der Vollstwendigkeit aus gegebenen anlass muss ausdruecklich darauf hingewiesen werden, dass die 'allgemeine Genehmigung fuer den ton- und fernsehrundfunkempfang' in der Bundesrepublik nur zum rundfunkempfand berechtigt. der empfang anderer funkdienste ist ausschliesslich den dazu besonders befugten Personen gestattet. der vorsaetzliche empfang anderer funkdienste ist somit verboten. wer unbeabsichtigt solche Aussendungen aufnimmt, darf Informationen ueber Inhalt und umstaende der Sendungen (ausgenommen bei notrufen) nicht an dritte weitergeben. ein verstoss gegen das fernmeldeanlagengesetz ist (auch wenn man nicht erwischt wird) strafbar. ausserdem duerfen in der Bundesrepublik Deutschland zum funkempfand nur solche geraete bereitgehalten werden, die den technischen Vorschriften der deutschen bundespest entsprechen (ftz-nummer). verboten ist also beispielsweise auf den frequenzen des bka Wiesbaden im interpol-datenverbund oder auf telex-stationen der Seefunkdienste mitzulesen. ausserdem ist es Selbstversjaendlich untersagt auf eigene taust die weiten der kurzwellenbetender nach botschaftsnetzen, den Presseagenturen und anderen diensten abzusuchen, deren frequenzen und Sendezeiten zu notieren, diese Informationen an andere weiterzugeben (s.o.) und Sich ein eigenes bild ueber fernschreiben weltweit zu machen. denn aktuell ist er halt immer noch: der fernschreiher... silor3h1 ws 850806 0615 (c) by r otis Nies 6 - ~0 Ein Hobbyanker hat mH einem H.lmcomputer den Interpol-Code "b~kL Donnerstag letzter Woche, 19.06 Uhr, Interpol Wiesbaden an Interpol France, Meldung Nr. 5021: Wer den Computertermine laufen in hellgrnen Buchstaben abgesetzt, die Daten einer verd„chtigten Pe~on, die in einer Frei- burger Diskothek gesehen wurde. N„chste Meldung um 19.10 Uhr: In- terpol Wiesbaden wie von Interpol Lon- don wissen, welche Rolle eine in Portu- gal festgenommene deutsche Frau bei einem Transpor von 1800 Kilodamm Haschisch gespielt hat. Ohne Pause Rentnern die Nachrichten Ober das Sichtgerat. Meldung Nr. 509I um 19.25 Uhr: Interpol Wiesbaden gibt Detail šber einen internationalen Fabichgeldring an Interpol Paris. Mcl- dung Nr. 5033 um 19.31 Uhr: luter- po] Wiesbaden will ber Interpol Neu- Delhi, Islamabad genaue Angaben Ober einen Hereintransport und ,,Jimmy haben. Die gehtunen Jobermittlungen polizei- licher Erlcenntnisse und Fahndungses~u- chen durch Interpol, von Hawail bis Islamabad, waren letzten Donnerstag im Keller eines Dreifamilienhauses an Hes- siechen w verfolgen - auf dem Bild- schirm eines Heimcomputers. Ein 27jahnger Hobbyfunker und Computerfreak hat den Code des Inter- pol-Nachnchtenverkehrs geknackt und kann nun, rund um die Uhr, die brusan- ten Meldungen mitlesen - und noch mehr. Um 19.38 Uhr schmeiát der Hacker, "nur mal als Test", bei einer Nachricht von Interpol Wiesbaden den Adressaten Interpol Den Haag raus und empfangt an seiner Stelle die Meldung Nr. 1734' ohne k~ daá die beiden Polizeidienststellen das merken. Es geht um die Beteiligung eines Llnv-Unternehmens an einem Konkursbetrug. Und auch das funktioniert: Der Com- putcrbastler schaltet sich unter dem Kur- zel IPBQ, der Kennzeichnung Fr die abgeblockte Dienststelle in Holland, in den Informationsfluá ein. Interpol: ¯QRU (ich habe nichts vorliegen) TKS (Wo) Gold bye." Hobbytracer: "Hier alles erhalten TKS auch QRU Guten Abend." Interpol: "Ok Danke." Die Einschaltung des Computer- fummlers zeigt, wie bruchig das von den Polizeibehorden so gelobte Interpol- Fualcnetz tatsachlich ist. In den h”chsten Tonen hat das Bundeskriminalamt (BKA) die technische Neuerung geprie- sen: Das Ausland biete nun "fr keinen Tfiter mehr Schutz", heiát es in einer BItA-Werbebrosch”re, "auch bei eilbe- dšrhigen Warnungen vor geplanten Ver- brechen, wie Sprengstoffanschlagen und Flugzeugentfšhrungen, hat sich die Funkhbermittlung als sehr wirksam erwiesen". Ein Funkspruch, gibt sich das BKA berlegen, "kann schneller warnen, als KriminelIen lieb ist". Seit nun aber Computer In den Wohn- und Spielzimmern stehen, konnen offcn- kundig Freizeitfunker den Polizei Code knacken. Und so ist es auch denkbar, daá Kriminelle durch Interpol-Meldun~ gen erst gewarnt werden und sich in Sicherheit bringen. Die gar nicht mehr abwegige Vorstellung, der Schlssel zum Interpol Code liege auch in den H„nden terroristischer Gruppierungen oder der Mafia, k”nnte viele Fahndungspannen erkl„ren. Nicht nur daá Verbrecherorganisatim nen bei sandigem Mitschnitt der Mel- dungen erfhren, wann es Zeit zum Ab- tauchen ist. Sie k”nnen durch Einspeisen gezielter Fehlinformationen falsche Spu- ren legen und dadurch ganze Fahndungs- einheiten binden. Und die erschrecken- de Vision ist naher geruckt, die Daten- banken im BKA k”nnten von Unbe- kannten angezapft werden. Die technische Ausrstung, die der hessische Amateurfunker zum Aufspu- ren benutzte, Ist gar nicht anspruchsvoll: Das k”nne man "alles In einem VW-Bus unterbringen'`, sagt er, "und von der Autobatterie speisen lassen`'. Dem Computerfan steht ein 50 Watt-Sender zur Verfugung, und ein Empfangsgerat, den Decoder zur Obersetzung der Funk- siguale, hat er "selbst gebastelt". Das Heimcomputer-Set mit Disketten-Lauf- werk, Terminal und Rechner vom Typ Cornwodore CBM 64 ist fr rund ~00 Mark erh„ltlich - eine "reine Hobbyaus- rustung". Der Privatfunker hat insgesamt sechs Kurzwellen-Frequenzen ertastet, ber die Interpol sendet. Ein "ausgebildeter Programmierer", so sch„tzt er seine Lei- stung ein, mhBte "bei z„her Arbeit in einer Woche den Code gelbnackt haben". Oc]e~ er l;eSi ~o.] ~ Deka! Seit etwa drei Wochen steht die Kel- ler-Anlage auf Interpol-Empfang, lange genug, um Einblick in alle Interpol- Aktivitaten zu erlangen. Der Computer- &n bekam mit, wie polizeiliche Sicher- heitsvorkehrungen zum Schatz promi- nenter Personen im Ausland erteilt wur- den, und auch Fahndungshinweise nach der Ermordung des Industriellen Erregst Zimmermann gab es zur freien Ansicht. Der Interpol-Code wurde, wie der Hobbyfunker verblufft feststellte, in die- ser Zeit nicht ver„ndert Seine Entdek- kung so dazu fhren? hofft er, "daá die Polizei sich was Besseres einfallen Hiáte. DER SPIE<3EL Nr. 7/1985 ~