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Chaos Computer Club 1997 February
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1997-02-28
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11KB
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256 lines
Bei der '>Nachrichtenverbre'- Später sprach ich mit Steve East-
tung« hast du die Mitteilung an je- (der Koordinator der Schwu- 7'
den aus einer definierten Gruppe, -~ lengruppe) über diese und andere `0
geschickt - so z.~. an alle~Beschäf-' Antischwulenbriefe, die er erhielt. Er
tagten in Nordkalifornien oder an alEebezweifelte, daß die Leute, die solch
oder an alle Beschäftigten des Un-' derbe Beleidigungen in derisolation
ternehmens in der ganzen Welt. Espe ihres Büro - oder Arbeitsraumes
gab von der Sache her klar begrenz-,
te Gruppen wie z.b. alle >>IBM - PO
Besitzer. Wenn du eine Nachricht an
alle Mitarbeiter deiner Abteilung ~
schicken wolltest, ohne daß die Fir-,,
menleitung sie sieht, konntest du ei-, r
ne Postgruppe eigens dafür festIe- r-t
gen. indem du die genaue ,~Posti-'
dentitätsziffer«< jedes Mitarbeiters
verwendet hast. Manchmal haben
sich die Leute einfach gelangweilt
und verschickten dann Witze. Bei
manchen Anläßen führten Witze
und Kommentare zu Kontroversen,
da verschiedene Leute ihre Antwort
hinzufügten. Dieses Hin - und Her i
wurde bald Post - Kriege genannt. f
Der wahrscheinlich größte Post-
krieg wurde durch eine harmlose
Mitteilung ausgelöst, die von einem
Mann verbreitet wurde, der einer
Gruppe mit der Bezeichnung >>High
Tech Gays« angehörte.llDie Na-
chricht warb für die Gründung einer
Postgruppe schwuler Beschäftigter
sowie eines Klubs. Die Organisato-
ren betrachteten sich nicht als >>Ak-
tivisten«C. In ihren Augen organisier-
ten sie lediglich eine ,~Kaffeeklat-
schrunde«.
Die Antworten erstreckten sich
Über ehemalige Teilnehmer, Aktivi-
sten und >>normale<« Unterstutzer bis
hin zu "Schwulen<< Beinamen und
den vorhersehbaren religiösen Ver- ,
rückten. Jemand aus dem Lager-
raum in Santa Clara schickte eine
der drohenderen Antworten:~,Betr.: In,
Eine Postgruppe flir schwule Be- ~
schäftigte bei Tandem. tE
Ich hoffe, du kannst alle Homos bei
Tandem zusammentrommeln, denn
wenn du das machst, werden wirher-
auskriegen, wo eines dieser Treffen Las
abgehalten wird und wir werden
euch Schwulen einen Besuch abstat-
ten und jedem von euch die Fresse
vermöbeln. Ich wette, du hast es ger-
r~e den Arsch hoch, du miese kleine
Schwuchtel.«
Hier ein anderer Brief von dersel- ~
ben Art, abgeschickt aus dem Mit- 5@
telwesten:~, Betr.: Bleibt in den dun-
klen Verstecken, ihr Schwulenficker.
Steve - du ignorantes Stück schlei-
miger Schwulenticker' wie kannst du
es wagen, deine bemitleidenswerte ~
sexuelle Perversion dem Tandem- .~t
netz zu zeigen. Darüberhinaas be-
sitzt du die Blödheit darüber stolz zu
sein' deinen kleinen P;mmel irgen-
deinem anderen widerilchen Schwu-
/en das Arschloch hochzuschieben
und deinen pervertierten Orgasmus '
kriegst (wahrscheinlich pißt du an- h'''
statt zu kommen). Nächstes Mal
wenn ich in Cupertino bin, werde ich
deinen schwulen Arsch quer über
den ParEpfetz treten und persönlich (3
deine Eier abschneiden.
Redneck Motba, VSA, apple pie and.;,
heteroseruallty. «
~ ;6
{~'~
pensee, Sex mit Kindern oder mit Tie-
ren stehen. Diese Anzeigen mögen
extrem erscheinen, aber nicht extre-
mer als Anzeigen für Tandemm~tar-
beiter, die auf Schwulensex stehen.
Ich finde, daß Respekt für die Rechte
· der Mehrheit und Respekt für den
durchgeben, bei einer direkten Be- ,,9 Ruf von Tandem - Computers genau
Segnung von Angesicht zu Ange-= so wichtig ist wie die Rechte von
Sicht notwendig so reagieren wur- Minderheiten
den. Da Menschen vereinzelt sind, ~Peter Qu~nn«
wenn sie über das Postnetz kommu-
nizieren, kommunizieren die MÜn-
schen mit einem geringeren Be-
wußtsein über den anderen Men- ~
schen als mit jemandem, der auf ~ .
das, was sie sagen, reagieren wird.
Einer von Steve Eastmans nicht - In,
schwulen Mitarbeitern sah zufällig
die Sorte engstirniger Antworten, 3
die er erhielt: »Betr.: Fanatiker und f
Haßbriefe bei Tandem.
Letzte Woche wurde eine Brief-
mittellung herausgeschickt, in der
die Bildung einer Postgruppe für
schwule Beschä ftigte bei Tandem
vorgeschlagen wird. Ich war über-~
rascht' festzustellen, daß diese Mit- _-
te~lung eine Menge boshafter Ant-
worten hervorgerufen hat. Welch
wunderbare Neuerung: elekfroni-~
sche Haßbriefe hier bei Tandem. _
Eine der Antworten war beson-.
ders beleidigend: eine Drohung' die
Stelle ausfindig zu machen, an der
sich die schwulen Beschäftigten bei
Tandem treffen um sie dann zu ver-
prügelirr. Die Mitteilung war - selbst- .
verständlich - anonym. Dies ist blin-
der Fanatismus und eine Bedrohung
für jeden mit einer unbettebnen Mei-
nung oder Vorliebe. OffensichtIlct'
spreche ich hier von persönlichen
Angebegeilheiten, die niemandem _
Schaden zufügen, außer vielleicht
den Beteiligten, die aus eigenem Lisa
Willen daran beteiligt sind. Ich habe
einen Vorschlag für den Urheber der
gewalttätigen Antwort: bilde eme
Vertellerliste für Fanatiker und Ab-
sender von HaBbriefen. Um weiter- ~,~
hin eure geschätzte Anonymität zu ~
schützen, schlage ich vor, daß ihr ~ :
Gewänder aus alten TücheM und
spitze Hüte tragt. Das Verbrennen
von Krenzen wird freigestellt.
Gary Stass"
Garys Brief, der an alle ging,
brachte die Kontroverse an die Öf-
fentlichkeit. Die Vorurteile gegen
Schwule, die dann auftauchten, wa-
ren etwas zurückhaltender. Zumas
Beispiel:~,Betr.: An Gary. Adehr zu
Schwulen, Fanatikern und andren.
ch stimme dir zu, Gary, daß Fanatis-
mus eine der dunkleren Seiten men-
schlichen Verfaltens ~st. Aber ich
denke wirklich, daß Anzeigen für ei-
ne Postgruppe, die auf sexuellen "',
Vorlieben (sprich: Praktiken) basiert
zu entschuidlgen, einen sehrnegati-,~
ven PrezedenzfalJ schafft. Wennzug
man der Logik des Briefs Öder
Schwulen bei Tandem« folgt, ist es, ~
begreiflich, daß wir, die das Postnetz =!
benutzen bzw die Post durchsehen,
Anzeigen ausgesetzt sein könnten,
In denen Leute gesucht werden, die
Gruppen bilden wollen, die auf Grup-
~Ein Mitglied meiner Abteilung er-
widerte mit folgender ironischen
ntwort:»Betr.. Noch mehr Fanatiker
und andere
Woher habt ihr Typen eure ganzen
Ideen für die verschiedenen ver-
drehten Entgegenungen. Ich kann
mich nicht erinnern, daß gesagt wur-
de, der Zweck der Schwulenpost-
gruppe sei, Sexualpartner zu findend
aber ich schätze, ich bin einfach ein
ischen ZU naiv. Ich wurde wetten, ihr
habt einfach gewußt, daß das Sache
war - ohne es gesagt zu kriegen.
Und jetzt auch noch Postgruppen
für Tandemmitarbeiter, die auf Or-
gien, Sodomie und Kinderbelästl-
gung stehen. Unglücklicherweise
sind die beiden letzten Praktiken un-
gesetzlich - da müssen Jandemmi-
arbeiter, die darauf stehen, einfach
damit im Verborgenen bleiben. Was
die Org/enpostgruppe belangt -
scheint eine gute Idee zu sein - dan-
ke für die Vorschläge Peter.
Herzlichst Keftb«
Indem das Thema des Vorurteils
gegenüber Schwulen an die Öffent-
lichkeit gebracht wurde machte die
Kontroverse es vielen Leuten -
>'normalen" und Schwulen - mög-
lich, ihre Solidarität mit ihren schwu-
len Mitarbeitern auszudrücken und i
direkt gegen die Vorurteile zu argu- I
montieren. In der Zwischenzeit wa- I
ren die ranghöchsten Vorgesetzten,
des Unternehmens offenbarvon der
Ebene der Debatten, die über das
Postnetz erzeugt wurde' gestört.
Der Schwulenpostkrieg wurde bald
von einem pronunciamento erster
Klasse an alle Beschäftigten, von
Mr. BIG JimmyTrebig unterbrochen.
indem zu einem Ende alidessen auf-
gefordert wurde. Seine Mitteildung
beklagte, was er als ''nichtprofes-
sionelles Verhalten« bezeichnete
aber peinlichst darum bemüht war
eine Andeutung wie Zensur zu um-
gehen. Bald darauf wurde eine neue
Verfahrensweise über die Benut-
zung des Postwesens angordnet,
die unter anderem die Benutzung
des Postnetzes für die Werbung
Ölpolitischer, religiöser oder anderer
Zwecke« untersagte.
Die obersten Vorgesetzten waren
offenbar von der Aussicht eines un-
kontrollierten Gebiets der Redefrei- jJ,
heit gestört, das jedem freien Zu- ~
gang zu anderen Beschäftigten er- ,.
maglichte. Gerade noch vor kurzem ''Öl
wurde eine neue Variante