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1994-02-06
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8KB
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225 lines
Und wieder wird deftig gezockt
██████ █████ █████ █ █
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D E R W O L F E N S T E I N - N A C H F O L G E R
Es ist etwa anderthalb Jahre her, daß ich für drei Monate in
England war. Dort deckte ich mich - natürlich - mit englischen PC-
Zeitschriften ein, für die man oft nur die Hälfte von dem berappen
muß, was deutsche Pendants kosten, dafür sind sie fast durchweg
mit Diskette. So. Auf eine dieser Disketten hatte mich bereits ein
Screenshot auf der Titelseite angespitzt: 3D-Grafik mit 256 Farben
bei einem Shareware-Spiel... Das Spiel ist zur Legende geworden
und heißt Wolfenstein 3D. Auch wenn man keine Menschen, sondern
die dieser Spezies zum Verwechseln ähnlich sehenden Nazis
abballert, ist es doch verständlich, daß dieses blutige
Meisterwerk nicht ungeteilt positive Reaktionen hervorgerufen hat.
In Amerika wurden die Hitlisten letztes Jahr lange Zeit vom
Wolfenstein-Spiel "Spear of Destiny" angeführt. Da die SW-Version
dieses Spiels jedoch nur zwei Level hat, ist es nicht so bekannt
wie der Vorgänger. Jetzt hat man sich bei id-Soft dazu
durchgerungen, das Spielsystem moralisch unbedenklicher (?) zu
verpacken, indem nicht mehr auf Menschen (???), sondern auf Aliens
geschossen wird. Blut fließt trotzdem. Viel Blut.
Heißen tut der neuste Streich der Firma DOOM (welch einfallsloser
Name). Aber lassen wir uns nicht von solchen Kleinigkeiten
ablenken, sehen wir uns lieber das Spiel an.
Die Story vereint alle Klischees des Weltraum-Science-Fiction und
des amerikanischen Action-Films: Der "Held" gehört einer Einheit
von Marines an und ist logischerweise der beste von allen. Nachdem
er einen höheren Offizier erschossen hatte, der den Befehl gegeben
hatte, Zivilisten zu töten, wurde er auf den Mars strafversetzt.
Dort ist es Wissenschaftlern gelungen, ein Raum-Zeit-Tor zwischen
den Monden Phobos und Deimos zu errichten. Eines Tages wird man
durch einen Notruf vom öden Schreibtischjob, den man auf dem Mars
zu verrichten hatte, hochgeschreckt: Deimos ist vom Himmel
verschwunden und durch das Raum-Zeit-Tor sind jede Menge böser
Buben auf Phobos gelandet. Also begibt man sich mit seiner Einheit
auf Phobos. Während man Wache schiebt, werden - wie sollte es
anders sein - alle anderen Soldaten niedergemetzelt. Nun ist unser
Held auf sich selbst gestellt und darf es mit einer Armee von
Mutanten und Dämonen aufnehmen.
An dieser Stelle ist dann der Spieler an der Reihe. Wie bei
Wolfenstein muß man sich durch verschiedene Level kämpfen. Da
wären zum Beispiel ein Kernkraftwerk, eine Giftfabrik oder die
Kommando-Zentrale. Je nach Schwierigkeitsgrad (vier verschiedene)
trifft man dabei eine mehr oder weniger groß Anzahl Fieslinge, die
man schleunigst ins Jenseits befördern sollte. Dazu gehören
erstmal jede Menge unterschiedlich bewaffnete Soldaten, besonders
widerlich sind die Imps, fette braune Humanoide, die mit
Feuerbällen schießen und die (fast) unsichtbaren Spectres. Anfangs
verfügt man nur über die Faust und über eine Pistole, doch kann
man jede Menge Waffen unterwegs mitnehmen: Vom einfachen MG über
das Plasmagewehr bis zum Raketenwerfer ist die Auswahl groß, jeder
Freizeit-Rambo wird sich wie im Schlaraffenland fühlen.
Verschiedene Rüstungen, die man hier und dort findet, erhöhen die
Überlebenschance gewaltig. Auch ein Strahlenschutzanzug sollte,
sofern gefunden, angelegt werden, denn überall warten Pools mit
einer giftgrünen, radioaktiven Brühe. Hinter Geheimtüren verbirgt
sich so manch brauchbarer Gegenstand - aber auch der eine oder
andere unangenehme Zeitgenosse, der nur eine Sprache versteht.
Besonders gefallen hat mir, daß man jetzt auch einiges mehr mit
Taktik arbeiten kann: Feinde können durchs Fenster erschossen
werden, wenn man auf ein Faß mit grüner Soße schießt, explodiert
es und nimmt alle Feinde mit, die zufällig daneben standen. Wenn
viele Feinde zusammen stehen, sollte man sich in ihre Mitte
begeben. Nein, das ist kein Selbstmordversuch, sondern man kann
die bösen Buben auf diese Weise dazu bringen, versehentlich
aufeinander zu schießen und wenn das einmal angefangen hat, dann
werden sie sich gegenseitig abmetzeln und wir können in der
Zwischenzeit einen Kaffee trinken gehen. Vielleicht ist das
massenhafte Abschlachten nicht unbedingt jedermanns Sache, aber
ich glaube, daß dieses Spiel auch eingefleischte Pazifisten in
blutrünstige Bestien verwandelt, zumal man ja nicht auf Menschen,
sondern auf Dämonen und anderes Ungeziefer schießt.
Nun ein Blick auf die technische Seite: Hier haben sich die
Programmierer von id-Soft mal wieder selbst übertroffen: Wenn die
Dungeons von Wolfenstein 3D schon begeisterten, gegen das, was
DOOM bietet, müssen sie sich glatt verstecken: Wir haben es hier
mit Katakomben zu tun, die ich so bisher nur bei Ultima Underworld
gesehen habe! Ecken sind jetzt keineswegs mehr nur noch 90° und
die Grafik hat gegenüber W3D gewaltig zugelegt. Nachteil: Die
Geschwindigkeit, die mich bei Wolfenstein so begeistert hatte, ist
bei diesem Spiel nur noch mit niedrigem Detail-Level zu erreichen.
Das macht aber eigentlich gar nichts, denn selbst dann ist die
Grafik noch ULTIMAtiv und wer einen 486er hat, dem kann das
sowieso egal sein. Auch der Sound ist vom Feinsten: Zwar ist die
Musik nur durchschnittlich, doch die FX sind absolut ausgefeilt,
ob es sich jetzt nun um Schüsse handelt, Todesschreie oder das
Schmerzensstöhnen, wenn man Treffer kassiert.
Der erste Teil ist Shareware, wer sich registrieren läßt, bekommt
noch zwei weitere Teile. Vor kurzem ist eine modemfähige Version
released worden, auch eine Netzwerkversion gibt es - so kann man
sogar gemeinsam metzeln.
Das ist er also, der Nachfolger zu dem wohl umstrittensten Spiel,
das je auf dem Sharewaremarkt erschienen ist. Ich kann nur sagen:
Der Spielspaß bewegt sich auf die 100% zu, technisch haben die
Leute wieder einmal einen Geniestreich gelandet, der Beweis ist
nun endgültig erbracht, daß nicht nur brauchbare Sachen, sondern
auch absolute Spitzenprogramme keineswegs dem Bereich der
kommerziellen Soft vorbehalten sind.
Wie mag nun wohl der DOOM-Nachfolger aussehen...?,
fragt sich
Midnight