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Chaos Computer Club 1997 February
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1997-02-28
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7KB
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164 lines
die Solidarität auszudrücken, daß
die Vorgesetzten nicht ohne weite-
res dagegen vorgehen konnten.
Währenddessen war Al darin ver- '
tieft, Waynes Akten ausdrucken zu
lassen. An einer Stelle bemerkte er
plötzlich die Botschaft >>Fuck Yogi,
Al«. Er sprang von seinem Drucker,
auf und lief schnellstens hinüber in
den Arbeitsraum des Produktions-
leiters. Er packte ihn am Hemd, wo- ~
nach dann alle Vorgesetzten sich in l
das Büro des oberen Betriebsteiters |
zurückzogen (dem Büro wurde von J
den gewöhnlichen Arbeitern die Be-
ze,chnung >>Führerbunker«< zuge-
wiesen)
Später an demselben Tag gingen
die Vorgesetzten. Nachher haben
wir herausgefunden, daß sie ent-
schieden hatten, eine Anklage wem
gen einer "Verschwörung zur Unter-
grabung der Autorität der Ge-
schäftsleitung" auszugecken. Sie
nahmen Waynes Mitteilungen zur.
>>Uberlequng des Tages«, meine
linksgerichteten politischen Schrif-
ten und die >>Solid~rnosc<« - Buttons
Bis Beweisstücke. Sie wandten sich
mit dieser lächerlichen Geschichte
an Jimmy Trebig, der sie an den
stellvertretenden Personalchef ver-
wies. In der folgenden Woche riefen
der stellvertretende Personalchef
und der Leiter unseres Gebäudes
eine Versammlung mit der Beleg- a~ ~AS
Schaft unserer Abteilung ein. Der ~ .
stellvertretende Personalchef blieb ' ~╜D~,
in seiner hAanier cool und väterlieh. AM ,~ Azur
Wir saßen schweigend da, als er sei-
ne aalglatte Ansprache hie~t;»Politi- ~ ~` um, ~
sche Abhandlungen und unflätige ~ \\ f~,~ .
Mitteilungen sind eine unangebrach- l. ~ ~ ~ - «:
te Verwendung der Kapitairessour- . 'Öd= U =9
Nu. -~1~2` 1 ~ i' ~ ' '. '!
r
Da wurde er von einem älteren
Mitglied der Abteilung unterbro-
chen, einem Ingenieur und Konser-
vativen von eigenen Gnaden;»-
Schauen sie her, sagte er, sie reden
nur über Symptome. Sie dringen
nicht vor zur Ursache. Das wirkliche
Probiem ist eine tyrannische und
Mißbrauch treibende Leitung.« Dann
fing er an, Al über seine Eingriffe in
das Privatleben anderer Menschen,
über Dossiers, die gegen Leute ver-
wendet werden sollten, ins Kreuz-
teuer zu nehmen. Einer nach dem
anderen unterbrachen andere Mity-
lieder der Abteilung den Ablauf der
Sitzung, indem sie ihrer eigenen
Empörung Ausdruck gaben.
Am Ende der Versammlung gab
die oberste Betriebsleitung kund,
daß eine >>Teillösung angegangen
werden, da Jim, der Leiter derAbtei-
lung zusammen mit den anderen
Aufsichten zurückgetreten war. Al's
Schicksal hing Jedoch noch In der
Luft. Als wir die Versammlung verlie-
ßen, gab mir ein Mitarbeiter zum
Kommentar:»lch bin mit derZahl der
Leichen nicht zufrieden.«
Al und der Produktionsleiter wur-
den bald danach zurückversetzt
und von privater Seite gedrängt,
sich woanders Arbeit zu suchen. In-
nerhalb von ein paar Monaten wa-
ren sie wen. Einine Tane nach derbe
' Versammlung wurden einige com-
Puterprogramme, die in der manue!-
len Produktion benutzt werden, sa-
botiert Es scheint, daB.die Vorge-
setzten, die gefeuert wurden, zu-
hause Datengeräte hatten und da-
mit immer noch Zugang zu dem
Computer über das Telefonnetz.
Am Schluß der Versammlungen
mit den honchos murrte der Leiter
unseres Hauses über das ~feindli-
che Vernältnis<<, welches sich in un-
serer Abteilung entwickelt hatte. Ais
ob der Kapitalismus nicht auf einem
Feindlichen Verhältnis" beruhen
würde!
Während "sanftes Management«
in Situationen wie der obigen von
den Beschaftigten zu ihren eigenen
Gunsten benutzt werden kann, soll-
ten wir im Kopf behalten, daß dies
nicht einfach ein "Geschenke der
Vorgesetzten ist. Der weniger auto-
ritäre Führungsstil existiert, weil
manche Firmen ihn als eine wir-
ltungsvollere Methode betrachten,
die Mitarbeit der Arbeiterschaft zu
gewinnen, um die Ziele der Be-
triebsleitung zu erreichen. Aber sie
r wurde nur unter dem Aspekt des Wi-
derstands, sowohl des passiven als
auch des aktiven der Arbeiter gegen
eher offenkundig autoritäre Füh-
rungsmethoden als wirkungsvoll be-
trachtet. Sanftes Management be-
seitigt nicht - kann nicht - den sehr
realen Interessenkonflikt zwischen
Arbeitern und Arbeitgebern. Die Tat-
sache bleibt bestehen, daß Arbeiter
weder den Betrieb leiten noch Kon-
- trc e Über das Kapital haben Das
~macht Konflikte unumgänglich. j
Diese Gruppe war neulich in den Na-
chrichten wegen ihrer Beschwerde
!J daß Schwule durch Diskriminierung
f von militärbezogener Arbeit ausge-
schlossen wurden, da sie Sicher-
heltsunbedenklichkeitsbescheide
erhalten müßten, Es ist bedauerlich
daß der Zugang zur Arbeit beim Mili-
tär als Teil des Kampfes um Emanzi-
pation betrachtet wird - dies be-
wegt sich auf derselben Ebene wie
Frauen, die Bullen werden wollen