In'side MULTIMEDIA 07/96 - Markt &
Test
VideoShot
Der kleine Bilderfänger
Viele kennen Videodigitizer nur als Integration in
einer Overlaykarte. Dies muß aber nicht immer so sein.
Besitzer von Notebooks wird es sicherlich freuen, daß mit
VideoShot nun ein Gerät auf dem Markt ist, das über den
Druckerport Videobilder in den PC holt.
VideoShot ist ein kleines, unscheinbares Kästchen, das an
den Druckerport eines beliebigen PCs (ab 386) angeschlossen
werden kann. Neben dem kleinen Digitizer werden ein Malprogramm
mit englischsprachigem Handbuch, die Treiber-Software und zwei
Videokabel mitgeliefert. Eine deutschsprachige Anleitung sucht
der Anwender vergeblich.
Beim Installieren bekommt der
Benutzer nur einen (englischen!) Hinweis per DOS-Fenster,
daß bitte eine Schublade einzurichten sei und dann die
Dateien von der Diskette dort hineinkopiert werden sollen. Warum
kann das Install-Programm dies nicht selbst ausführen?
Nach erfolgter Installation wird das beiliegende Malprogramm
Photo Studio von Arcsoft aufgerufen, im Menü die
Twain-Schnittstelle mit dem Digitizer angewählt und die
Erfassung gestartet. Es öffnet sich ein kleines Fenster, in
dem der angewählte Eingang (FBAS oder Y/C) als
einigermaßen flüssige S/W-Vorschau dargestellt wird.
Vorher sollte man allerdings durch Anwählen von Setup die
grundlegenden Parameter einstellen. Als da wären die Wahl
des Videoformats (Pal/NTSC), der Videoquelle (TV, Video- oder
Camcorder) oder der Vorschaugröße.
Mit Freeze kann im Hauptfenster das aktuelle Bild eingefroren
werden, das dann nach einem Klick auf Grab in ca. zehn Sekunden
zum Rechner geschickt wird. Das Resultat bei unseren ersten
Versuchen war aber bei weitem zu hell. Nach vielem Probieren
wurde das Problem gefunden: Der mitgelieferte Twain-Treiber
arbeitet unter Windows 95 fehlerhaft! Eine neue Version ist aus
dem Internet direkt beim Hersteller erhältlich. Damit ist
dann die Bildqualität hervorragend. Der Digitizer
unterstützt übrigens auch den Anschluß von S-VHS-
bzw. Hi8-Quellen. Die Qualität der Aufnahmen ist dann um
einiges besser.
Hohe Auflösung
Der VideoShot erreicht eine Auflösung von 880 x 692 Pixeln,
die allerdings aus den physikalisch 768 x 576 Pixeln eines
PAL-Vollbildes interpoliert werden. Digitalisiert wird entweder
in 256 Graustufen oder in 24 Bit RGB.
Testmessungen mit einem professionellen Studio-Farbgenerator
bestätigten dem Gerät eine gute Auflösung und
Farbtreue.
Hervorragende Aufnahmen sind direkt mit jeder Videokamera zu
bekommen. Auch aus dem laufenden Urlaubsfilm kann jederzeit ein
Bild übernommen werden. Im Standbildbetrieb traten teilweise
horizontale Verschiebungen und erhebliche Farbfehler auf.
Damit die Bilder abschließend auch die richtige Brillanz
bekommen, erlaubt das mitgelieferte Malprogramm Photo Studio
nachträgliche Korrekturen, wie Helligkeit, Schärfe oder
die Umwandlung in andere Formate.
Durch den Twain-Treiber ist theoretisch die Integration in jede
Software möglich. Leider ließ sich beim Test keine
32-Bit-Software zur Zusammenarbeit mit VideoShot bewegen.
Mit den Programmen Photo Studio 1.5 und Corel Photopaint 5
arbeitete das Gerät unter Windows 3.11 einwandfrei zusammen.
Mit Ulead Photoimpact 3 traten Probleme auf, und mit Paint Shop
Pro 3.12 und Corel Photopaint 6 funktionierte es nicht.
Fazit:
Der VideoShot ist ein einfaches, handliches Gerät mit hoher
Bildqualität. Wer nur einzelne Bilder aufnehmen möchte,
diese dann nachbearbeitet, speichert und vielleicht auch wieder
zu Papier bringt, ist mit dem Kauf des Videoshot gut beraten. Der
fehlerhafte Treiber für Windows 95 und der recht hohe Preis
in Deutschland trüben diesen ansonsten ordentlichen Eindruck
allerdings etwas.
Daniel Diezemann