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Kienzle Sie sind lebende Killermaschinen, Beiß- und Tötungshemmungen sind ihnen weggezüchtet worden, damit die Hundekämpfe möglichst blutrünstig ausfallen. Pitbullhalter sind eine verschworene Gemeinschaft. 10-20 000 allein in Deutschland. Und weil diese Blutorgien verboten sind, finden sie häufig in Kellern, Hinterhöfen und stillgelegten Fabriken statt. Die Kämpfe werden konspirativ verabredet. Wer aus der Szene redet, lebt gefährlich. Der bestialische Nervenkitzel vereint biedere Bürger und Zuhälter. Blut und Geld halten sie zusammen. Schließlich gibt es Wettgewinne bis zu einer Million Mark. In Deutschland wird das Geschäft mit den Hundegladiatoren zunehmend schwieriger, deshalb weichen die Hundekämpfer immer häufiger in Nachbarländer aus. Nach Ungarn z.B., wo die Hemmschwelle noch niedriger ist. Dort debattiert das Parlament zwar ein neues Pitbull-Gesetz, aber der Untergrund ist stärker.

Hintersetzer Ein Beitrag von Peter Gleichner und Michaela Petek-Dinges

Hundekämpfe - Tierquälerei für Zockergewinne. Ungarn ist heute noch eine Hochburg für Kämpfe dieser Art.

Dr. Frigyes Janza, Leiter der Polizeihundeschule Ungarn
Da tickt eine Zeitbombe. Es ist eine dumme und bewußt falsche Züchterei. Sie nehmen den Hunden die Fähigkeit, Unterwerfungsgesten zu erkennen, wie das in einem normalen Dominaz-Kampf der Fall wäre.

Ein ehemaliges Militärgelände außerhalb Budapests. Abgelegen und daher ideal für das verbotene Kampftraining. Der zweijährige Rüde Dessz ist ein Star des Hundekampfes. Fünf Stunden Training pro Tag haben aus ihm eine 26 Kilo schwere Kampfmaschine gemacht.
Die Angriffstaktik wird an einem Stoff-Fetzen studiert: Der Hund soll lernen zuzubeißen und nicht mehr loszulassen.
Attila Molnár, der Besitzer von Dessz, schlägt dem Hund immer wieder auf die Vorderläufe - Barren bei Hunden. Im Kampf soll das Tier die Füße einziehen, damit es dort nicht gebissen wird. Und der Biß des Pitbulls ist brutal - eine Kraft von 1,5 Tonnen, das schafft nicht einmal eine Riesendogge.

Attila Molnár, Pitbull-Besitzer
Diese Hunde sind keine Gefahr. Genetisch echte, reine Pitbulls würden nie einen Menschen anfallen. Deswegen sind sie als Schutzhunde nicht geeignet. Dafür aber sind sie für den Hundekampf ideal.

Pitbull-Halter müssen reich sein, erzählt der 31-jährige. Etwa 300 Mark im Monat koste der Unterhalt pro Hund. Außerdem müsse man Verluste bei Kampfwetten einkalkulieren. Geschäftsmann sei er, sagt Attila Molnár über sich selbst, mehr gibt er nicht preis.

Die Hundeschule der Ungarischen Landespolizei. Hier werden Schutzhunde ausgebildet.
Der Direktor der Schule, Frigyes Janza, hat die Politiker beim neuen Kampfhunde-Gesetz beraten. Die Hunde in seiner Schule müssen auf Kommando von ihren Opfern ablassen - eine Übung, die Pitbulls nie beherrschen würden. Denn die sind darauf gezüchtet, das, was sie einmal im Maul haben, nicht mehr loszulassen. Ein an sich anhänglicher Familienhund wird so zum unberechenbaren Kampfhund.

Dr. Frigyes Janza, Leiter der Polizeihundeschule Ungarn
Von 100 Schäferhunden ist durchschnittlich einer aggressiv und von 100 Pitbulls sind es durchschnittlich fünf.

Diese Pitbulls gehören zu den bewußten 5 Prozent. Sie haben Menschen angegriffen, wurden von der Polizei beschlagnahmt. Nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes, werden noch mehr Pitbulls hier landen. Erlaubt ist dann nur noch der Besitz eines kastrierten oder sterilisierten Hundes.

Attila Molnár, Pitbull-Besitzer
Ich habe keine Angst, daß man mich erwischt. Ich habe Vorkehrungen getroffen, daß die Polizei meinen Hund nicht beschlagnahmen kann. Sie könnten mir gar nichts beweisen. Ich gebe ihnen keine Chance, mich auf frischer Tat zu ertappen.

Spät nachts fahren wir los zum nächsten Kampf. Den Ort erfahren wir erst in letzter Minute. Schließlich stehen drei Jahre Gefängnis auf die Organisation von Hundekämpfen.
Frühmorgens um fünf - die Polizei hat gleich Schichtwechsel - wird in einem leerstehenden Haus eine Kampfarena aufgebaut. Zuschauer sind nur wenige gekommen, aber viele, die nicht da sind, haben ihre Wetten schon vorher abgeschlossen.
Der Herausforderer heißt Joker, ein dreijähriger Pitbull-Rüde aus Deutschland, sechs Kämpfe, sechs Siege. Dessz, der ungarische Hund, hat ebenfalls alle seiner fünf Kämpfe gewonnen. 50.000 Mark stehen auf dem Spiel - Blutgeld für wettbesessene Tierquäler.

Kampf
verbissene Hunde Der Kampf geht über drei Runden zu je 20 Minuten. Joker, der braune Hund aus Deutschland, sieht schon in der ersten Runde schlecht aus. Sein Besitzer, ein Nachtklub Betreiber aus Düsseldorf, scheint das geahnt zu haben: er läßt sich bei der Tierquälershow erst gar nicht blicken.
Natürliche Unterwerfungsgesten, wie dem Gegner Kehle und Bauch anzubieten, werden als solche nicht mehr erkannt, Ergebnis der Zucht. Haben sich die Hunde ersteinmal ineinander verbissen, kann ihnen das Maul nur noch mit einem Holzkeil aufgehebelt werden.
Dritte Runde: Joker wird angezählt. Der Hund hat genug, kann nicht mehr - Abbruch. Dessz ist alter und neuer Meister. Hund, Trainer und Besitzer posieren fürs perverse Siegerfoto. Zynischer Kommetar

Attila Molnár, Pitbull-Besitzer
Das ist wie bei Mike Tyson. Der kann seinen Hunger auch nicht nur damit stillen, daß er auf einen Sandsack einprügelt. Und genauso geht es dem Hund. Das Training allein befriedigt ihn nicht. Und mich auch nicht.

Die Bestie ist der Mensch. Die Welpen des ungarischen Killers steigen durch die Kämpfe im Wert, dürften ihrem Besitzer nun etwa 2.000 DM bringen. Kommt das neue Gesetz, so wird sich die Szene nach Serbien verlagern, dort sind solche Kämpfe legal.

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