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0110.TXT
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1997-02-19
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6KB
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84 lines
Die Leistung und die H÷chstgeschwindigkeit der BR 01 und 03 erwiesen sich 1935 als zu
gering, um die Zⁿge des im Aufbau befindlichen Schnellverkehrsnetzes zu bef÷rdern. Die
positiven Versuchsergebnisse mit stromlinienverkleideten Maschinen fⁿhrten daher zur
Entwicklung einer 150 km/h schnellen Maschine, die als BR 01.10 bezeichnet wurde und
mit einem Drillingstriebwerk 2ÆC1Æ h3 ausgestattet war. Die Maschinen wurden vollstΣndig
mit einer Stromlinienschale verkleidet, die bis knapp ⁿber die Schienenoberkante
hinuntergezogen war. Durch Klappen in der Stromschale konnten die notwendigen
Arbeiten an den Pumpen und Waschluken erledigt werden, Jalousien erlaubten Arbeiten
am Triebwerk. Als Tender wΣhlte man einen 2Æ3 T 38 fⁿr 10 Tonnen Kohle und 38
Kubikmeter Wasser.
Ab 1939 lieferte Schwartzkopff die 01 1001 und 01 1052 bis 1105 ab; die bestellten 01
1002 bis 1051 und 1106 bis 1205 wurden wegen des Krieges storniert. Die Loks
stationierte man in den Betriebswerken Leipzig, Halle, Berlin Anhalter Bf, Erfurt,
Dresden, Frankfurt/O., Wⁿrzburg, Mⁿnchen, Bebra und Hannover; 01 1070 war fⁿr kurze
Zeit als einzige Lok in Hamburg-Altona beheimatet. 1943 erfolgte eine Neusortierung
der Maschinen; so kamen z.B. die mⁿnchner Loks nach Nⁿrnberg, die Bebraner ⁿber einen
Umweg ⁿber K÷ln-Deutzerfeld nach Braunschweig.
WΣhrend des Betriebes kam es immer wieder zu BeeintrΣchtigungen durch
festgefrorene oder verklemmte Jalousien, so dass die Triebwerksverkleidung nach und
nach bei allen Maschinen geΣndert und somit ein besserer Zugang zum Triebwerk m÷glich
wurde. Die H÷chstgeschwindigkeit wird auf 140 km/h heruntergesetzt. 1944 wurde dann
an einigen Maschinen die Triebwerksverkleidung vollstΣndig zurⁿckgebaut; im selben
Jahr konzentrierte man die Maschinen in Braunschweig, Hannover, G÷ttingen und Kassel.
Dadurch befanden sich nach Ende des Krieges alle Maschinen wieder im Bundesgebiet.
Viele Loks waren durch den Krieg schwer beschΣdigt, die Stromlinienverkleidung
teilweise abgebaut. Seitens der neuen DB wurde die BR 01.10 in den
Unterhaltungsbestand aufgenommen, lediglich die 01 1067 mustert man aus. Ab 1949
erhielten alle Maschinen eine Hauptuntersuchung in den AW Nied, Braunschweig,
Mⁿhlheim oder bei Henschel, wobei auch die verbliebenen Verkleidungen vollstΣndig
entfernt wurden. In den folgenden Jahren zeigten sich vermehrt SchΣden an den
Kesseln, so dass zwischen 1953 und 1957 im Zuge eines Rekonstruktionsprogramms alle
Loks einen neukonstruierten Kessel erhielten.
Zugeteilt wurden die Loks den Bw Bebra, Hagen, Kassel und Offenburg. 1955 wurden 42
Maschinen in Osnabrⁿck konzentriert, von wo aus sie die Leistungen der BR 03 auf der
Strecke Hamburg - K÷ln ⁿbernahmen und im Langlauf mit 200t-Zⁿgen nach Frankfurt
liefen. Ab 1956 wurden 34 Loks auf ╓lhauptfeuerung umgebaut und in Hamburg, Bebra,
Kassel und Osnabrⁿck beheimatet. Durch die ╓lfeuerung bestand wieder genⁿgend
Leistungsreserve, um auch VerspΣtungen einzufahren. In den Kohlekasten im Tender
baute man einen ╓lbunker ein.
Die Elektrifizierung in den folgenden Jahren machte zuerst die kasseler und bebraner
Loks, spΣter auch die osnabrⁿcker Maschinen fⁿr die hochwertigen Leistungen
ⁿberflⁿssig, so dass wieder neu sortiert wurde: Die verbliebenen, rostgefeuerten Loks
wurden in Rheine stationiert und ab 1968 als BR 011 bezeichnet. Die ÷lgefeuerten Loks,
neu als BR 012 benummert, fanden ihre neue Heimat in Hamburg-Altona, von wo aus sie in
erster Linie fⁿr die Bespannung der Zⁿge nach Westerland, Kiel und Flensburg zustΣndig
waren. 1972/73 wurden sie dann aber ebenfalls an das Bw Rheine abgegeben, welches
fortan einziges Bw fⁿr diese Baureihe war. Nach und nach verloren die Loks dann alle
h÷herwertigen Leistungen auf der Emslandstrecke und mit der Ausmusterung der 01 1061
am 16.Juni 1975 endete der Einsatz der einstigen Stromlinienloks bei der DB.
01 1066 wurde 1983 wieder betriebsfΣhig hergerichtet und geh÷rt den ulmer
Eisenbahnfreunden. Nach einer Nikolausfahrt im Dezember 1996 stⁿrzte die Lok
allerdings bei einer Rangierfahrt in die kornwestheimer Drehscheibengrube, wobei sie
schwer beschΣdigt wurde. Zur Bergung mussten zwei EisenbahnkrΣne herbeigeholt
werden. Derzeit steht noch nicht fest, wie stark die SchΣden an der Lok sind und ob sie
wieder betriebsfΣhig hergerichtet werden kann.
Die 01 1075 ist in den Niederlanden konserviert abgestellt. 01 1081 ist rollfΣhig bei den
ulmer Eisenbahnfreunden, 01 1082 geh÷rt dem MVT Berlin, 01 1100 wurde nach
zehnjΣhriger Abstellung zu den 150-Jahr-Feiern 1985 betriebsfΣhig hergerichtet und ist
seitdem regelmΣssig eingesetzt (unter Federfⁿhrung des VM Nⁿrnberg).
Die 01 1102 wanderte 1974 nach ihrer Ausmusterung auf einen Sockel an der
Bahnhofsausfahrt in Bebra - dort stand sie bis 1995: In einer grossangelegten Aktion
wird die 01 1102 auseinandergenommen und in Einzelteilen ins RAW Meiningen
transportiert - dort wurde nun in harter Arbeit ein Stⁿck deutsche Geschichte
zurⁿckgeholt. Die 01 1102 absolvierte im Februar 1996 ihre ersten Fahrten, wieder mit
einer Stromlinienschale versehen. Niemand hatte es fⁿr m÷glich gehalten, dass nach fast
fⁿnfzig Jahren wieder eine Stromlinienlok betriebsfΣhig aufgebaut werden wⁿrde.
Nach Σhnlichen Problemen, wie bei den damaligen Triebwerken, ist die Lok nun
regelmΣssig unter Dampf im Auftrag der K & K-Speisewagen-Gesellschaft. Zum guten
Schluss - die 01 1104 hatte es in ein Museum nach Crewe in Grossbritannien verschlagen,
wurde von dort jedoch im September 1996 per Schiff nach Belgien transportiert, von
dort aus sollte die Lok in den vergangenen Wochen nach N÷rdlingen zum BEM gebracht
werden.