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1997-02-28
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279 lines
nur sportlicher Ehrgeiz. zu sein als die Pro-
grammierer der Industrie. was die Hacker motiviert,
oder die Absicht. als unbezahlte Tester den Sicher-
heitstandard imme' hohe, zu treiben, der irrt. Ihr
Auftreten mag an Eulenspiegeleien erinnern, ihre
Aktionen haben aber mehr Ähnlichkeit mit der Strate-
gie begrenzter Regelverletzungen. die ja in der Stu-
dentenrebellion formuliert worden ist. Und es ist nur
folgerichtig daß sie für sich selbst den Anspruch
erheben. in der Tradition Der Aufklärung zu stehen ''
Was heute die Compute, sind, war vor über fünf
Jahrhunderten die Erfind eng des Buchdrucks Das
erste Buch. Evas gedruckt wurde, war die Bibek Dide-
rots Enzyklopädie, eine Sammlung des Wissens, des
Erfahrungsschatzes der Menschen jener Zeit. wurde
erst später gedruckt und vom Papst verboten.
- Und das was jetzt gerade mit Datenverarbeitung
lauft ist das Setzen von Strukturen. Eine herrschende
Minderheit setzt die Strukturen. Das Gros der Men-
schen überblickt sie gar nicht. Durch unsere extreme
Nutzung der neuen Techniken stoßen wir schon jetzt
auf bestimmte Probleme Und dann versuchen wir zu
berichten Über z.B. schon praktizierte Zensur in den
neuen Medien, wie sie bisher noch gar nicht oder
nicht mal in Gedanken vorhanden waren. weil die Art
von Präsentation noch nicht da war, die so eine Zensur
überhaupt erlaubt ..
Beispiel:dieFirmaSELbautöffentlicheBildschirmtext-
&eräte. die in Banken oder PostAmtern oder halt in
Firmeölgebäuden für den öffentlichen Abruf von Btx-
Seiten bereitstehen. Sie haben da gleich die Möglich-
keit eingebaut, daß man Btx-Seiten bestimmter Infor-
mationsandieter nicht abrufen kann mit diesem Gerät.
Durch eine Vo auswahl. eine Negativauswahl können
wie es heißt unerwünschte Anbieter ausgeschlossen
werden... - Konkret: man kann (u. a.) unser Programm
dort nicht abrufen Das ist gesperrt. Das verstoßt zwar.
so sagte uns ein Datenschotzbeauftrager. nach dessen
Empfinden - oder, na ja. beim Datenschatzbeauftragen
spricht man da vielleicht besser nach dessen juristi-
scher Beurteilung. nicht dem Staatsvertrag, da Bild-
schirmtext ein neues Medium ist und das so ist. als
wenn man aus der Zeitung etwas raussuppt. Aber so
ein Konzern kann sich's gegenwärtig erlauben'
"Tatsache ist. daß Standard Elektrik Lorenz ein
i~dschirmtext-Gerat entwickelt und auf der Hannover-
Messe vorgestellt hat, bei dem einzelne Anbieter
ausgesperrt werden können Wer ein solches Gerät
dem Publikum zum unentgeltlichen Gebrauch zur Ver-
fugung stellt, wie es SEL auf der Hannover-Messe
auch zu Demonstrationszwecken tat, kann darüber
bestimmen, welche Programmangebote er zulassen
will Von dieser technischen und rechtlichen MÖglich-
keit hatte die Elektronikfirma Gebrauch gemacht, als
sie medienkritische Seiten sperrte. Das gleiche wäre
es, wenn ein Arzt aus den Zeitschriften die in seinem
Wartezimmer ausliegen, Anzeigen eines bestimmten
Arzeneimittelherstellers herausschneiden würde, weil
er dessen Produkte ablehnte. Mit dem einzigen Unter-
schied, dal3 eine solche private Zensur auffälliger
wäre und sehr schnell offenbarte. was dieser Arzt von
der Kritikfähigkeit seiner Patienten hielte. Ein Eingriff,
der einer Pressezensur gleichkäme. läge freilich dann
vor, wenn die Bundespost bei gebührenpflichtigen
öffentlich aufgestellten Geräten auch eine Vorauswahl
träfe. Doch davon kann bislang noch keine Rede sein.
Die Hacker sind mißtrauisch gegenüber gesellschaft-
lichen Kraften, die das demokratische Potential die
kommunikative Hefe, die in den neuen elektronischen
Medien steckt, unter Kontrolle bringen wollen."
Die neuen Technologien sind Burgersteige, auf denen
wir Wegerecht beanspruchen". sagt Wau und verweist
auf die Schlußakte von Helsinki, in der die Unterzeich-
ner aus 0st und West einen freien Informationsau-
stausch anstreben. Freie Kommunikation sollte das
oberste Prinzip beim Aufhau der elektronischen Netze
sein. national und international."
'Wir sagen, daß wir heute eine Zeit erreicht haben,
wo es nicht nur ein Menschenrecht auf körperliche
Unversehrtheit gibt und Essen und Trinken, was auch
heute in vielen Teilen der Welt noch nicht gewährleistet
ist, sondern auch ein Menschenrecht auf freie, welt-
weite Kommunikation. Daß ich einfach das Recht habe,
jetzt hier den Telefonhörer abzuheben und meinetwe-
gen einen Freund in New York anzurufen und mit ihm
zu sprechen. Und daß da nicht einfach irgend jemand
kommen kann und sagen kann: 'Das darfst Du jetzt
nicht sageni Zack, ich trenne die Verbindung!' - Selbst-
wähigespräche in den Ostblock sind z.Z. nicht . - Halt!
In die Sowiet-Union, DDR und diese ganzen Sachen,
die gehen auch okay. Aber die Sowjet-Union nur über
Amt. - Wahle 007-1234567 und du hörst: 'Der Selbst-
wählferndienst in die Sowjet-Union ist zur Zeit nicht
möglich. Bitte melden Sie Ihre Gespräche über das
Auslandsfernamt 0010 an.' - Das ist 'ne politische
Bankrotterklärung, wenn das ein Land macht!"
.,Keine Eintuhrbeschrankungenfur Informationenwelt-
weit, aber auch keinerlei Behinderungen für den Da-
tenfloß auf nationaler Ebene, dafür treten die Hacker
ein Vom Datengeheimnis halten sie nicht viel, weil
sie der Meinung sind, es würde nur für die Aufrech-
terhaltung irrationaler Herrschaft gebraucht werden.
Datenschutz bedeutet nach ihrer Meinung, daß sich
die Machtigen im Staate nicht in die Karten gucken
lassen wollen. Den Geheimniskrämern aber nachzu-
weisen, dal3 sie nicht unbeobachtet bleiben darin
lagen List und Lust der Hacker. Auch Bildschirmtext,
vom Anspruch her eigentlich ein Medium der Breiten-
kommunikation, entspricht nicht ihren Vorstellungen."
'Bei den elektronischen Medien, wie wir sie uns
vorstellen, hat jeder die Gelegenheit, zu informieren
und auch jeder die Gelegenheit, informiert zu werden.
Beim Bildschirmtext ist das im Augenblick nicht unbe-
dingt gegeben. Man muß Anbieter sein, um irgendwas
machen zu können... - Die Post hat gleich wieder eine
7wei-Klassen-Geselischaft geschaffen. Das ist deren
Konzept. Und die Zwei-Klassen-Gesellschaft heißt
daß wir hier als Anbieter, um effektiv dabei sein zu
können, uns ein teures Gerat von der Post leisten
müssen, das eine schnelle Übertragung in beiden
Richtungen gestattet. Der gewöhnliche Bildschirmtext-
Teilnehmer kann nur ein sechzehntelmal so schnell
Nachrichten schicken wie er vom System mit Meldun-
gen vongemüht wird. Beim Fernsehen ist das Verhalt-
nis ja noch viel schlimmer. Da ist es nicht eins zu
sechzehn, wo Du irgendwas kriegst, sondern noch viel
scharfer... Aber das sind ja auch Verhältnisse, die
bestimmte Strukturen. bestimmte Kommunikations-
und gesellschaftliche Strukturen beschreiben. Und es
gibt auch andere Konzepte..."
Wir leben in der besten aller denkbaren Welten wohl
nicht Technische Normen, die im Laufe der Zeit die
Gestalt von natürlich Gewachsenen annehmen, kön-
nen zum Hemmschuh der gesellschaftlichen Entwick-
lung werden - auch wenn sie zum Zeitpunkt ihrer
Festlegung dem Entwicklungsstand entsprochen ha-
ben mögen. Ob Bildschirmtext und die Struktur anderer
Datennetze schon heute überholt sind, darüber läßt
sich streiten - auch mit den Hackern, auch wenn sie
ihren Club einen CHAOS Computer Club genannt
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Telefon abgeschaltet
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Wegen unbezahlter Gebühren hat
die staathche israelische Telefonge-
sellschaft am Wochenende 1000 Tele-
fonleitungen der israelischen Armee
zeitweilig abgeschaltet. Wie euer Spre
cher der GesellschaR mitteilte, belau-
fen sich die Telefonschulden des Ver-
teidigungsminister~ums gegenwärtig
auf rund 35 Millionen Dollar. Von der
Maßnahme waren jedoch Kommand-
ostellen rächt betroffen.
haben. Das Beispiel USA zeigt daß sie mit ihren
Vorstellungen so ganz falsch nicht liegen können. Dort
gibt es schon tausende von MailUoxen, also elektro-
nischen Briefkästen, die als frei zugangliche Daten-
banken fungieren."
'Zu unseren Netzen gehören freie Mailboxen, die
i rgendwelche Leute machen, wei I sie sehen, sie haben
Computer und sie können 'ne Kommunikation auf-
bauen. Und dann machen sie halt Ne Mailbox. Klem-
men sich irgendwie ans Telefon ran und jeder kann
anrufen und mit jedem anderen, der angerufen und
eine Nachricht hinterlassen hat irgendwie in Verbin-
dung treten. Das gehört zu offenen Netzen Und das
sind die Kommunikationsnetze, die uns vorschweben.
Nicht irgendwas, das vom Staat einem irgendwie
vorgesetzt wird und 'Macht damit, was erlaubt ist''
Dazu gibt's dann Staatsverträge und was weiß ich
nicht alles und Gesetzesbestimmungen, die nicht sach-
gemäß sind, sondern Ergebnis von Interessenklün-
gei n.
Auch wenn wir geistiges Eigentum respektieren, ist
die Vorgehensweise der Post in Berlin ungehörig. Dort
standen in Mailboxen die Namen von Leuten, die
Softwarescheinkäufe tätigten. Das laßt sich nicht ver-
bieten. Denn auch viele Leute, die nur selbstgeschrie-
bene Software vertreiben, legen keinen Wert auf de-
rartige Geschäftsbeziehungen. Aber die Mailboxen
die den Telefonhörer nicht mit einem Selbstbaukran
abgehoben haben oder ein Modem mit Postgenehmi-
gung hatten, bekamen Ärger beim unangemeldeten
Hausbesuch von der Post. Egal ob es Data Becker
Atari oder sonstwer veranlaßt hat: Die Post hat da
sehr anschaulich versucht, das Fernmeldeanlagenge-
setz als Vorwand für Zensur zu benutzen. Die Medien
berichten darüber kaum. Positiv formuliert: sie begrei-
fen die Bedeutung derartiger Falle nicht.
Zum Gluck gibt es etliche Freaks, die in ihrer Bude
vor ihrem Rechner sitzen und sich überlegen: 'Was
kann ich damit machen?' Im Rumexperimentieren und
den dabei staufindenden Debatten und Debakeln ent-
steht ein Kommunikationsnetz, das in unserem Sinne
ist. - Ansätze gibt es. Wir haben hier in Deutschland
kann man sagen, die im Verhaltnis meisten Mailboxen
in Europa Das ist immerhin ein Anfang, auch wenn
es inhaltlich noch lange nicht so weit ist wie in den
USA, wo es neben den mailboxinternen Debatten
schon umfangreiche Literatur wie etwa das Buch
NETWEAVING gibt."
L~LUSTH1.WS 850730 2157
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