home
***
CD-ROM
|
disk
|
FTP
|
other
***
search
/
HOT Scene Stuff
/
hotscenestuffzyklop1996.iso
/
diskmags
/
deutsch
/
blckmail
/
bm08
/
irland3.bmt
< prev
next >
Wrap
Text File
|
1994-09-29
|
9KB
|
129 lines
Abteilung Irland-Globetrottel-Special
Der ultimative Dublin-Führer
============================
Durch meinen Aufenthalt in der Studenten-WG hatte ich Gelegenheit,
insbesondere Irlands Hauptstadt näher kennenzulernen. Nachdem
Surfin' Bird, Kröh MC und Archibald H. bereits im ersten Irland-
Bericht eine Reisebeschreibung von ihrer Rundreise geliefert
haben, kommt nun mein Dublin-Bericht.
Ausgangspunkt: Eine Studenten-WG in der North Circular Road, Ecke
Dorset Street (Stadtplan in jedem Irland-Führer, müßte relativ
oben rechts auf dem Plan sein). 11:00 Uhr. Zeit zum Aufstehen. Die
BLONDE BOMBE ist schon weg, aber das ERDFERKEL schläft noch, also
leise machen! Nach einem Dubliner Studenten-Frühstück (Cornflakes,
Bananen, Kuchen, Tee) mache ich erstmal einen Stadtbummel. Wie der
aussehen kann hier an einem Beispiel:
Über die Dorset Street erreicht man südwärts die O'CONNELL STREET,
Dublins Champs-Elysées. Nicht ganz so lang wie Paris'
Prachtstraße, dafür sehr viel BREITER. Dort gibt es: Pubs (die in
den Seitenstraßen und im Temple Bar sind aber besser), Touri-
Souvenir-Shops (im allgemeinen abzuraten, eine irische Fahne hab'
ich mir trotzdem zum Schluß noch gekauft), eine exzellente
dreistöckige Buchhandlung (Reinsetzen und lesen! Aber besser
Wecker stellen, damit man das Mittagessen nicht vergißt!),
DR. QUIRKEY'S GOOD TIME EMPORIUM, die bereits im ersten Artikel
erwähnte Arcade. Das ist übrigens ein guter Ort für Kontakte. Man
geht runter in den Poolraum und lädt eine hübsche Irin zu einer
Runde Pool ein, wählt seinen Lieblingstitel aus der Musikbox
(Auswahl: Dude looks like a lady, Enter Sandman, Under the
Bridge,...), und läßt sich vom Hausmeister verarschen, der
meistens da unten rumläuft, Pool spielt und ständig blöde Witze
reißt.
Weiter nach Süden. Die O'Connell Street endet an der O'Connell
Bridge. Ach ja, falls es jemanden interessiert: Daniel O'Connell
ist sozusagen der irische Nationalheld, war der erste katholische
Parlamentsabgeordnete für Irland, der für die Gleichberechtigung
der Iren gegenüber den Engländern gekämpft hat (so um 1820). Also
besagte Brücke über den River Liffey führt zum Südufer und damit
ins eigentliche Stadtzentrum. Geht man geradeaus weiter, kommt man
zum TRINITY COLLEGE, sozusagenwiamol das irische Harvard.
Unbedingt anschauen! Da ist unter anderem das BOOK OF KELLS, eine
der ältesten irischen und überhaupt europäischen Handschriften zu
sehen. Auf dem Campus gibt's den Pub BUTTERY BAR, abends voll mit
Studenten, also noch so eine Super-Gelegenheit für Kontakte. Man
setzt sich an einen Tisch, schmeißt 'ne Runde; das ist übrigens
sehr beliebt in Irland, Runden zu schmeißen. Also aufgepaßt,
Autofahrer!
Am Trinity College vorbei finden wir uns in der GRAFTON STREET
wieder. Fußgängerzone voll mit STRASSENMUSIKANTEN. Und zwar mit
einem Niveau, wogegen sich unsere Innenstadt-Dudler wirklich
verstecken müssen. Kleine Goofen, höchstens zehn Jahre spielen
Irish Folk, ein Streichquartett, bestehend aus fünfzehnjährigen
Mädchen ("They're chicks!", würde Brian jetzt sagen) mit
Orchesterqualität, eine Heavy-Band mit Mini-Schlagzeug und
improvisierter E-Gitarre, zwei Hippies, die alle 60er-Hits auf
Lager haben. Des weiteren gibt es in der Grafton Street die
Hauptfiliale von BEWLEY'S ORIENTAL CAFÉ. Herrlicher Wiener
Kaffeehaus-Atmosphäre auf dreieinhalb Etagen, vorne Laden mit
Verkauf, dahinter Self-Service, im zweiten Stock im James-Joyces-
Room Literatencafé wie vor 100 Jahren, Kaffee bzw. Tee und Kuchen
zusammen drei bis vier Mark, ganz oben im "Café Museum" Original-
Einrichtung wie zur Gründung um 1850, nachmittags trifft sich hier
alles: Familien, Rentner, Damen zum Kaffeekränzchen, Studenten,
Touristen, Dubliner, K.O.ten.
DAS Kultur/Party/Disco/Alternativen-Viertel von Dublin ist
definitiv TEMPLE BAR. Zu erreichen vom Trinity College aus
Richtung Westen über die Dame Street. Dort standen alte
Lagerhallen, die ursprünglich Mitte der 70er Jahre abgerissen
werden sollten, aber ein paar Hausbesetzer haben das
glücklicherweise zusammen mit verschiedenen Geschäftsleuten und
Unterstützung durch die Bevölkerung verhindern können. Hippies,
Alternative, Studenten, Aussteiger und Abenteuerer haben sich
seitdem über das Viertel hergemacht und mit Unterstützung der
"Temple Bar Properties" (so ein Zwischending zwischen Firma und
gemeinnützigem Verein) jede Menge Pubs, Discos (besonders
empfehlenswert: der ROCK GARDEN), Plattenläden (Ihr hättet
Archibald erleben müssen!), Cafés, Kramläden, außerdem ein
alternatives Kino und ein kleines Theater. Auch hier jede Menge
Straßenmusikanten, zum Beispiel Jean und François, zwei
französische Studenten, um die sich eine Gruppe von Französinnen
scharte. Jean und François spielten Gitarre, sangen französische
Chansons und hatten ein Schild aufgestellt: "AIDEZ DEUX MUSICIENS
FRANÇAIS!" Als sie die Marseillaise gesungen haben, haben die
Mädchen alle mitgesungen und Passanten haben blöd geglotzt.
Gemeinsam war den meisten, daß sie kein Englisch konnten. Tip: für
die Franzosen Dolmetscher spielen! Bezahlung erfolgt meist in
feuchter Währung (a.k.a. Guinness).
MUSEEN UND SEHENSWÜRDIGKEITEN: Hiermit könnte ich im Prinzip einen
ganzen Artikel füllen, ich beschränke mich auf's Schönste. Da wäre
das bereits erwähnte Trinity College, nicht verpassen! Ebenfalls
absolut lohnend ist die Dublinia, eine Ausstellung zur
Stadtgeschichte (im Preis enthalten ist auch die Besichtigung der
Christchurch Cathedral) mit jeder Menge mittelalterlicher
Szenarios und Figuren à la Madame Toussauds. Ach ja, ein solches
Wachsfigurenkabinett gibt's auch in Dublin, aber wer das von
London kennt, wird enttäuscht. Für Kunstinterresierte ist wohl
besonders die National Gallery of Modern Art zu empfehlen
(irgendwo nördlich von der O'Connell Street), direkt neben dran
das Dublin Writers Museum, in dem der überraschte Besucher
erfährt, daß sehr viele bekannte englische Schriftsteller
eigentlich Iren waren. Das Parlament befindet sich in der Dublin
Castle, vielleicht mal nach öffentlichen Sitzungen Ausschau
halten! Schön zum Ausruhen oder mal wieder zum Leute treffen: der
Park St. Stephen's Green südlich von der Grafton Street.
Mit dem DART (Dublin Area Rapid Transport a.k.a. Vorortszug) kommt
man zum Beispiel zum Killiny Beach. Das ist ein schöner Badestrand
in der Nähe vom irgendwo bereits erwähnten Vorort DUN LAOGHAIRE
(habt Ihr inzwischen eine Ahnung, wie man das ausspricht? Angebote
werden noch angenommen).
EINKAUFSTIPS: Auf jeden Fall lohnt sich ein Abstecher zu den
vielen PLATTENLÄDEN. Damit meine ich jetzt nicht Virgin, HMV oder
andere Megastores, sondern kleine Plattenläden wie den Record
Collector in der Wicklow Street oder Borderline Records im Temple
Bar-Bezirk. Ich habe schon erwähnt, daß Archibald H. dort völlig
ausgeflippt ist - zu Recht! Neben günstigen Angeboten an gängigem
(jede Menge gute CDs billig da gebraucht) gibt's dort Raritäten,
die man kaum mehr findet und jede Menge Live-Mitschnitte, die in
Deutschland aufgrund des Urheberrechtsschutzgesetztes gar nicht
verkauft werden dürften. Außerdem empfehlenswert: SECOND-HAND-
BUCHLÄDEN. Gibt's überall in der Stadt. Jede Menge Gängiges und
Ausgefallenes zu Spottpreisen.
So, das wär's fürs erste, wer noch Fragen hat, kann sich natürlich
gerne an mich wenden, wer nächstes Jahr im Sommer hinfährt, soll
mir Bescheid sagen, ich bin voraussichtlich nämlich wieder da.
Midnight