MagnaMedia · AMIGA-Magazin ·UNIX-Dervivate f�r Amiga

Aktuelles Heft 12/97

Alternative Systeme

Schon lange gibt es zum nativen Betriebssystem AmigaDOS die Alternative UNIX. W�hrend Commodore mit dem Amiga-UNIX nicht viel Erfolg hatte, obwohl diese Variante bis heute als eine der gelungensten Versionen von System-V gilt, haben die verschiedenen Portierungen der frei verf�gbaren UNIX-Varianten in den letzten Jahren einen festen Platz erhalten.

von Markus Illenseer

Eine freie UNIX-�hnliche Portierung zeichnet sich durch kosteng�nstige Distribution und vor allem die freie Verf�gbarkeit ohne Lizenzhindernisse aus. Mittlerweile k�nnen alle freien Portierungen f�r den Amiga auf eine umfangreiche Ansammlung an unterst�tzter Hardware bauen, die unentwegte Entwickler programmiert haben. Grund genug, diese Systeme einmal vorzustellen und n�herzubringen. Nicht eingehen werden wir auf die Vertr�glichkeit der jeweiligen Portierungen mit der verschiedensten Amiga-Hardware. Hierzu lesen Sie bitte auf den stets aktualisierten Web-Seiten (s. Kasten �Bezugsquellen�) mehr.

Bezugsquellen f�r Amiga-UNIX-Derivate
NetBSD Hauptserver:http://www.netbsd.org
NetBSD deutscher Mirror:http://www.de.netbsd.org
NetBSD Distibution auf CD-ROM:http://core.de/Gateway/
 http://www.schatztruhe.de
OpenBSD Hauptserver:http://www.openbsd.org
Linux Hauptserver:http://www.linux.org
Linux deutscher Mirror:http://www.linux.de
Linux/m68k:http://www.clark.net/pub/.lawrencc/linux/faq/faq.html
Linux/Amiga auf CD-ROM:http://www.schatztruhe.de/
  
Ein Wort vorweg:
Alle UNIX-Varianten f�r den Amiga sind vollst�ndiger Ersatz f�r AmigaDOS. Kein AmigaDOS-Programm l�uft unter UNIX � es sei denn, man bem�ht sich des Unix Amiga Emulators �UAE�. Wohl kann man aber unter UNIX die AmigaDOS-Partitionen lesen, bei Linux auch beschreiben und unter AmigaDOS auch die UNIX-Partitionen lesen und beschreiben. Die jeweiligen UNIX-Portierungen haben weiterhin unterschiedliche Vorstellungen bez�glich UNIX und der Benutzerumgebung. Allen gemein ist eine umfangreiche Unterst�tzung der Amiga-Hardware, vom Grafikchipsatz �ber SCSI-Adapter zu Grafikkarten.

Trotzdem es �UNIX� hei�t, bedeutet das noch lange nicht, da� man mit einem UNIX auf dem Amiga auch die Programme eines UNIX f�r Intel-Systeme laufen lassen kann. Es gibt demnach also auch keinen Netscape-Internet-Browser f�r den Amiga unter UNIX.

Dennoch � nicht verzagen lautet die Devise. UNIX auf dem Amiga ist eine spannende Sache, gerade f�r jemanden, der schnuppern will, ohne zus�tzliches Geld zu investieren oder der berechtigterweise hofft, moderne Software unter UNIX auch auf dem Amiga laufen lassen zu k�nnen.

NetBSD/Amiga
�The Grand Old man� unter den frei verf�gbaren UNIX-�hnlichen Betriebssystemen ist NetBSD. BSD steht f�r �Berkeley Software Distribution� und das Wort �Net� bedeutet, da� seine Entwickler weltweit im Internet an NetBSD arbeiten. NetBSD wurde urspr�nglich aus der Version BSD-Lite f�r 80x86- Prozessoren entwickelt und teilweise von Grund auf neu geschrieben, um Copyright-Problemen aus dem Weg zu gehen. Da ein solches System, frei von allen Rechten, mehr als interessant ist, haben viele Entwickler versucht, NetBSD auch f�r andere Prozessoren verf�gbar zu machen.

Seit 1993 gibt es NetBSD f�r den Amiga; seit der Version 0.9 ist es voll im Quellcode von NetBSD integriert. Dies bedeutet, da� alle �nderungen die an Gesamt-NetBSD gemacht werden, automatisch auch dem Amiga zugute kommen. So k�nnen viele Spezialisten sich in ihrem Gebiet aufhalten, etwa SCSI-Hostadapter oder Grafikkarten, und ganz andere Portierungen profitieren davon. NetBSD ist derzeit f�r neun verschiedene Prozessortypen und etwa 25 verschiedene Plattformen verf�gbar.
NetBSD: Das System bringt wichtige Tools, Spiele und eine grafische Benutzeroberfl�che von Haus aus mit
Die Philosophie von NetBSD besagt, da� alles aus einer Hand kommt: Kernel und vollst�ndige Distribution, mit der man sofort arbeiten und compilieren kann. Daher gibt es immer eine offizielle Version von NetBSD, die auf allen Architekturen l�uft, und einen einzigen Source-Tree f�r alle Sourcen des Kernel und der Systemprogramme. Weiterhin besagt die Idee, da� man mit den NetBSD-Quellcodes alles machen darf � auch Ver�nderungen und kommerzielle Verwertungen, solange man darauf hinweist, da� sein Produkt auf BSD basiert.

Au�erdem legt NetBSD gro�en Wert auf Stabilit�t, Sicherheit und Langlebigkeit. Da NetBSD auf �4.3BSD� basiert, ist die Netzwerkf�higkeit dieses Betriebssystems seit nunmehr fast 15 Jahren bewiesen.

Derzeit verf�gbar ist die offizielle Version NetBSD 1.2.1. Der Fahrplan sieht vor, da� die stark weiterentwickelte Version 1.3 am 1.12.1997 verf�gbar sein wird. Als CD-ROM vermutlich dann Ende Dezember 1997 oder Januar 1998. Verf�gbar f�r Entwickler und Neugierige ist NetBSD-current, eine Version, die sich derzeit auf t�glicher Basis �ndert und wandelt.

Die Version 1.3 soll sehr umfangreich werden und von vornherein auch die wichtigsten Tools, Applikationen und Hilfsprogramme enthalten. Dazu geh�rt selbstredend der TCP/IP-Stack, Gundvoraussetzung f�r Verbindung zum Internet und ein C-Compiler. Erstmalig ist das von FreeBSD (diese BSD-Lite Variante ist ausschlie�lich f�r 80x86-Prozessoren) schon l�nger unterst�tzte Package-System integriert, welches eine Installation und Wartung von umfangreichen, aber auch von kleinen Programmpaketen leicht macht. Der Gag daran: Erst-Installation und Updates k�nnen auch �ber das Internet erledigt werden. Gerade f�r Einsteiger eine wertvolle Hilfe, sicherlich auch f�r Profis mit wenig Zeit, aber Wunsch nach Aktualit�t.

Nicht unerw�hnt bleiben soll nat�rlich X11, welches in der Version X11R6, basierend auf der standardisierten Umgebung �Xfree86�, auch f�r NetBSD/Amiga existiert. Es geh�rt zwar nicht zur Distribution von NetBSD, ist aber auf den NetBSD-Archiven im Internet zu finden.

Linux/m68k
Photoshop-like: F�r Grafikfans gibt�s die popul�re Bildbearbeitung �The Gimp� � hier die Linux-Version
Amiga-Linux, besser bekannt als Linux/m68k, wurde etwa 1995 gestartet. Lange Zeit fristete es nur ein Schattendasein, da es nicht so einfach wie NetBSD von �nderungen beim bis dato einzigen anderen Linux profitieren konnte und dementsprechend tr�ge vorankam. Dieses Manko ist bis heute nicht behoben, aber die Arbeit an Linux auf dem Amiga ist in letzter Zeit stark vereinfacht und verbessert worden. So hinkt man der aktuellen Entwicklung an Linux allgemein nur noch wenige Wochen hinterher.

Aufgrund seiner Lizenz-Bestimmungen ist Linux in der Lage Sourcen und Anlehnungen an Sourcen von NetBSD zu �bernehmen. So konnte in Zusammenarbeit mit den Entwicklern von NetBSD, mit denen man im st�ndigen Kontakt ist, eine Menge Arbeit gespart werden.

Linux/m68k ist genau wie sein bekannter Vater Linux/ i386 nur eine reine Kernel-Entwicklung. Eine vollst�ndige Distribution mu� daher von anderen Leuten erstellt werden. Daf�r gibt es eine Reihe von Ans�tzen, was leider die �bersicht nicht sehr transparent macht, und auch den Support schwierig gestaltet. Der derzeitige Renner unter Linux-Distributionen f�r Amiga ist Debian � eine sehr kompakte, einfach zu bedienende und umfassende Distribution. Linux ist genau wie NetBSD und OpenBSD im st�ndigen Wandel. Im Gegensatz zu den beiden anderen kann man hier keine absolute Version nennen und diese als �stabil� bezeichnen. Wenn Sie auf Stabilit�t Wert legen, dann benutzen Sie bitte keine Entwicklerversion. In unserer Tabelle mit den URLs f�r Amiga-Linux wird die aktuelle Version beschrieben.

Die Installation der Portierungen auf dem Amiga erfordert bei allen sorgf�ltige Vorbereitung. Eine dedizierte Festplatte ist bei den heutigen Preisen eine sinnvolle Anschaffung. Wesentlich sinnvoller ist aber die Anschaffung von Hauptspeicher. Alle Varianten unterst�tzen mittlerweile auch die verschiedenen Einbindungen des RAM in den Amiga, so da� man nicht nur RAM auf der Hauptplatine, sondern auch auf dem Prozessorboard unter UNIX benutzen kann. 8 MByte ist ertr�gliches Minimum f�r erste Schritte. 16 MByte ist ein guter Wert f�r eine einigerma�en dosierte Umgebung, mehr RAM ist empfehlenswert bei Benutzung von X11 und gro�en Programmpaketen wie Emacs. Bei allen Portierungen kann man auch als einfacher, nicht versierter Programmierer am Betriebssystem mitentwickeln � Hilfe ist ausdr�cklich erw�nscht, und wenn es auch nur Lust am Testen ist.

OpenBSD

Etwa Ende 1996 hat sich eine kleine Truppe von Entwicklern entschlossen, einigen Ideen von NetBSD nicht mehr zu entsprechen und daf�r die OpenBSD-Gruppe aufzubauen. Die Idee von OpenBSD entspricht der von NetBSD mit der Ausnahme, da� es keinen Wert darauf legt, nur stabile Release-Versionen zu vertreiben, sondern dem st�ndigen Wandel und aktuellen Entwicklung Tribut zu zollen und laufend Versionen herauszugeben, deren Stabilit�t nicht zwingend gegeben ist, daf�r mit mehr Aktualit�t (z.B. bei neuen Treibern) gl�nzt.

Hardware f�r Amiga-Unix
Alle Amiga mit Motorola MC68020, MC68030, MC68040 und MC68060 werden unterst�tzt. Dazu geh�rt zwingend eine passende MMU � eine FPU ist mittlerweile nicht mehr erforderlich, aber empfehlenswert. Nahezu alle Grafikkarten werden unterst�tzt, je nach Portierung unterschiedlich gibt es neben einem Consolen-Treiber auch Grafiktreiber f�r X11. Ebenso ist ein sehr gro�er Bereich an unterst�tzter SCSI-Hardware vorhanden. Die Ausnahme ist der Oktagon-SCSI-Hostadapter, der, weil er nur im programmed-IO l�uft, nur schwer in das Konzept integriert werden kann. Bitte lesen Sie die Hardware-Sektionen der jeweiligen Portierungen, bevor Sie sich f�r eine der Distributionen entscheiden!
Dadurch sind einige Ans�tze f�r neue Konzepte in OpenBSD wesentlich schneller integriert. OpenBSD ist derzeit in der Version 2.0 auch f�r Amigas verf�gbar. NetBSD und OpenBSD haben einen interessanten Vorteil gegen�ber Linux/m68k: Sie sind Bin�r-kompatibel mit anderen auf Motorola basierenden UNIX-�hnlichen Portierungen, so etwa NetBSD/ Mac, NetBSD/Atari und sogar zu SunOS/Sun3. Auf Sun3-Maschinen lief bis vor ein paar Jahren noch das kommerzielle UNIX SunOS.

NetBSD und OpenBSD f�r Amiga ist in der Lage, Programme f�r Sun3-Maschinen laufen zu lassen, so etwa den Greenhill-C-Compiler � mit dem �brigens das AmigaDOS entwickelt wurde. Oder Maple, ein Algebra-Programm. W�hrend der letzten noch aktiven Phase der Weitereentwicklung von AmigaOS wurde NetBSD f�r Amigas benutzt, um alten Sourcecode zu modernisieren. Bin�r-Kompatibilit�t zu Linux/m68k ist in Vorbereitung.

Fazit:Welcher Fraktion man sich annimmt und welches freie UNIX man auf seinem Rechner installiert, ist jedem selber �berlassen. Wer oft und viel im Internet arbeitet und Gelegenheit hat, aktuelle Sourcen und Binaries zu laden, der kann sich auf Linux einschwingen. Wer ein stabiles Betriebssystem mit einer eindeutig definierten Distribution ben�tigt, welches zudem zuverl�ssigen Netzwerktransfer hat und auf mehr als nur dem Amiga l�uft, ist bei NetBSD gut aufgehoben. Ein Internet-Firewall ist beispielsweise mit Hilfe der UNIX-Ableger auf einem Amiga einfach aufgebaut, schnell genug ist die Freundin f�r eine serielle Leitung allemal.

Audiotechque: Die Bearbeitung von Musik- und Sounddaten ist auch unter Linux kein Problem WWW-Surfen: Zwar gibt�s kein Netscape f�r Amiga-UNIX � daf�r gibt�s andere Browser (hier Gzilla f�r Linux)

lb

MagnaMedia Hauptseite

� Copyright by MagnaMedia Verlag AG, Haar bei M�nchen
Ver�ffentlichung und Vervielf�ltigung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags


Kommentare, Fragen, Korrekturen und Kritik bitte an Webmaster AMIGA schicken.
Zuletzt aktualisiert am 09. November 1997.