LINDENSTRASSE PRIVAT
G.U.: Du warst ja nicht nur Schauspiel-Kinderstar, Du warst auch Plattenstar in der Tradition von Heintje: "Klausi Beimer" sang für seine Mutter zum Geburtstag "Meine Mama". Wolltest Du damals Plattenstar werden ?
M.S.: Nein. Ich hatte nur mal anklingen lassen, daß ich das sehr interessant fand, daß "Benny" jetzt in einer Band spielt, und ich habe mich immer an das Schlagzeug gesetzt. Dann haben die mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, sowas zu machen. Dann hab ich "Warum nicht?" gesagt, und ein Jahr später sollte ich dann ein Lied singen. Dann haben wir das erst zu Hause aufgenommen und dann hier (im LINDENSTRASSE-Studio) gemacht, und im Plattenstudio hatte ich dann eine "fette" Erkältung, das war superlustig.
G.U.: Bist Du eigentlich jemand, der sich stark einmischt, was die Rolle anbelangt?
M.S.: Ja und nein. Ich regÆ mich immer gern auf, aber ich gehÆ nicht zu den Leuten, weil ich denke, daß ich Schauspieler bin und nicht Autor.
G.U.: Aber die Leute indentifizieren Dich mit dem, was Du sagst, und Du hast ja auch mal gesagt, daß es Sätze gab, die Du nicht sprechen wolltest.
M.S.: Ich hab mich geärgert, als ich mit dreizehn als "Klaus" meine Mutter fragen sollte, was "bumsen" ist. Da habe ich gesagt, das wäre etwas unrealistisch, aber wir haben es dann doch gemacht. Ich hab mich meistens überzeugen lassen - oder auch nicht. Aber so schlimm ist es noch nie gewesen, daß es wirklich Grund gegeben hätte, sich großartig aufzuregen.
G.U.: In "Klausis" Pubertät geht es ja drunter und drüber. Es fängt damit an, daß seine Eltern sich scheiden lassen. Wie war denn zu der Zeit Deine Pubertät? Du kommst doch aus einer intakten Familie und Deine Eltern sind zusammen?
M.S.: Die ganze Familie lebt eigentlich noch zusammen. Ich bin zwar ausgezogen, aber ich wohne nebenan; wir verstehen uns gut. Ich war anders als Klaus, ich hab beispielsweise nie gestohlen.
G.U.: Du hast Dich aber auch verschiedenen Jugendkulten angeschlossen?
M.S.: Ja, ich bin vom Möchtegern-Skater bis zum Möchtegern-Punk alles mal gewesen.
G.U.: Warst Du nie von einer Sache überzeugt?
M.S.: Doch schon, aber sich für ein halbes Jahr von einer Sache in die andere zu entwickeln und wieder zurück...? Ein Punk zum Beispiel, der muß das ja mindestens 15 Jahre machen oder was weiß ich, wie die Vorstellungen der Leute sind in diesen Gruppierungen. Aber ich habe dann gemerkt, daß Gruppen nicht so das Wahre sind.
G.U.: Aber wenn Du sagst "Möchtegern" und "verschiedene Sachen ausprobieren" - das ist doch eine Parallele zu "Klaus Beimer".
M.S.: Ja schon, aber ich habe nicht ausprobiert, Leute zu verprügeln oder in einer rechtsradikalen Gruppe klarzukommen.
G.U.: Aber Du warst eine Zeitlang Punk?
M.S.: Ja, ich war Punk und ich hab mich mit vielen Leuten umgeben und auch versucht zu sein, wie ein Punk. Aber im Endeffekt ist mir klargeworden, daß das nicht so ganz mein Ding ist. Wenn ich gegen Kapitalismus angehe, dann kann ich nicht gleichzeitig Geld schnorren gehen, das paßt nicht ins Bild. Oder wo würden meine Drogen herkommen, zum Beispiel als Punk, wenn keiner dafür arbeiten gehen würde? Das ist in sich unlogisch. Das ist genau wie mit den Hippies, daß war genauso unlogisch.
G.U.: Gibt es eine Entwicklung aus Deinem eigenen Leben aus der Zeit, die Du gerne auch in Deiner Figur gespielt hättest?
M.S.: Aus meinem eigenen Leben hätte ich eigentlich nicht viel spielen wollen, das war so aufregend genug für mich.
G.U.: "Klaus" hat also ein paar Dinge probiert, Du hast ein paar Dinge probiert - aber das war sehr getrennt.
M.S.: Genau sehr unterschiedlich. Zum Beispiel hab ich einen Rechtsradikalen gespielt, als ich in Wirklichkeit ganz in die linke Ecke gegangen bin.
G.U.: Wie sind denn die Leute damit umgegangen?
M.S.: Die fanden das gut, daß ich zeigen wollte, wie schlecht das sein kann und wie schlecht das auch ist, rechtsradikal zu sein oder gewalttätig zu sein. Das hat ganz gut hingehauen.
G.U.: Was mit "Klaus Beimer" passiert ist, hast Du ja schon angedeutet, darüber reden wir nächstes Mal.
Fortsetzung