Computer fiirNicara~a Kuckuckseier ? Computer kommen von schlechten ElternÄsie k”nnten uns aber langfristig gesehen von allen nicht- kreativen und nicht-intuiti- ven Arbeiten befreien. Oder auch nur von jenem Teil, von welchem wir befreit sein wollen. Von Martin Flohiler, No! A ders und Ernst Stollenwerkl SMUV-fngeni- eure und Mitglieder der Gruppe ® Computerfair -Nikaragua>> [n einer der letzten WoZen hat sich lan Morgentbaier ` mit der Nicaragua-Solidarit„tsarbeit im llgemeinen und der Arbeitsgruppe Computer fr Nicaragua>> im be- ,onderen Auseinandergesetz, sprich, sie in der Laft zerrissen. Zu jenem zu Eistundegen Ge- spr„ch, Luvelches Grundlage des Arti- kels sein sollte, erschien Jan mit fest- gefgten Ansichten Ä sein gutes Recht natrlichÄund einem Ton- bandger„t. Letzteres w„re nicht n”- tig gewesen, hat er doch aus diesem Gespr„ch schliesslich nur einige ef- fektvolle Reizw”rter und aus dem Zusa,T Wenhaá gerissene Zitatfet- zen von uns verwendet. Das gibt er bei der Durchsicht des Artikels auch freimtig zuÄbei der Niederschrift habe er festgestellt, dass er den zur Verfgung stehen- den Platz voll fr seine [VIeinung be- n”tige. Dafr werde er das WoZ- Diskussionssianet dazu setzen, wir k”nnten also Unsereargumentation als D~skussior~sbeitrag einbringen. Aber bitte bis in iO Tagen, nachher ist Sommerpause. Dazu nur folgendes: Im Gegen- satz zu gewissen profilgeilen Nach- wuchsjournalisten f„llt fr uns Bršt- chen-Yerdienen und Politik-\la- chen nicht zusammen. Die Ingeni- eurlonen unserer Gruppe verwen- den ihre Freizeit dazu, um mit dem Fachwissen aus ihren systembedingt fragwrdigen Br”tchen-J~bs zur politischen Diskussion und Aktion beizutragen. So geschehen zu AKW's, Datenschutze Videotex, K1S, Rationalisierung, Bildschirm- arbeit, Gentechnologie u.a.m. Auch wir haben ab und zu eine verzerrte Sicht der DirEge, wir sind kritisierdar. Das ist gut so. Es gibt Kritik und AntikÄneben Jans Stil auch noch f'~ndiertere, struktuner- iere und vor allem solidarischere, mehr am Weiterkommen der Dis- kussion interessierte. Wir sind da je- doch nicht hc~l;el. , ~ t62 r_ Wir erwarten aber von der WoZ in Zukunft, dass sie auch unsere An- sicht wiedergibt, von sich aus, oder aber ihre Exklusiv-Weisheiten zum besten gibt, ohne uns unsere Zeit flir ihre Scheinlegitimation zu stehlen. Das als ®Chropfl„rete?>, um den Weg zur Lernhaltlichen Diskussion je ner Punkte von Jans Kritik freizule- gen, die auch uns selbst immer wie- der zu denken geben oder die von breiteren Kreisen geteilt werden. serdem machten wir auch von jenen politischen Absichten des Projektes <`Computer fr Nicaragua?, spre- chen, die von Jan schlicht unter- schlagen wurden. Computer = Herrschafts- technologie - b”se ? Diese Gleichung zieht sich quer durch Jans Artikel, wenn auch nicht sehr differenziert begrtlndet. Die Argumentation ist uns als Techni- kerlnnen in linkem sozialem Um- feld natrlich gel„ufig, sie l„sst sich fast auf beliebige andere Technolo- gien, auch „ltere, anwenden. Sie hat einiges fr sich: Computer kommen von schlechten EiternÄ ihre Technologie stammt sehr direkt aus der lJS-Waffenforschung, wur- de und wird finanziell vom Verteidi- BUngsministerium Bepusht. Com- puter werden von den gr”ssten Mul- tis der Welt hochautomatisiert pro- duziert, ihre kommerzielle Anwen- dung in einer Klassengesellschaft frisst Arbeitspl„tze in Massen, er- m”glicht soziale Kontrolle in einem Umfang, dass sich das (alte) Pro- blem qualitativ neu stellt und begeg- net uns als normierende, neue Zw„nge setzende, un-sinnliche Ma- schinerie. Man nahm sich nicht ein- mal die Muhe, den gew”hnlichen Sterblichen das Monstrum wirklich zu erkl„ren. Was den lIerrschenden neuerdings ein wenig zu schaffen macht, ist das dumpfe Unbehagen des Volkes, die <>, das Messer, das Geld...) sind an sich wertfrei, die Art der An- wendung bestimmt, ob sie uns nt- zen oder schaden. Ihr kennt das ja, as Messer in der Hand des Chirur- gen oder des M”rders usw.... Auf Computer bezogen: Im Kapitalis- mus sind sie natrlich Scheisse, weil sie von den Herrschenden aus- schliesslich zur Profitmaximierung und Systemerhaltung eingesetzt werden. Allf„llige fr alle Men- schen positive Nebeneffekte sind rein zuf„llig. Computer bergen aber ®an sich>> gewaltige M”glichkeiten _ sie k”nnten uns langfristig gese- hen schlicht vor allen nicht-kreati- ven und nicht-intuitiven Arbeiten befreien. Oder auch nur von jenem Teil, von welchem wir befreit sein wollen. In anderen Utopien erm”g- lichen Computer den optimalen Einsatz von Energie und Rohstof- fen. In wieder anderen sozialen Strukturen erm”glicht ein compu- tergesttztes Informations-Aus- tausch-System jedem Menschen den Zugang zum gesamten inteilek- tuellen Kulturgut der Menschheit, von jeder Berghtte aus (so geriet brigens das Stichwort aBolo'Bo- lo¯ aus unserem Gespr„ch in Jans Pam flet). Und ganz bescheiden: Seit's Computer gibt, nipp ich nicht mehr aus, wenn meine Kolleglunen diesen Artikel am Tag v er der Abga- be nochmals grndlich kritisierenÄ kostet mich ein L„cheln, die Žnde- rungen reinzubringen. Beide Argumentationen sind halbrichtig,verkltrzt. Wir leben im Kapitalismus, das k™nnen wir nicht wegabstrahieren, Die Nicas sind mindestens vom Kapitalismus um- zingelt, wieweit sie ihn selbst noch haben, da l„uft ja die Diskussion. Die heute greifbaren Computer- systeme und vor allem die eingesetz- ten Programme sind gezeichnet von ihrer Herkunft. Sie sind intern hier- archisch strukturiert, haben eine ®Zentraleinhell¯ und Perserie¯, _ sind im Umgang stur und pedan- tisch wie ihre V„ter und strafen bei Fehlern unerbittlich. Sie sind un- durchsichtig und untereinander un- vertr„glich wie die (und wegen der) kapitalistischen Konkurrenz. Es sind neuere Entwicklungen im Gang, die diese Kinderkrankheiten dort, wo sie sogar den profitablen Einsatz behindern, nach und nach beheben werden. Trotzdem: Wenn die Computer einst uns geh”ren, ha- ben wir immer noch viel zu tun. Computer sind nicht wertfrei. Aber viel flexibler als zum Beispiel AKW's, mit welchen wir wohl wirk- lich nichts mehranfangen k”nnen werden. Selbst wenn Computer einfach <®b”se>> w„ren, mssen die Nicas jetzt, wir vielleicht sp„ter mal, schauen, was sie mit dieser Techno- log~e anfangen wollen. Es gibt sie nun mal (und sie ist beileibe nicht die einzige historische Hypothek, mit der sie zurechtkommen mssen) und vor allem gibt's keine andere. Auch wenn Nicaragua den Aussen- handel heute staatlich kontrolliert kann es sich keinen beliebig grossen Produktivitats-Rckstand leisten. Sonst muss es immer miserablere Tauschbedingungen auf dem Welt- markt in Kauf nehmen. Und um an diesem Teufelskreis teilzuhaben braucht es keine Revolution. Um auch mal ein wenig polemisch zu werden (zu Jans triviad-k~berne- tischem Geschwafel von Soll- und Ist-Zustand und so): Nicaragua will einen lst-Zustand (Mangel an allen