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Hauser Die Macht der Banken ist wieder einmal im Gerede. Für die meisten ist das Problem weit weg. Mal eine verbummelte Überweisung, mal zu hohe Gebühren - mehr Ärger haben die meisten gottlob nicht mit ihrer Bank oder Sparkasse. Doch wehe denen, die in Abhängigkeit von einem Geldinstitut geraten, hohe Schulden machen und es dann finanziell nicht mehr schaffen. Die Banken versuchen dann, mit allen Mitteln an ihr Geld zu kommen - jetzt merken viele Betroffene erst, was sie alles unterschrieben haben.

Hintersetzer Ein Beitrag von Hans Werner Conen

Klaus Bopp geht in sein Haus. Er hat eine Millionenpleite hingelegt. Sein Zahntechniklabor ist am Ende. Und sein Tonstudio mit Veranstaltungsservice auch. Seine Sparkasse hat ihm über Nacht alle Kredite gekündigt. Er hatte wohl den falschen Anlageberater.

Was für ein Pech aber auch, sagt da die Taunus-Sparkasse in Bad-Homburg - und betreibt fortan die Zwangsversteigerung von Bopps Haus in Neu-Anspach. Normalerweise sind kleine Mittelständler, deren Vernichtung die Bank-Bürokraten beschließen, schweigsam - und beantragen Sozialhilfe. Doch Bopp wehrt sich, droht mit Prozeß.

Jetzt nehmen wir ihm auch noch den Rest weg, sagen da die Banker von der Taunus-Sparkasse. Wer nichts mehr hat, der kann sich nicht mehr wehren. Und während noch der lästige Kunde in Vergleichsverhandlungen hingehalten wird, räumen Rollkommandos das unbewohnte Haus ratzekahl leer. Das Dental-Labor, das Tonstudio, viele Ton- und Videobänder mit teuren Produktionen, die Buchhaltung und private Papiere - die Taunus-Sparkasse schafft alles weg, beklagt Bopp. Das Haus ist besenrein, der Besitzer am Ende. 100.000 Mark Schaden.

Klaus Bopp, Hausbesitzer
Hier waren Hängeschränke, die gingen hier bis in die Ecke und dann hier die belüfteten Schränke für die Chemikalien. Ja, dann waren hier Schrauben untergebracht, die man für Kieferorthopädie braucht, hier auch Schrauben und Verbrauchsmaterial und hier haben halt zwei Gipstische gestanden, wo die ganzen Maschinen noch draufstanden. Gipsschleifer, Bootschweißer, alles was man für die Zahntechnik braucht.

Na also, es geht doch, freut sich die Taunussparkasse und trumpft schriftlich
auf: "... daß der abtransportierte Müll entsorgt wurde". Macht 18.000 Mark Kosten, zahlbar sofort. Mit freundlichen Grüßen.

Bopp sucht im Garten nach verschonten Resten. Die Herren des Geldes verhöhnen noch am letzten Donnerstag ihr Opfer: Alles paletti, schreiben sie, wir habenÆs richtig gemacht - und im Haus war ja eh nur Müll. Basta. Den lästigen Kunden mit Blattschuß erledigt, halali? Als FRONTAL recherchiert, klingt es am Freitag plötzlich anders.

Ulrich Müller-Braun, Taunus Sparkasse
Gut. Nachdem der Vorstand seit gestern mit der ganzen Angelegenheit befasst wurde, diese auch bewertete, müssen wir heute leider Gottes feststellen, diese Aktion war ein Fehler. Es gab keine rechtliche Grundlage dafür.

Haus
erledigt Die Firma Atrikom in Hofheim sieht sich als moderner Dienstleister. Sie übernimmt den Auftrag der Sparkasse Bopps Haus zu räumen, fragt nicht groß nach den Rechtsgrundlagen und leistet ganze Arbeit.

Elf kleine Kisten. Mehr ist nicht übrig geblieben. Bopp ist fassungslos. Nun zeigt sich, was geschehen ist: der moderne Dienstleister Atrikom macht den Job nicht selbst, sondern beauftragt als Subunternehmer die Klein-Firma Barthin Frankfurt. Die gehört einem Pfarrer, der Problemjugendliche gegen einen, wie er sagt, kleinen Obolus zum Entrümpeln schickt. Kein Wunder, daß nur ein paar Tonbänder und Papiere in den Kisten sind. Der Deal der Entsorger-Clique ist einfach: das Opfer soll 55 Mark für die Stunde bezahlen, die Jugendlichen werden schlecht entlohnt und machen fette Beute.
Hier lohnt kein Einbruch mehr. Die Plünderer haben ganze Arbeit geleistet und sogar das Eigentum Dritter mit fortgeschafft.

Klaus Bopp, Hausbesitzer
Die Bank, ich habe es gehört, sie sagt, es wäre Müll gewesen. Ja, das ist natürlich sehr einfach. Aber auch wenn es Müll war, war es mein Müll in meinem Haus. Und mein Müll wird nur weggeschafft mit meiner Genehmigung.

Es ist kein Müll, es sind zum Beispiel wertvolle Geräte. Die werden nicht entsorgt, sondern beiseite geschafft.

Dietrich Flinsch, Nachbar
Ja. Das gute Zeug haben die doch nicht auf die Container, das haben die hier in Autos weggefahren.

Hier im Frankfurter Jugendzentrum des Pfarrers ist die Beute gelandet: Geräte aus Bopps Tonstudio. Der vorgebliche Müll ist keiner - es sind Lautsprecher, Musikinstrumente, ein Mischpult, Schallplatten, Verstärker und vieles Mehr.

Was die Beutegreifer und ihr Pfarrer nicht gebrauchen können, werfen sie ohne Rücksicht auf den Wert zum Müll. Auf dieser Deponie landete offenbar ein Teil: Tonbänder, in denen die Arbeit von Jahren steckt.

Die Taunus-Sparkasse hat ein Problem.

P.S. Ein paar Stunden vor unserer Sendung erreichte uns eine Presseerklärung der Taunus-Sparkasse: Sie habe sich mit Herrn Bopp auf einen für beide Seiten akzeptablen Vergleich geeinigt.
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