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Text File  |  1991-02-03  |  5KB  |  102 lines

  1. Das Programm GEMINI wird von den Autoren (Stefan und Gereon) als
  2. "Shareware" bezeichnet und dies dann in etwa so definiert:
  3.  
  4.   Jeder kann das Programm kopieren und benutzen, solange dies im
  5. privaten Rahmen geschieht und zwar kostenlos. Man dürfe aber auch
  6. die Autoren mit einem finanz. Beitrag unterstützen.
  7.  
  8. Das ist aber - im eigentlichen Sinne - keine Shareware!
  9. Der Begriff wurde, vermute ich, in den USA geprägt und hat dort eine
  10. unmiβverständliche Definition:
  11.  
  12.   Kopieren darf man die Software unentgeldlich, ausprobieren ebenso,
  13. BENUTZEN aber nur gegen BEZAHLUNG! Das heiβt: Wie in einem Geschäft
  14. kann man sich die Software ansehen, nur eben intensiver, will man
  15. sie aber sinnvoll einsetzen, muβ man sie KAUFEN, sonst ist es DIEBSTAHL.
  16. So in etwa ist "Shareware" zu verstehen!
  17.  
  18. Ich bitte daher alle zukünftigen Autoren solcher Software diese
  19. entweder "Shareware" zu nennen, wenn sie voriger Definition entspricht,
  20. oder sie "Public Domain" zu nennen, oder soonstwie, und dann den
  21. freiwilligen Spendenaufruf beizufügen (wie bei "Gemini").
  22.  
  23. Hier nochmal die grundsätzliche Definition:
  24.  
  25. PUBLIC DOMAIN: Die Software ist frei von allen Besitzrechten. Jeder
  26. darf sie kopieren und sie verwenden. Allerdings darf niemand Geld
  27. dafür verlangen, weil ja auch dieser Niemand kein Besitzrecht darüber
  28. hat und deshalb auch nichts dafür verlangen kann.
  29.  
  30. SHAREWARE: Der Besitz der Software verbleibt - in der Regel - beim
  31. Urheber, oder sonstwelchen authorisierten Personen/Gesellschaften.
  32. Lediglich erlaubt der Urheber, daβ jede Person sich die Software
  33. kopieren und ansehen darf. Dies ist vergleichbar mit der Möglichkeit,
  34. sich Software beim Händler anzusehen. Will man die Software nutzen,
  35. muβ sie gekauft werden.
  36.  
  37. ALLES ÜBRIGE: In den USA ist vor allem "Public Domain" ein fester
  38. Begriff - es soll schon vorgekommen sein, daβ man von den Urhebern
  39. von PD-Software deren Source-Codes abverlangen wollte/konnte, weil
  40. sie ja auch darauf keine Rechte mehr haben könnten.
  41.  
  42. Hier in der BRD ist ds noch nicht so festgelegt. Hier gilt allgemein
  43. der URHEBER einer Software erstmal als derjenige, der alle Rechte
  44. daran hat. Will nun hier jemand seine Arbeit Anderen zur Verfügung
  45. stellen, sollte er immer im Einzelnen beschreiben, was er erlaubt
  46. und was nicht. Dazu gehören zumindest folg. Festlegungen:
  47.  
  48. - Wer darf die Software nutzen? (Meist privat, nicht kommerziell)
  49. - Wer darf sie kopieren? (nur im privaten Rahmen, unentgeldlich,
  50.     ggf. nicht mal sog. "PD-Versände" - ja auch denen kann man es
  51.     verbieten)
  52. - Unter welchen Bedingungen ist sie zu kopieren? (Ggf. weitere,
  53.     zugehörige Dateien aufzählen, die mitkopiert werden müssen)
  54. - Was darf sonst mit der Software passieren? (z.B. dürfen keine
  55.     Veränderungen an der Software oder den Dokumentationen vor-
  56.     genommen werden, auch daβ sie Software nicht in andere Programme
  57.     eingebettet werden darf oder mit ihr verkauft werden darf)
  58.  
  59. Ich denke, ich habe nichts Wichtiges vergessen. Im Allgemeinen ist
  60. zu sagen: Der Urheber kann frei bestimmen, was mit seiner Software
  61. zu tun ist. Im Zweifelsfall gilt das Urheberrecht: Keiner darf die
  62. Software kopieren oder sonstwas mit ihr anstellen, solange es der
  63. Urheber nicht genehmigt. Allerdings gibt es nach dem Gesetz hier
  64. zwei Fälle:
  65.  
  66. Ist die Software ein schützenswertes Produkt (denn das ist nicht
  67. jede Softare!), dann gilt diese Regelung unbegrenzt, bei nicht
  68. schützenswerter Software (z.B. einfache Programme, die jeder
  69. durchscnittliche Programmierer erstellen kann, v.A., wenn die
  70. Algorithmen dafür schon bekannt sind) genieβen zumindest noch
  71. den Wettbewerbs-Schutz, der ein halbes Jahr von der Fertigstellung
  72. oder Freigabe an gilt. Ich hatte da noch keine groβen Erfahrungen
  73. mit sowas, aber in der Regel ist es so: Jede kleine Programm, das
  74. nicht mind. ein paar Monate oder Jahre Entwicklungszeit hinter sich
  75. hat, wird vom Gesetz, bzw. der Justiz, nicht als urheberrechtlich
  76. schützenswert eingestuft. Mein Vorschlag wäre demnach: Will man sich
  77. davor schützen, sollte man alle halbe Jahre ein Update seines
  78. Produkts veröffentlichen, damit zumindest die neueste Version immer noch
  79. einen gewissen Schutz genieβt.
  80.  
  81. Ist dieser Schutz nicht mehr gegeben, kann im Prinzip jeder das
  82. Produkt kopieren oder irgendwie anders verwerten, wenn ich mich nicht
  83. irre.
  84.  
  85. Diese Informationen sind nicht juristisch oder sonstwie belegt, ich
  86. spreche hier hauptsächlich aus meinen eigenen Erfahrungen, sowohl
  87. aus Gesprächen mit PD- und Shareware-Herstellern aus den USA, als
  88. auch aus meiner eigenen Erfahrung bei einem Justizfall bezüglich
  89. Urheberrechts-Verletzung.
  90.  
  91. Ich bitte darum, nicht an jedem einzelnen Wort, das ich schrieb,
  92. herumzudiskutieren. Auch nicht, solche Anworten, wie "ich glaube
  93. nicht, ..." zu geben. Nur, wenn berechtigte Zweifel an meinen
  94. Behauptungen angebracht werden können, sollten diese als Kommentare
  95. hierzu erfolgen. Denn ich habe vor, diese Erklärungen an die Presse
  96. weiterzugeben (natürlich in anderer Form), damit diese Dinge mal
  97. endlich klargestellt werden.
  98.  
  99. Nun denn!
  100.  
  101. Thomas Tempelmann
  102.