, Tanham, Stöttham; Alkersdorf, Eisenpalmstorf, Abtsdorf, Palmsdorf und schließlich Attergaudorf selbst, das später St. Georgen genannt wurde.
Die Bayern waren bei ihrer Niederlassung und noch Jahrhunderte danach Heiden, obwohl sie in ein wohl schon überwiegend christliches Land gekommen waren. Die bis ins achte Jahrhundert währende allmähliche Christianisierung der Bayern, die Errichtung von Bistümern, Pfarreien und Klöstern lieferten die ältesten, wohl noch spärlichen schriftlichen Quellen mit nahem Bezug auf den Attergau, der erst damit in das Dämmerlicht der Geschichte eintritt.