LINDENSTRASSE PRIVAT

GEORG UECKER (G.U.) IM GESPRÄCH MIT MORITZ A. SACHS (M.S.)

FOLGE 2





Wichtige Anmerkung: Die Interview-Teile stammen aus den Originalfolgen von "LindenstraßePRIVAT". Die Texte wurden wegen der besseren Lesbarkeit an manchen Stellen geringfügig verändert - ohne den Inhalt zu verfälschen. Außerdem haben wir versucht, den Live-Interview-Charakter auch sprachlich zu erhalten. Übrigens: Alle Interview-Teile, die sich nur auf vorhergehende oder nachfolgende Einspielfilme beziehen, wurden weggelassen

G.U.: Du hast ja neben Moritz Sachs und "Klausi Beimer" noch einen Rufnamen oder Kosenamen, der gewissermaßen Legende geworden ist - wirst Du denn in der Rolle immer noch "mein Hase" genannt?

M.S.: Manchmal schon, obwohl auch im Drehbuch "Klaus" und nicht "Klausi" steht. Aber ich werde auf der Straße entweder als "Klausi" oder "Hase" angesprochen, oder auch als "Benny". Das ist sehr nervtötend, denn "Benny" ist erstmal tot, zweitens bin ich nicht Christian (Kahrmann) und habe drittens auch nie den "Benny" gespielt. Ich denke, das liegt daran, daß "Benny" die Rolle mit dem Alter ist, in dem ich jetzt bin, und "Klausi" ist einfach der "Hase", der noch klein ist.

G.U.: Inwiefern haben Dich die Rolle und der frühe Fernsehruhm verändert?

M.S.: Kann ich nicht sagen, ich habe die Parallellaufbahn nicht daneben liegen und kann nicht sagen, was dadurch gekommen ist oder was nicht.

G.U.: Aber wenn man älter wird, sieht man sich doch selbstkritischer - gab es eine Phase, in der Du vielleicht arrogant wurdest oder überheblich?

M.S.: Ja, das mußte ja kommen. Das war eben die kritische Phase, die ich auch hier (in der LINDENSTRASSE) hatte. Ich hatte drei Jahre lang in der Schule viele Probleme gehabt, und irgendwann habe ich mir gesagt: "Wenn die mich nicht haben wollen, will ich auch die nicht und will nichts mit ihnen zu tun haben." Das war dann eben so eine überhebliche, arrogante Art.

G.U.: Kinder können ja sehr grausam sein, haben die sich denn irgendwie an Dir gerächt?

M.S.: Naja, das war eigentlich mehr Rache von mir selber an denen, aber es hat natürlich rückschlagend die Wirkung gehabt, daß ich wieder der Idiot war.

G.U.: Das heißt dann, daß Du von Deinen Klassenkameraden schlecht behandelt worden bist?

M.S.: Ja, von meinen Freunden auch, die haben mich zum Großteil aus dem Freundeskreis ausgeschlossen, als ich noch klein war, so ganz am Anfang. Aber ich habe das überwunden und habe jetzt meine Freunde gefunden.

G.U.: Gab es da nicht den den Punkt, an dem Du dachtest, daß es das nicht wert ist, daß Du Deine Freunde verlierst?

M.S.: Nein, das waren ja offensichtlich keine richtigen Freunde, wenn ich durch sowas meine Freunde verliere, dann - da muß ich eben meine arrogante Art raushängen lassen - waren sie es auch nicht wert.

G.U.: Du bist aber nicht völlig abgehoben oder hast den Realitätssinn verloren?

M.S.: Kann ich nicht sagen. Wenn ich ihn verloren hätte, würde ich es ja wahrscheinlich nicht wissen.

G.U.: Wann hast Du gemerkt, daß das ein Beruf ist, daß man das Schauspielen unabhängig von der eigenen Laune und allem anderen erarbeiten muß?

M.S.: Das war die Phase, in der mir gesagt wurde, ich solle dies und das machen und die und die Stimmung soll rüberkommen. Dann denkt man zu viel über das eine nach und vergißt dabei den Text und umgekehrt.

G.U.: Verliert man vielleicht auch seine Unschuld, also das Kindlich-Naive, wenn man noch kein Profi, aber auch kein Kind mehr ist?

M.S.: Dieses Pech erleidet jeder irgendwann, ob das nun in der Schule ist oder im Berufsleben oder wann auch immer. Und es ist auch nicht so tragisch, denke ich.

G.U.: Wenn es später dann an die ersten schwierigen Szenen ging, hast Du diese dann mit Deinen Eltern besprochen?

M.S.: Das haben wir schon durchgesprochen, aber ich habe mehr oder weniger auch darauf gehört, was die Kollegen mir gesagt haben.

G.U.: Nächste Woche unterhalten wir uns über Deine Pubertät und die Sachen, die Du da so gemacht hast, privat und in der Rolle. Fortsetzung





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