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Jeder , der den Roman von Alfred
Kubin "Die andere Seite" gelesen hat,
hat die imaginΣren Strassen einer
osteuropΣischen Stadt, ihre nΣchtlichen Wege,
die Labyrinthe sind, aus denen Kirchtⁿrme
hervorragen, durchwandert. Wenn man die
Stadtlandschaften, die Kubin gezeichnet hat,
anmalt, wenn man sie vom Wind und von einer
unbezwingbaren, ausdrucksvollen Wut, typisch fⁿr
unser Jahrhundert, verwischen lΣsst, haben wir
eine Idee von den Bildern von Edo Ferenc. Geboren
in Zagreb 1963, hat Ferenc das stΣdtische
Institut der Sch÷nen Kⁿnste besucht, wo er an
Plastiken aus Terracotta gearbeitet, an
KeramikgegenstΣnden gemalt und sich zum
graphischen Designer spezialisiert hat.
Die StΣdte und die Kirchtⁿrme, deren man in
seinen verworrenen und ungestⁿmen Landschaften
gewahr wird, sind die gleichen phantastischen
StΣdte, die fⁿr einen grossen Teil der Malerei,
die vom phantasievollen Slawen produziert wird,
charakteristisch sind. Deutsch ist hingegen sein
Expressionismus. Es handelt sich aber um
Expressionismus einer mΣrchenhaften Art und auch
ein wenig einer "underground Art".
Edo Ferenc ist heute 34 Jahre alt,
biographisch gesehen also ein sehr junger Maler,
der am Anfang seiner Karriere steht, die er mit
der AktivitΣt des graphischen Designers
abwechselnd ausⁿbt. Er ist in Zagreb geboren, wo
er studiert hat und heute noch lebt. In einer
Stadt, die nicht nur die politische und
wirtschaftliche Hauptstadt des neuen Kroatien
ist. Durch ihre Theater, Museen und Galerien,
durch den Aktivismus ihres literarischen Lebens,
ihrer Film- und Fernsehindustrie, ist sie auch
die wahre Kunsthauptstadt eines wichtigen Teils
des frⁿheren Jugoslawiens.
Der ⁿberzeugenste Teil des Talents von Ferenc
ist sicherlich die poetische Komponente, der
umfassende Ton, den seine Bilder annehmen. In der
Tat ist in ihm, dem Sohn einer so pl÷tzlich
gepeinigten Erde und einer so tristen Gegenwart,
etwas, das die ─sthetik der Malerei im Sinne
eines unerh÷rten Warnrufs verΣndert. Etwas, das
fortdauernd das sehr lebhafte Gefⁿhl einer
schrecklichen und inhumanen Voraussagung wieder
ins Bewusstsein ruft. Und dieses Etwas macht ihn,
Kⁿnstler und Mensch zugleich, zum gequΣlten,
eindrucksvollen und scharfsichtigen Zeugen dieser
Unmenschlichkeit.
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