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Hauser Seit 1852 war es die größte Wasserwalze, mit der der Red River nahe der kanadischen Stadt Winnipeg unaufhaltsam den Norden überflutete. Im Frühjahr lassen Schmelzwasser und Regenfälle den Fluß regelmäßg über die Ufer treten. Das Ausmaß der diesjährigen Flut aber überraschte selbst die amerikanischen Meteorologen und Hydrologen, deren Prognosen nicht annähernd der Realität entsprachen. Für die Bewohner, die sozusagen in einem Belagerungszustand in Winnipeg leben, kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Trotz der Evakuierung von tausenden von Bewohnern und der zu erwartenden Räumungsarbeiten, soll die Parlamentswahl in der kanadischen Provinz Manitoba wie geplant in vier Wochen staffinden.

Flut Eine Momentaufnahme von Udo van Kampen

Noch ist die Jahrhundertflut nicht vorbei und schon wird sie glorifiziert.
Der Song vom Red River - der neueste Hit in Winnipeg. Die Provinzhauptstadt liegt mit den Vororten im Clinch. Das kleine Grand Point mußte absaufen, damit Winnipeg trocken bleibt.
Das Haus des Autohändlers Danny Lang. Eines der wenigen Eigenheime, das den Fluten in Grand Point noch nicht zum Opfer gefallen ist. Mit seinem Vater Daniel lebt der 28jährige hinter einem Schutzwall von 35.000 Sandsäcken. Kosten 1 Dollar 35 das Stück. Davon hat Danny 7.000 aus eigener Tasche bezahlt. Vier Pumpen laufen rund um die Uhr. Trotzdem sind Garage und Keller vollgelaufen. Dafür macht Danny die Stadt verantwortlich.

Danny Lang, Flutopfer
Es waren zwischen 15 und 60 Leute, die haben mir rund um die Uhr geholfen, um mein Haus zu retten.

Um Winnipeg vor der steigenden Flut zu schützen, hat die Stadt die Schleusen geöffnet, den Fluß umgeleitet. In wenigen Stunden stieg das Wasser um knapp 20 Zentimeter an. Die meisten Deiche waren nicht hoch genug. Hilfe und Nachschub an Sandsäcken kam für die meisten in Grand Point zu spät.

Danny Lang, Flutopfer
Ich bin wütend auf die Stadt. Sie hätten das besser lösen können und uns schützen müssen. Doch wir sind denen in Winnipeg doch egal. Wir mußten dran glauben, und jetzt müssen wir die Zeche zahlen.

Die Innenstadt von Winnipeg.
Hier holt sich keiner nasse Füße. Das Leben geht seinen normalen Gang. Wie eine Insel ragt die Provinzhauptstadt mit 650.000 Einwohnern aus dem Wasser. Seit der letzten großen Flut 1950 ist die Hauptstadt der Provinz Manitoba durch Dämme und Flutbecken geschützt.

Passant
Es ist schon hart für die Leute da draußen. Aber es mußte einfach sein.

Passantin
Die Flutschleusen wurden schließlich gebaut, um die Stadt zu schützen. Wenn die Leute im Grünen leben wollen, ist es ihre Sache.

Passant
Immerhin leben zwei Drittel der Bevölkerung in der Stadt. Man muß einfach Prioritäten setzen.

Mit der Produktion von Sandsäcken kommt die Provinz kaum hinterher. Zehn Millionen sind inzwischen zu Dämmen aufgetürmt. Militärs verteilen sie heute kostenlos. Fast 9.000 Soldaten sind in und um Winnipeg im Einsatz - ihr größtes Kommando seit dem Koreakrieg.
In Stunden der Not fliegen Politiker immer gerne ein. Die Stipvisite des kanadischen Ministerpräsidenten Chrétien im Überschwemmungsgebiet wurde zum politischen Debakel. Für den 2. Juni sind Neuwahlen angesetzt.

Jean Chrétien, kanadischer Ministerpräsident
What do you want me to do with it ?

Was soll ich mit dem Sandsack machen?, fragte Chrétien vor offenen Mikrofonen. Der Fettnapf hätte kaum größer sein können.

Helferin
Hier denkt jetzt niemand an Neuwahlen.



Stadt










Premier

Damm Über 3.500 Farmen gibt es im Notstandsgebiet.
Vor einer Woche mußte Dave Neufeld seine fluchtartig mit dem Auto verlassen. Täglich kommt er mit seinem Boot zurück.
Den Deich um seine Farm hat er mit den Nachbarn gebaut. Alle haben mit angepackt. Die Farmer sind es gewohnt, sich selbst zu helfen. Man sitzt im selben Boot. Eiskalte Winter, bis zu zwei Meter Schnee und jetzt das Wasser. Die Farmer im Norden Kanadas sind einiges gewohnt.
Bis jetzt ist das Haus noch trocken. Selbst im Keller kein Wasser. Dave nimmt die Flut relativ gelassen. Frühstens in zwei Wochen hofft er, seine Familie auf die Farm zurückholen zu können.
Rund 3.000 Quadratkilometer sind in Manitoba überflutet. Rekordschneefälle im Mittleren Westen der USA und Kanada. Im Frühjahr folgte Dauerregen, der auf dem tief gefrorenen Boden nicht versickern konnte, das wird als Ursache genannt. Klagen von den Farmern sind selten zu hören. Denn den Red River könne sowieso keiner zähmen.

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