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1997-02-28
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8KB
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279 lines
die Datenschleuder 9/10
Presseerklärung des Chaos Computer Clubs International zum Frühlingsbeginn
Eine schlechte und eine gute Nachricht. Die Schlechte zuerst:
Radio-Activity is in the Air for you and me
Und jekt die Gute:
Radio-Aktivität─Wenns um die Zukunft geht
Am 20. Apri I beginnt Radio Dreyeckland
(RDL) mit der Ausstrahlung aus Frei-
burg und läutet den Radiofrühling ein.
Es ist der erste größere freie Radiosen-
der in der BRD seit der Verabschiedung
neuer Landesn~ediengesetze. Die Ge-
setze sind exklusiv für Kommerzsen-
der. Lokale unabhängige Initiativen
sind unvorhergesehen. 1977 sendete
Radio Dreyeckland zum ersten Mal.
Ein Anlass war Radioaktivität. Atom-
kraftwerke, die einfach vor sich hin-
strahlen, sind erlaubt. Aber kleine, ört-
liche' unabhängige Radiosender, deren
Strahlung viel weniger gefährlich ist,
sind verboten und werden von der Bun-
despost datenmassig erfasst und von
der Polizei verfolgt. Trotzdem wurde
schon 1977 regelmäßig wöchentlich,
wenn auch nur kurz, gesendet.
Ein wichtiger Anlaß waren das Bleiwerk
Marckolsheim (Frankreich) und die ge-
planten Atomkraftwerke in Whyl (D),
Kaiseraugst (CH) und Fessenheim (F).
Bleistaub macht ebensowenig an Gren-
zen halt wie Radioaktivität.
Die Betroffenen in Grenznähe wußten,
was die Europäische Gemei nschaft
wirklich wert war bei Zuständigkeiten
ins Ausland.
Ein böses Politikerwort sagt, das sei
hier eine offene Gesellschaft' in der
jeder an alle Informationen kann, außer
sie betreffen ihn.
Die Berichterstattung der anderen Me-
dien war entsprechend dünn und ein
Ausgleich geboten. Das Radio bot sich
an. Es ist ja auch sinnvoll, wenn Ma-
schinensetzer beispielweise bei sozia-
len Auseinandersetzungen ihre Flug-
blätter drucken statt sie mit der Hand
ZU schreiben ~
~//~
Die Franzosen haben bereits 1981 be-
griffen, daß angesichts der technischen
Weiterentwicklung mit ihrer quasi ein-
gebundenen Kontrolle auch ein biß-
chen mehr Freiheit kommen sollte. Des-
halb konnte im Elsaß 19$1 eine freie
Radiostation eingerichtet werden.
RDL sendet seither aus drei Studios:
Straßburg' Colmar zusammen mit den
Freibürgern und Mülhausen zusammen
mit den Baslern.
Spätestens seit dem 1. 10. 1984 hat sich
RDL durch tägliche Sendungen einen
Namen gemacht. Sie treten offen auf
und ihr E'nflul3 ist spürbar. Ihre Arbeit
wird anerkannt. Sie wollen am Ort und
nicht im Ausland arbeiten.
Sie senden bisher täglich aus Frank-
reich und das ist erlaubt.
Sie wollen ohne Werbung am Ort arbei-
ten, wo auch genehmigt die Citywelle
Freiburg ihre Werbesprüche ausstrahlt.
Wenn Rac~ioakUv/tät erlaubt ~st, dann
ein freies Radio auf ieden Fall.
Um das deutlich zu machen, beginnt
RDL am 20. 4 mit seinen Sendungen
vom Bundesgebiet aus. Die Bundespost
ist aufgefordert, ihre Meßergebnisse
über die Empfangsgüte an RDL weiter-
zuleiten. So kann RDL experimentell
den besten Standort ermitteln. Saar-
brücken ist nicht der beste, auch wenn
die neue Regierung dort einen Sender
wie RDL genehmigen müßte. Die neuen
Mediengesetze passen nur auf Kom-
merzsender.
Sie sind ein Vorwand, Bürger vor allzu-
viel Schmutz und Schund in den Kom-
merzkanälen zu schützen. Für freie Ra-
dios passen die Paragraphen nicht. Der
Chaos Computer Club International for-
dert sofortige Einspeisung des RDL-
Programms in alle bestehenden Kabel-
inseln. Fr selber wird bald auf den
elektronischen Medien eine RDL Pro-
grammübersicht anbieten.
RDL wird senden. RDL braucht ihre
Unterstützung. Bitte informieren Sie in
Ihrem Einflußbereich entsprechend.
Weitere Unterlagen (-Antrag auf eine
Sendelizenz" usw.) und Spendenfor-
mulare für den ersten Sender ohne
Werbung gibt es (Rückporto!!) beim
Gerneinnützligen Radioverein "Freun-
deskreis Radio Dreyeckland eV",
Habsburgerstrasse g, 7800 Freiburg.
Materlelanforderun 3\
........schickt ds '}K bis *2,33 +
..... *10 Chaoskleber *3,33 +&
..... Platine Datenklo *20 +_
..... Modembauplan *10 + 5
..... engl. Kopien *2,83~-
..... Überraschung *2,99+)
Name;
Str.:
Ort:
Ruf:
Anlage: DM...............
O V-Scheck
O Rosigverweichen 005/050
O.............................
als/in
\
\-p~
1~
l─~
.~
~ Bitte nicht
/ \ vergessen
Chiffre-Nummern
deutlich auf Ihr Kuvert zu
schreiben
Softwareprobleme bei Btx.
Post vorübergehend
zahlungsunfähig?
Angeblich wegen Problemen mit der
Software, der sogenannten Btx-
Nachverarbeitung wartet der CCC zu-
sammen mit vermutlich allen anderen
Btx-Anbietern seit November letzten
Jahres auf die Auszahlung der Gebüh-
ren. Beim CCC sind das inzwischen
über 10.000 DM. Wir wollen der Post
nicht unterstellen, daß sie das Geld
einbehält, um den CCC bankrott zu
machen. Wir glauben, dal3 sie tatsach-
lich Softwareprobleme hat. Das ist ja
aus anderem Zusammenhang bekannt.
Selbstverständlich ist das kein Vorwurf,
auch wir haben Probleme.
Aber bei uns sind es - in Gegensatz
zur Post─keine "Softwareprobleme",
sondern eher Schlamperei und allge-
meines Chaos. Wir bitten um Verzei-
hung, wenn mal wieder eine Abobestel-
lung untergegangen ist, manche Ant-
worten ein 3/4 Jahr brauchen, eine
Adressenänderung nicht durchgeführt
wurde oder irgendwelche Lieferverzö-
gerungen auftreten. Wir haben zwar in
unser Btx-Programm 'reingeschrieben
"Lieferung erfolgt, wenn die Knete da
ist", die meisten Sachen aber gleich
gel iefert.
Trotz unserer kritischen Einstellung ist
es uns neu, daß die Post einen durch
Nichtzahlung an den Rand des Ban-
krotts treiben kann. Wir sind entspre-
chend gelaunt. Durch eine Reihe Kre-
dite von privat und Hamburger Kredit-
instituten sind wir klar gekommen. Die
Post hatte es nicht einmal nötig, die
Btx-Anbieter darüber zu informieren,
daß sie wegen Softwareproblemen vor-
übergehend zahlungsunfähig ist.
Wir haben erstmals vor 4 Monaten in
Bonn angerufen, um zu erfahren, wann
endlich gezahlt wird: Von rund 4 Wo-
chen war die Rede.
Auch nach diesem Telefonat informier-
te die Post in Btx noch nicht über ihre
Zahlungsschwierigkeiten; es geschah
erst, nachdem die Presse berichtete.
Da aus etwa 4 Wochen etwa 4 Monate
geworden sind {Zahl stimmt, aber eine
Zeitdimension mehr), scheint es tat-
sächlich ein Softwareproblem zu sein.
Wer kann uns sagen, ob es typisch für
die Post ist, daß (It. Btx-NV) am 19. 3.
das Magnetband mit den Zahl ungen
'rausgegangen ist, aber am 3. April
noch nicht verbucht verbucht wurde?
Wir haben mit Anwälten gesprochen
und sehen sehr gute Chancen, einen
Prozess gegen die Post zu gewinnen.
An einer gütlichen Einigung ist uns -
wie immer - gelegen, auch wenn eine
kleine Minderheit höherer Postbedien-
steter gegen den CCC hetzt; pardon:
falsch informiert.
Bonbon am Schluß die Post verlangt
vom Europaparlament' das irgendwie
was mit Btx machen will, eine Bankga-
rantie (genaueres beim [P) .
Hinweis für Nachwuchsprogrammierer:
Laßt euch den Fehler von der Post
erklären. Das ist lehrreich. wau
PS: Die Post hat inzwischen eine Teil-
zahlung geleistet.