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![Kienzle](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/kienzl~2.gif) |
Zum Schluß noch eine unglaubliche Geschichte. Sie spielt zwischen Dänemark und Deutschland. Eine Liebesgeschichte mit politischen Verwicklungen. Eine junge Dänin lernt einen Deutschen kennen. Sie wohnt gelegentlich bei ihm in Flensburg. Eine Leidenschaft mit Folgen. Wer nämlich als echter Däne gelten soll, muß mindestens ein halbes Jahr im Königreich wohnen. Wer das nicht tut, gilt nach dem Gesetz auch nicht als Däne.
Diese Bestimmung wurde der jungen Frau zum Verhängnis. Sie wurde ausgebürgert. Ein deutsch-dänisches Grenzdrama. Das Drehbuch hat die dänische Bürokratie geschrieben. Tim Ellwart hat es in 5 Akten verfilmt. Titel: "Dänemark oder die mörderische Frage, wer wo schläft?"
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![Hintersetzer](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/hg18033.gif) |
Ein Bericht von Timm Ellwart Ein Deutscher, eine Dänin - ein Liebespaar und die Erkenntnis: es ist was faul im Staate Dänemark. Denn die Liebe dieses Paares wird auf eine harte Probe gestellt. Freund oder Vaterland, für das eine oder das andere muß sich die 28jährige Dänin Susanne Jonsson jetzt entscheiden. Denn weil die junge Dänin auch nachts bei ihrem Freund in Flensburg ist, haben die dänischen Behörden sie jetzt abgemeldet und damit aus Dänemark ausgewiesen.
Susanne Jonsson, Exil-Dänin
Weil ich einen deutschen Freund habe und da meine ich, da können die Dänen nicht sagen "O.K. wir schmeißen die dann jetzt raus". Und darum finde ich das eine Unverschämtheit. Das kann man nicht machen.
Wer schläft wann wo? Das dänische Vaterland will es ganz genau wissen. Gesetzlich ist vorgeschrieben: Jeder Däne muß mindestens 180 Tage, Pardon Nächte, im Jahr zu Hause verbringen. Wenn nicht, wird ausgewiesen! So wollen sich die Dänen vor ausländischen Scheinbürgern und dem damit verbundenen Mißbrauch von Sozialleistungen schützen. Denn ein echter Däne, so das Innenministerium in diesem Schreiben, schläft mindestens 180 Nächte im Königreich.
Susanne Jonsson
Manchmal schlafe ich in Dänemark, manchmal hier in Deutschland, aber ich kann jedenfalls mit 100 % Sicherheit sagen, ich habe über 200 Tage/Nächte jedenfalls in Dänemark geschlafen.
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200 Nächte im Königreich - trotzdem aus der Traum. Susanne wurde dennoch vom Bürgermeister und Gemeindepfarrer Jens Aage Helmig ausgewiesen. Die Begründung: Die Gemeinde will erfahren haben, daß Susanne angeblich weniger als 180 Nächte im Jahr in Dänemark verbringt. Deshalb der Rausschmiß.
Jens Aage Helmig, Bürgermeister Bov / Dänemark
Wir müssen sie abmelden, wenn sie nicht an der Adresse wohnt, die sie angibt. Die Menschen entscheiden frei, wo sie wohnen möchten. Wir melden sie nur ab, wenn sie nicht hier wohnen.
Bleibt die Frage: Woher weiß die Gemeinde Bov, wieviel Nächte Susanne Jonsson wo verbringt? Die Antwort ist einfach: Die Gemeinde weiß es, weil es die Nachbarn gibt. Die führen angeblich genau Buch über die Nächte der Dänin, zumindest über ihre An- bzw. Abwesenheit. Vom dänischen Staat werden solche Aktivitäten wohlwollend betrachtet, weil so. u.a. Scheinbürgern und damit dem Sozialleistungsmißbrauch das Handwerk gelegt werden kann. Nun ist die gebürtige Dänin alles andere als eine Scheinbürgerin. Aber die Nachbarn wollen beobachtet haben, daß Susanne angeblich 183 Nächte lang dem Königreich untreu war. Unklar ist nur, ob diese Angaben auch stimmen.
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![Fuesse](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/fuesse.jpg) |
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![Die Strichliste](/file/21499/OP2_97.BIN/cd-rom/osurfen/frontal/striche.jpg) |
Uwe Martens, Freund von Susanne
Also ich finde es, also ganz ehrlich, wie gesagt, irgendwo eine ja menschenunwürdige Geschichte. Im Grunde also, daß man jemandem vorwirft, permanent woanders zu schlafen und sagt deswegen: Ok, Du fliegst aus dem Lande, wobei sie also in dem Staat arbeitet, eine Dänin ist, eine gebürtige Dänin ist, ihre Steuern zahlt, alles also ganz rechtens und in Ordnung macht. Und nur weil sie dann - ich sag mal - drei Kilometer weiter schläft, auf der anderen Seite und also da æne Grenze zwischendrin ist, ist natürlich irgendwie Pech.
Doch solche Argumente ziehen bei Jens Aage Helmig nicht. Der Bürgermeister der dänischen Grenzgemeinde Bov bleibt hart. Obwohl die Gemeinde selbst nie überprüft hat, wieviele Nächte Susanne in Deutschland und wieviele in Dänemark verbringt, bleibt die Dänin ausgewiesen. Den dänischen Paß darf sie behalten, aber das ist auch schon alles. Für sie und ihren Sohn Martin brechen harte Zeiten an.
Susanne Jonsson
Das bedeutet für mich, daß ich jetzt nicht mehr in Dänemark krankenversichert bin. Wenn jetzt mein Sohn irgendwie einen Unfall hat, ja so wie wir jetzt hier stehen, ja da weiß ich nicht wohin, in welches Krankenhaus.
Dabei könnte alles so einfach sein: Susanne liebt ihr Vaterland und ihren Freund. In ihrem Herzen ist für beide Platz. Die unerwiderte Liebe zu ihrem Vaterland will sie nun vor Gericht erstreiten und gegen die Zwangsausweisung klagen.
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