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Chaos Computer Club 1997 February
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1997-02-28
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9KB
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323 lines
gar nichts von der Daten-
schleuder weiß. Es gibt Leu-
te, die beschäftigen sich mit
dem Modembauplan, wir
stellen zum Beispiel Platinen
her, vertreiben sie auch.
Dann machen wir die Daten-
schleuder, und haben die
Kommunikation über Com-
puter. Das ist einfach eine of-
fene Struktur, wo jeder, der
Lust hat, mitmachen kann
und es irgendwann bleiben
läßt. Wir sind aber am Uber-
legen, ob wir das Ganze in
Vereinsstrukturen einbin-
den sollen. Es gibt ein paar
Stellen nach außen, wo wir
einfach auf Probleme sto-
ßen. Aber auf der anderen
Seite gefällt uns einfach die-
se offene Struktur Das ist ein
Dilemma.
Elite urehe Egli. ,,~r,~; ," l..Jt
sich dei~r Stocher:, Ort-!?
Wenn man das auf der
Ebene der Abonnenten an-
setzt, kommt man so auf über
200, davon etwa 30 in Ham-
burg. Das sind immer so flie-
ßende Grenzen. Soll ich jetzt
einen Grafiker, der mal ein
paar Bilder für die Daten-
schleuder malt als Mitglied
einstufen oder nicht? Das Sex
hen wir nicht so eng. Da
kommt jemand dazu, findet
das interessant, macht dann
einfach mit. Das ist auch so
bei den Treffen, die wir ein-
mal in der Woche in einer
Kneipe hier in Hamburg ma-
chen. Da kommen wechsel-
weise immer andere vorbei,
ein Stammtisch eben. Zum
anderen treffen wir uns ein-
mal im Monat allgemein zum
Informationsaustausch.
Welche Leute Nachen mTt7
Das geht vom Piloten über
einen Schlosser, Leute mit ei-
nem eigenen Laden bis hin
zu Arbeitslosen und Studen-
ten. Sie sind zwischen 16 und
35 Jahre alt. Nicht älter.
b~uriri'~ Er (,~ re~i'`ii~t,~ Lege
ER Aktivitäten?
Wir mögen es überhaupt
nicht, wenn wir in irgendeine
Ecke gedrängt werden. Jetzt
wird gesagt, alles seien Kri-
minelle, die Datenbanken
knacken und einen großen
Unfug treiben. Wir erheben
grundsätzlich nicht den An-
spruch, daß wir uns an alle
Gesetze und Regeln halten,
zum Beispiel bezogen auf die
Verwendung von nicht FTZ-
geprüftem Gerät. Wir wollen
die Bundespost davon über-
zeugen, daß das wie in Eng-
land gehandhabt wird, also
grob gesagt, die Nutzung
von nicht FTZ-geprüftem Ge-
rät zugelassen wird. Das ist
eine klare Forderung von
uns. Wir sind das Gegenteil
von Computerkriminellen,
die wegen des eigenen fi-
nanziellen Vorteils in Com-
putersysteme eindringen
und irgendwelche Sachen
von dort verkaufen; genauso
wie wir uns ganz klar von
Leuten distanzieren, die Soft-
ware kopieren und dann wei-
terverkaufen. Auf der ande-
ren Seite ist das bei uns so
wie beim Patentrecht: Wenn
wir bestimmte Dinge aus-
schließlich für den privaten
Gebrauch benutzen, kann es
durchaus vorkommen, daß
wir Geräte verwenden oder
Sachen machen, die irgend-
wie nicht zugelassen sind.
Was sind die wichtigsten Ziele des
CCC?
Eine ganz wichtige Zielset-
zung ist das neue Menschen-
Techt auf weltweiten, freien
Informationsaustausch. Un-
gehindert. Das ist eine Chan-
ce, die die elektronischen
Medien einfach bieten. Es
passiert in einigen extremen
Fällen, sagen wir mal bei ~-
lefonaten mit Israel, daß sich
die Zensur einschaltet und
die Verbindung abbricht.
Und in die Sowjetunion gibt
es überhaupt keinen Selbst-
wählverkehr. Sonst ist das
Telefon ja ein Hilfsrnittel, um
mit Menschen in aller Dielt
Verbindung zu bekommen
und unzensiert zu reden.
Und das ist ein ungeheurer
Fortschritt, wenn man 200
Jahre zurückdenkt. Und die-
se Entwicklung wollen wir in
Richtung auf die neuen Me-
dien weitertreiben; wir ver-
suchen einfach, die interna-
tionale freie Diskussion zu
fördern, also so etwas wie
der Freiedom of Information
act« in den USA erreichen,
weltweit.
Versteht Ihr letzt unter frei auch ko-
stenlos?
Das wäre schön. Aber an-
gesichts meiner llelefon-
rechnung unerde ich sagen,
daß das schon lange nicht
mehr kostenlos ist. Das ist ei-
ne Wunschvorstellung, die
sich so nicht verwirklichen
läßt. Es ist aber viel billiger
als zum Beispiel jetzt dau-
ernd herumreisen zu müs-
sen; es ist so möglich, daß zu
relativ geringen Kosten in-
ternationale Konferenzen
stattfinden. Und an dem
Punkt stinken wir natürlich
auch gegen eine restriktive
Gebührenpolitik der Bun-
despost an. Es ist um den
Faktor 4 billiger, von den
IJSA nach hier zu telefonie-
ren als von hier in die USA. In
den USA sind Ortsgesprä-
che zum Beispiel kostenlos.
Die Bundespost hat ihr Mal
nopol, und sie nutzt es aus. So
ist es in den USA möglich, als
Funkamateur das Funknetz
mit dem Telefonnetz zu kor
peln, was in der Bundesre-
publik verboten ist. An sol-
chen Stellen haben wir, ein-
mal vorsichtig ausgedrückt,
reformerische Vorstellun-
gen.
C, In, ~ E i h r j r! d ~ ~ ! [~ ~ ~ ~ h l i n i ~ ~ ; t r t F ~
v,~e'itn'~.~; vor, John D~llr,cr i,
g~rid`.~.chr P~r&"E'.en In Er~r [.
bei?
Das ist ein Buch, das eine
Reihe von Leuten ziemäch
beeindruckt hat. Das ist eine
Aktualisierung von -Brave
New World« oder »1984« auf
elektronische Medien. Es
schildert eine Reihe von Ge-
fahren und Chancen, die zu
wenig in der Diskussion sind.
Da finde ich einfach, das ist
ein richtiges Buch.
Wie, meint Ihr, wird sich das Ganze In
den nächsten 10 'fahren weiterent-
wlekelo7
Einrichtung von mehr
Mailboxen. Die ganze Com-
puterei wird das Miteinan-
der der Menschen ganz
schön beeinflussen. In viel
stärkerem Maße als das lle-
lefon. Als negatives Bild: Vor
10 Jahren gab es die ersten
Videogruppen Neues Me-
dium, kann man interessante
Sachen damit machen, zum
Beispiel eine Stadtteilvideo
oder Betroffenenvideo.. Also
ein Medium für Einfälle. Und
was ist nach 10 Jahren her-
ausgekommen? Ein absolu-
tes Massending, mit Horror
und Porno. Und in ähnlicher
Weise sehe ich das irn Nega-
tiven für die Computerei. Sie
führt zu einer neuen Fonn
von Orientierung auf die Ma-
schine und Sprachlosigkeit.
Ich sage nur .1926 Metroper
lis' als Stichwort. Wir wollen
versuchen, die Leute von ih-
ren Daddelspielen wegzu-
ziehen und zu einem kreati-
veren Umgang mit dem Me-
dium zu bewegen. Unsere
Hoffnung ist, daß der Com-
puter als neues Medium po
sitiv zur Verständigung bei-
trägt.
Öl.
Öl
Wie gehl Ihr In diesem Zusammcn-
hang die ZukueN für den CCC?
Wichtig ist, daß das ge-
druckte Medium nur eine
Krücke und ein Übergangs-
medium ist, womit alle ange-
sprachen werden, die ke~-
nen Computer und kein M
dem haben. Also für die, die
nicht Bonliner sind. Auf Dau-
er wird eine gedruckte Sa-
che an Bedeutung verlieren.
Die Ecken in den Mailboxen,
wo Nenigl~eiten drinstehen,
sind viel aktueller und inter-
essanter. Was in der Daten- f
Schleuder Geht, ist oft total l.
veraltet, wenn sie raus-
kommt. Jene, die sich ein biß
chen in Mailboxen herum-
tun, sind vom Informations-
stand einfach vier Wochen
weiter. Deshalb müßte sich
der Informationsaustausch .
viel mehr auf die elektroni-
schen Medien verlagern.
Auch bei uns.
Was würdet Ihr lernandern raten, der
Kuh für die Kommunikstlen als sol
ehe Interesselee?
Online! Rein in die Dingen
Gucken und sehen, was ihm
gefällt, ob er irgendwas fin-
det, womit er etwas anfangen
kann und was seinen Interes-
sen entspricht. Und wenn er
nichts findet, sollte er zuse-
hen, daß er etwas aufbaut.
Auf alle Fälle immer aktiv
sein. .
Wer da ein bißchen ernst-
haft herangeht, wird rela-
Ausgabe 10/Oktober 1984
kam
Um.